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Richtig Bohren: Tipps für perfekte Bohrlöcher

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Vor dem Einzug in den Neubau sind die Wände noch unversehrt. Doch das ändert sich, denn zur Befestigung von Schränken, Spiegeln und Anderem müssen Löcher gebohrt werden. Wer richtig bohrt, vermeidet unnötige Schäden an den neuen Wänden.

Eine Bohrmaschine mit Steinbohrer und Tiefenbegrenzer. Die Ausrüstung stimmt schon mal. Foto: stokkete / stock.adobe.com

Löcher gibt es im Haushalt allenthalben zu bohren: im Bad muss ein Schränkchen aufgehängt werden, der Hochschrank im Wohnzimmer benötigt eine Wandhalterung, der Spiegel im Flur braucht einen Haken. Doch manchmal hakt es beim Bohren. Bauen.de hat einige Ratschläge zur Hand.

Der Untergrund

Im Wesentlichen hat es ein Heimwerker mit drei Materialgruppen zu tun, wenn er in eine Wand bohren will:

  • Geringe Härte: Leichtbauwände. Wände aus Gips- oder Spanplatten, die an ein Ständersystem geschraubt oder genagelt werden. Hinter den Trockenbauplatten befindet sich teilweise ein Hohlraum. Fertighäuser oder Trennwände in Massivbauten sind oft so konstruiert. Altbauten verfügen oft noch über so genannte Rabitzwände: Dabei wurde ein Gemisch aus Hochofenschlacke und Zement mit Drahtgeflecht versteift.
  • Mittlere Härte. Hierzu zählen vor allem Wände aus gebrannten Lehmziegeln, Hüttensteinen, Kalksandsteinen oder Porenbeton.
  • Große Härte. Armierter Beton, wie man ihn aus dem Plattenbau kennt, Fliesen, Klinker und Betonsteine.

Die Unterscheidung zwischen den Materialien oder zumindest dem Härtegrad ist entscheidend, was das richtige Werkzeug und die richtige Methode angeht. Wer keine Ahnung hat, aus welchem Material die zu bearbeitende Wand besteht, sollte eine vorsichtige Probebohrung ansetzen. Kommt rotes Bohrmehl zum Vorschein, handelt es sich um Ziegel, Beton erscheint grau und weißes Mehl deutet auf Gips, Kalksandstein oder Porenbeton hin.

Das richtige Werkzeug

Nach diesen drei Materialgruppen richtet sich die Auswahl der am besten geeigneten Handbohrmaschine und des richtigen Bohrers. In den Baumärkten sind diese Werkzeuge nach den Materialgruppen sortiert.

Ein Holzbohrer, der auch für Trockenbauplatten aus Gips geeignet ist. Foto: ruslan_khismatov / stock.adobe.com

Bohrer

Ein Spiralbohrer für Holz reicht aus, um Löcher in Gips, Holz oder Spanplatten zu bohren. Für die meisten massiven Wände reichen Bohrer völlig aus, an deren Spitze ein geschliffenes Hartmetallstück angelötet ist. Das ist preislich deutlich günstiger als ein Bohrer, der vollends aus Hartmetall besteht. Für Betonwände empfehlen sich dem Heimwerker Granitbohrer. Mit ihnen kann man auch die meisten Natursteine anbohren.

Mit solchen Bohrern lassen sich auch härtere mineralische Oberflächen bearbeiten. Foto: kakmyc / stock.adobe.com

Wer darüber hinaus häufig Fliesen oder Klinker bearbeiten will, sollte nach Titanbohrern oder solchen mit Diamantspitze greifen. Beide sind zwar die teuerste Auswahl, rechtfertigen ihren Einsatz jedoch mit hoher Haltbarkeit und leichtem, präzisem Arbeiten.

Bohrmaschine

Mit zwei Händen hält sich die Maschine besser und es lässt sich mehr Kraft aufwenden. Foto: visivasnc / stock.adobe.com

Bei leichten, hölzernen oder weichen Wänden reicht eine einfache Bohrmaschine; sie kann nur eins: sogenanntes Drehbohren. In diesem Fall sind auch Akkubohrmaschinen problemlos einsetzbar.

Für Wände der mittleren Härte empfehlen sich Schlagbohrmaschinen. Sie drehen den Bohrer nicht nur, sondern versetzen ihn durch eine zuschaltbare Hammerfunktion in leichte Auf-und-Ab-Bewegungen, genannt „Schlag“. Dazu muss man allerdings die Maschine kräftig gegen die Wand drücken. Der Hammereffekt wird also im Wesentlichen vom Benutzer der Maschine ausgelöst und wird in der Praxis eher als Vibrieren empfunden. Das liegt daran, das die Schlagfrequenz bei diesen Geräten ziemlich hoch, der Hub dagegen recht klein ist.

Bohrhammer mit Meißelaufsatz. Foto: mhp / stock.adobe.com

Bei sehr harten Materialien kann es schnell passieren, dass der Bohrer zu heiß wird, dass kein akzeptabler Vortrieb erreicht wird oder nur durch hohen Kraftaufwand. In solchen Fällen muss ein Bohrhammer her, oft auch Hammerbohrer genannt – am besten mit einem pneumatischen Schlagwerk. Der Schlagimpuls wird hier durch komprimierte Luft auf das Bohrfutter, also die Halterung für den Bohrer übertragen. Meist ist die Halterung ein sogenanntes SDS-System, bei dem die Bohrer nicht festgeschraubt, sondern nur eingesteckt werden. Längsnuten am Schaft sorgen dafür, dass der Bohrer im Futter gehalten wird und gleiten kann. Solche Maschinen verfügen über einen Umschalter für Drehbewegungen mit und ohne Schlag, sodass sie auch für normales Bohren verwendbar sind. Stellt man nur den Schlag ein und lässt die Drehbewegung weg, ist sie für Stemmarbeiten verwendbar und ersetzt Hammer und Meißel.

Es ist sehr vorteilhaft, wenn die jeweilige Maschine über einen Drehzahlregler verfügt. Das ist entweder ein Stellrad oder die Geschwindigkeit wird über den An-Aus-Taster geregelt.

Richtig Bohren

Wenn Werkzeug und Untergrund gut aufeinander abgestimmt sind, geht es jetzt ans richtige Bohren.

  • Vor dem Ansetzen der Bohrmaschine gilt es genau auszumessen und anzuzeichnen, wo die Bohrung hinsoll. Bei mehreren Löchern muss zusätzlich eine Wasserwaage verwendet werden.
  • Wer während der Neubauphase keine Fotodokumentationen von Strom und Wasserleitungen gemacht hat, muss nun anderweitig sichergehen, keine Leitungen beim Bohren zu treffen. Dafür gibt es im Handel Ortungsgeräte, auch Leitungssucher oder Wandscanner genannt. Deren Preisspannen sind beachtlich: das einfachste Gerät ist für unter 10 Euro zu haben, die mittlere Preisstufe liegt bei 20 bis 40 Euro und professionelle Orter kosten um die 250 Euro oder noch mehr.
  • Um punktgenau zu bleiben, sollte man sich zunächst ohne Schlag und bei langsamer Geschwindigkeit einige Millimeter vorarbeiten. Erst dann wird mit Schlag und größeren Drehzahlen fortgefahren. Alternativ dazu kann man mit einem dünneren Bohrer von etwa einem Drittel bis zur Hälfte des geplanten Durchmessers vorbohren. Das kleine Loch hilft, den größeren Bohrer zu zentrieren.
  • Im Neubau sollten ausbrechende Bohrränder eigentlich nicht auftreten. Im Altbau kann das aber passieren. Dann die Bohrstelle mit farblosem Latex oder leicht verdünntem Holzkaltleim tränken, trocknen lassen und anschließend bohren. Das geht vor allem dann gut, wenn man zunächst dünn vorgebohrt hat. Ausgeplatzte Stellen rund um das Bohrloch kann man aber auch nach dem Einsetzen des Dübels verspachteln.
  • Beim Bohren rieselt zwangsläufig Ziegelmehl oder Betonstaub aus der Wand. Der kann sofort beseitigt werden, wenn eine helfende Hand einen Staubsauger unter das Bohrloch hält. Zur Not helfen auch eine Papiertüte oder ein feuchter Lappen.
  • Die Tiefe eines Bohrloches richtet sich nach den Schrauben und den Dübeln, die man anschließend einsetzen will: Die Schraube sollte etwa fünf Millimeter kürzer als der Dübel sein und das Bohrloch wiederum etwa zehn Millimeter länger als der Dübel. Manche Bohrmaschinen verfügen über einen Tiefenbegrenzer; das ist ein verschiebbarer Eisenstab, der parallel zum Bohrer liegt und beim Auftreffen auf die Wand tieferes Eindringen verhindert. Mit einem Stück Klebeband kann man die maximale Bohrtiefe auch am Bohrer selbst markieren.

Sonderfall Fliesen

Im Bad lässt es sich nicht immer vermeiden, durch Fliesen zu bohren, um beispielsweise Schränke aufzuhängen. Zwar sollte man stets versuchen, das Bohrloch an einer Fuge zu platzieren, doch das geht leider nicht immer. Die feinkeramischen Platten sind mit einem Stein- oder Widiabohrer an sich leicht zu durchdringen – wenn die harte Glasur nicht wäre. Auf ihnen wandert der Bohrer hin und her, sobald er sich dreht. Deshalb empfiehlt es sich, mit einem kleinen Steinbohrer mit einem Durchmesser von zwei oder drei Millimetern vorzubohren, aber keinesfalls mit Schlag! Man beginnt mit sehr kleinen Drehzahlen und steigert diese, wenn der Bohrer sicher aufsitzt. Den größeren Bohrer lässt man anschließend ebenfalls sehr langsam anlaufen, bis man die Glasur durchdrungen hat. Die Wand kann dann wieder mit Schlag bearbeitet werden.

Sonderfall Durchbruch

Bohrmaschine mit Bohrkrone für größere Bohrlöcher. Foto: mihail39 / stock.adobe.com

Wenn Elektroleitungen oder Rohre verlegt werden sollen, muss manchmal eine Wand komplett durchbrochen werden. Bei schmalen Durchbrüchen kommt man noch mit einem Spiralbohrer aus, beispielsweise für Abwasserrohre ist jedoch eine sogenannte Bohrkrone notwendig, auch Kernbohrer genannt. Das ist ein hohler Zylinder, der an einem Ende Schneiden aus Hartmetall oder Diamantsplittern besitzt. In der Regel liegen die Durchmesser für den Heimwerkerbedarf zwischen 30 und 200 Millimeter. Für eine einmalige Anwendung lohnt sich die Anschaffung solcher Werkzeuge allerdings nicht. Baumärkte oder Ausleihstationen helfen mit Leihbohrern weiter.