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Ökologische Dämmstoffe – gesund und umweltfreundlich bauen

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Wer ein Haus baut oder saniert, kommt kaum darum herum, es zu dämmen. Zu diesem Zweck gibt es zahlreiche ökologische Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf oder Baumwolle. So können Bauherren ökologische Dämmstoffe bewerten und gute Entscheidungen treffen.

Wolle ist neben Hanf und Stroh ein gebräuchlicher ökologischer Dämmstoff. Foto: iStock.com / ideeone

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt im Neubau und auch bei umfassenden Sanierungsarbeiten bestimmte Zielwerte vor, etwa einen maximalen Jahres-Primärenergiebedarf. Um diese einzuhalten, muss ein Wohnhaus üblicherweise gedämmt werden. Dafür wollen manche Bauherren allerdings ungern künstliche Baustoffe verwenden, die noch dazu aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden. Die Alternativen sind beispielsweise Wolle, Stroh oder Hanf. Sie werden als nachhaltig oder ökologisch bezeichnet – was aber gar nicht immer der Fall ist. Hier finden Bauherren eine Entscheidungshilfe, welche Dämmstoffe ökologisch sinnvoll sind und welche nicht.

Dämmstoffe auf Basis von Polystyrol, Polyurethen oder Mineralwolle sind in Deutschland besonders verbreitet. Alle Informationen, Vor- und Nachteile zum Dämmen mit Styropor oder Mineralwolle.

Ökologische Dämmstoffe als Alternative

Unter ökologischen Dämmstoffen verstehen die meisten Bauherren in erster Linie solche aus natürlichen Materialien. Dazu gehören beispielsweise Pflanzenfasern oder Schaf- und Baumwolle. Es gibt aber auch Dämmmaterial aus ganzen Pflanzenteilen wie Schilf oder Stroh. Diese Alternativen haben gegenüber herkömmlichen Dämmstoffen oft zwei entscheidende Nachteile: Sie sind teurer und sie erreichen schlechtere Wärmedämmwerte. Besonders leicht entflammbar sind natürliche Dämmstoffe dagegen nicht – im Gegenteil, sie allesamt erreichen für Dämmstoffe typische Baustoffklassen und erfüllen somit die Anforderungen an den Brandschutz.

Die wichtigsten Daten in der Übersicht
Wärmeleitfähigkeit W/(m*K)Mindestdicke¹ in cmBaustoffklasse²Kosten¹ in Euro pro m²
Holzfaser0,038 oder schlechter16B215-20
Holzwolle³0,0936³B1keine Angabe³
Baumwolle0,0416B220
Flachs0,03816B215
Jute0,03816B216-18
Hanf0,042 oder schlechter18B1 oder B210-16
Kokos0,0416B2derzeit nicht auf dem dt. Markt verfügbar
Kork0,04 oder schlechter16B230
Zellulose0,038 oder schlechter16B1 oder B25-15
Seegras³0,04518B2keine Angabe³
Schafwolle0,035 oder schlechter16B125-30
Schilf³0,055 oder schlechter22B2keine Angabe³
Stroh⁴0,0522B210-15

¹ des reinen Dämmmaterials, um ohne weitere Baustoffe den GEG-Standard 0,24 W/m²K für den Wandaufbau zu erreichen
² Baustoffklasse B1 = schwerentflammbar, B2 = normalentflammbar
³ als alleinstehender Dämmstoff für Außenwände ungeeignet
⁴ kein eigenständiger Dämmstoff, nur als Strohballenbau verfügbar

Herstellungsenergie, Transportwege, Chemie: Natürlich ist nicht immer ökologisch

Die höheren Kosten für ökologische Dämmstoffe nehmen viele Hausbesitzer gerne in Kauf, wenn sie glauben, dass sie der Umwelt damit etwas Gutes zu tun. Aber ob ein sogenannter ökologischer Baustoff immer so viel besser ist als ein herkömmlicher, ist nicht immer klar erkennbar. Denn Baustoffe lassen sich erst dann beurteilen, wenn man weiß, wo genau sie eingebaut und wie sie beansprucht werden. Genau das ist einem privaten Bauherrn aber oft nicht möglich.

Im Optimalfall lassen sich Bauherren deswegen bei der Wahl der Baustoffe beraten. Beim Neubau sollte diese Funktion die Baufirma oder aber ein Energieberater  übernehmen. Allerdings bieten nicht alle Hersteller alle Bau- oder Dämmstoffe an. Bei der energetischen Sanierung kann ein Energieberater bei der Auswahl der Dämmstoffe helfen. Darauf sollten Bauherren achten:

Diplom-Ingenieur Alexander Kahnt, Leiter der Forschungsgruppe Nachhaltiges Bauen an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig Foto: Kahnt

Energieaufwand bei der Herstellung

Damit aus Pflanzenfasern Dämmplatten werden, müssen sie oftmals unter hohem Energieaufwand zusammengepresst werden. „Holzfaserdämmplatten verbrauchen mehr Energie in der Herstellung als viele synthetische Dämmstoffe“, erklärt Diplom-Ingenieur Alexander Kahnt, Leiter der Forschungsgruppe Nachhaltiges Bauen an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. „Grundsätzlich verbrauchen Schütt- oder Stopfdämmungen wie Zellulose weniger Energie in der Herstellung als Platten“, so Kahnt.

Lange Transportwege

Manche Dämmstoffe wie Kokosfaser, oder teilweise auch Kork, müssen aus weit entfernten Ländern importiert werden. Dazu gibt es fast immer Alternativen aus heimischen Rohstoffen, wie zum Beispiel Hanffasern oder Zellulose.

Chemische Zusätze

Manche ökologischen Dämmstoffe brauchen Zusätze, um das Material zu binden, es feuerfest zu machen und vor Schädlingen zu schützen. Diese Mittel sind zwarüblicherweise für die Gesundheit unbedenklich. Es kann sich aber um künstliche Stoffe wie Kunstharze oder Plastikfasern handeln, die verhindern, dass der Stoff wiederverwertet werden kann. Kahnt sagt: „Chemische Bindemittel sind bei Dämmplatten für deren schlechte Ökobilanzen mitverantwortlich. Stopf- oder Einblasdämmungen schneiden generell besser ab, weil diese keine Bindemittel benötigen.“

Die wichtigsten Zusätze in Dämmstoffen

Chemikalien und andere Zusatzstoffe schützen Dämmstoffe oder sorgen dafür, dass die einzelnen Fasern zusammenhalten und schwer entflammbar sind. Das ist selbst bei ökologischen Dämmstoffen oft unvermeidbar. Die verwendeten Zusätze sind jedoch für die Gesundheit und oftmals auch für die Umwelt unbedenklich.

Borsalz oder Soda dienen dem Brand- und Insektenschutz und verhindern Schimmel. Sie werden auch in Wasch- und Bleichmitteln eingesetzt.

Ammoniumsulfat dient ebenfalls als Schutzmittel. Es wird auch als Düngemittelzusatz in biologischen Kläranlagen und bei der Weinherstellung eingesetzt.

Polyesterfaser oder Kunstharz werden eingesetzt, um Pflanzenfasern zu binden. Das Material ist dann nur eingeschränkt recyclingfähig.

Maisstärke oder Kartoffelstärke sind Alternativen zu Polyesterfasern, der Dämmstoff bleibt dadurch recyclingfähig.

Graue Energie

Graue Energie bezeichnet die Energie, die für die Herstellung, den Transport, aber auch die Lagerung und die Entsorgung eines Produktes aufgewendet werden muss. Dieser Wert wäre prinzipiell am besten geeignet, einen Baustoff zu bewerten. Entsprechende Daten werden zwar vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) veröffentlicht, sind für Laien allerdings schwer verständlich.

Das BMUB stellt umfangreiche Daten zu verschiedenen Bau- und Dämmstoffen zur Verfügung. Darunter auch Daten beispielsweise zum Einsatz von Süßwasserressourcen bei der Herstellung oder dem Erderwärmungspotenzial eines Dämmstoffes.

https://www.oekobaudat.de/

Die gute Nachricht: Selbst bei großem Herstellungsaufwand, langen Transportwegen und chemischen Zusätzen lohnt sich eine Dämmung fast immer. Zumindest aus rein energetischer Sicht: Im Vergleich zu einem ungedämmten Haus liegt die energetische Amortisationszeit von allen Dämmstoffen in der Größenordnung von Wochen oder Monaten. Das heißt: nach kurzer Zeit können Eigentümer bei durchschnittlichem Heizverhalten mehr Energie einsparen, als zur Herstellung und beim Transport des Dämmstoffes verwendet wurden. Und damit schonen sie die Umwelt.

Holzdämmstoffe: Holz, Holzfaser, Holzwolle

Holz besitzt von Natur aus gute Dämmeigenschaften. So braucht ein Massivbau aus ganzen Baumstämmen, der etwa in Blockbauweise errichtet wurde, möglicherweise keine weitere Wärmedämmung.

Die meisten Holzdämmstoffe bestehen allerdings aus Holzfaser. Dabei handelt es sich um einen Reststoff, der in Sägewerken anfällt. Dennoch ist das keine Abfallverwertung. Holzfaser ist vielmehr ein echter Rohstoff, der auch zu Span- oder OSB-Platten und zu Pellets verarbeitet werden kann. Die Herstellung von Holzfaserdämmplatten ist sehr energieaufwendig. In ökologischer Hinsicht ein Nachteil im Vergleich zu beispielsweise Schütt- oder Stopfdämmungen.

Platten aus Holzwolle besitzen ebenfalls gewisse Dämmeigenschaften, werden aber üblicherweise nicht als Dämmmaterial, sondern als Alternative zu Leichtbauplatten aus Gips verwendet wird. Die Platten mancher Hersteller besitzen einen Polystyrolkern, wodurch die Dämmeigenschaften verbessert werden. Solche Platten eignen sich dann beispielsweise, um die Kellerdecke zu dämmen.

Faserdämmstoffe: Zellulose, Hanf und Flachs

Neben Holzfasern lassen sich allerlei weitere Fasern als Dämmstoff einsetzen. Etwa Zellulose, die aus Altpapier gewonnen wird oder diverse Pflanzenfasern wie Jute, Hanf, Flachs oder Seewolle. Sollen diese Fasern zu Platten gepresst werden, muss genau wie bei den Holzfasern viel Energie aufgewendet werden. Außerdem werden üblicherweise Bindemittel benötigt. Als Stopf- oder Einblasdämmung ist das nicht notwendig.

Die Fasern können zum Vlies gepresst auch der Trittschalldämmung dienen. Die Wärmedämmung ist dann marginal, zwischen den Geschossen, wo eine Trittschalldämmung eingesetzt wird, ist eine Wärmedämmung aber in der Regel ohnehin nicht notwendig.

Kokos und Kork

Kokosfasern und Kork sind zwar geeignete Dämmstoffe – doch sind mit ihnen meist lange Transportwege verbunden. Einheimische Produktion gibt es nicht. Kork wird vorwiegend in Portugal angebaut, Kokos in Südasien. Gegen Holz- oder Hanffasern aus Deutschland haben beide Rohstoffe deswegen aufgrund des CO2-Ausstoßes beim Transport das Nachsehen.

Andererseits bestehen Korkdämmplatten aus Korkpartikeln, die durch Wasserdampf expandiert werden. Der große Vorteil besteht darin, dass keinerlei Zusatzstoffe für ihre Herstellung benötigt werden: Weder Bindemittel noch Schutzmittel gegen Feuer oder Schädlinge.

Schafwolle und Baumwolle

Auch Baumwolle ist generell als Dämmstoff geeignet. Doch Diplom-Ingenieur Kahnt warnt: „Der Anbau erfordert sehr viel Wasser, den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Die günstigen Weltmarktpreise beruhen zudem oftmals auf Kinderarbeit.“

Bei Schafwolle bestehen diese Bedenken nicht. Der Dämmstoff besitzt außerdem anders als Pflanzenfasern einen Eiweißanteil – und ist deswegen nicht schädlingsresistent. Zur Abwehr wird beispielsweise Borsalz verwendet, was bei Dämmstoffen aus Pflanzenfasern oft als Brandschutzmittel zum Einsatz kommt. Die Wolle wird gereinigt und dann verfilzt. Der Dämmstoff kann viel Wasser aufnehmen, ohne seine Dämmeigenschaften zu verlieren, ist außerdem sehr flexibel.

Diese Flexibilität bei gleichzeitiger Bruchfestigkeit zeichnet beide Dämmstoffe im Vergleich zu Alternativen besonders aus. Ein Vorteil, der im Hausbau mit unbeweglichen Bauteilen nicht zum Tragen kommt.

Seegras

Seegras ist im Grunde das Herbstlaub von Unterwasserpflanzen. Die Zerfaserung und Bündelung der abgestorbenen Pflanzenteile übernimmt das Meer. Angespülte Seegrasballen werden aufgesammelt, getrennt und dann als Stopf-, Schütt- oder Einblasdämmung verwendet. Der Dämmstoff braucht keinerlei Zusätze zum Schädlings- oder Feuerschutz und ist auch gegen Schimmel resistent. Der Rohstoff wird zwar teilweise aus Nordafrika importiert und legt dann einen langen Transportweg zurück. Durch die energiearme Herstellung ist der Primärenergiebedarf dennoch gering. Seegras gibt es aber auch als heimischen Dämmstoff von der Ostsee.

Schilfrohr und Stroh

Schilfrohr und Stroh werden zur Verwendung als Dämmmaterial nicht in Fasern zerbrochen und zusammengepresst, sondern bleiben in ihrer natürlichen Struktur erhalten. Ganze Schilfrohre oder eben Stroh werden mit Draht zu Platten oder Ballen zusammengebunden – ganz ohne Zusatzstoffe.

Die Dämmwerte dieser Platten sind im Vergleich zu anderen Dämmstoffen weniger gut, das Material ist auch nicht für alle Einsatzgebiete geeignet. Wollte man beispielsweise Stroh als Wärmedämmverbundsystem (WDVS) benutzen, müsste man die 20 Zentimeter dicken Ballen stabilisieren und dick verputzen. Aus diesem Grund eignet sich Stroh eher als Baumaterial. Die Bauweise nennt sich Strohballenbau, der der Holzständerbauweise ähnlich ist. Schilf wird zu maximal fünf Zentimeter dicken Platten verbunden, deren Dämmwerte alleine nicht ausreichen, um den GEG-Standard zu erfüllen. Die Platten werden vielmehr als Leichtbauplatten oder als Putzträger, beispielsweise im Strohballenbau, eingesetzt.

Ökologische – aber nicht natürliche – Alternativen

Auch wenn Mineralwolle kein reines Naturprodukt ist, rät Diplom-Ingenieur Kahnt: „Aus ökologischer Hinsicht sind Dämmstoffe aus Mineralwolle sehr zu empfehlen.“ Der Energieaufwand bei der Herstellung ist sehr gering und die Produkte können nach dem Rückbau deponiert oder recycelt werden. Allerdings werden bei der Herstellung diverse Chemikalien eingesetzt.

Auch Porenbeton ist beim Hausbau ökologisch sinnvoll, weil der Baustoff an sich bereits gute Dämmeigenschaften besitzt. Zusätzliche Dämmstoffe werden dadurch überflüssig.

Dämmstoffe nicht pauschal beurteilen

Es ist aller Ehren wert, wenn Bauherren nicht nur Heizkosten einsparen, sondern auch umweltschonend und nachhaltig bauen wollen. Doch bei der Wahl der Baustoffe sollten sie sich nicht nur auf natürlich klingende Namen verlassen. Nachhaltigkeit mag für manche Bauherren zwar ein wichtiges Kriterium sein, wird aber nicht nur durch einen Baustoff bestimmt. Diplom-Ingenieur Kahnt meint: „Auch mit Dämmstoffen aus Polystyrol ist es letztendlich möglich, die Umwelt zu entlasten.“