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Nachhaltig Bauen – darauf müssen Bauherren achten

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Nachhaltig bauen heißt, so zu bauen, dass möglichst wenig Schäden und Spuren hinterlassen werden. Außerdem sollte das Gebäude möglichst effizient und lange genutzt werden können. Alle wichtigen Fragen auf einen Blick.

Große Fenster auf der Südseite, Photovoltaik, begrüntes Dach, Holzfassade: So könnte ein nachhaltiges Haus aussehen. Foto: iStock.com / HildaWeges

Was bedeutet nachhaltig Bauen?

Nachhaltigkeit bedeutet, vorausschauend und verantwortungsbewusst mit den Ressourcen der Erde umzugehen. Um nachhaltig und umweltfreundlich zu bauen, bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes, bei dem verschiedene Aspekte eine Rolle spielen. Berücksichtigen muss man dabei unter anderem:

  • das lokale Klima
  • die Bodenbeschaffenheit
  • die Infrastruktur im Hinblick auf Verkehrsanbindung, Versorgungseinrichtungen und kulturelle Angebote
  • der für den Bau erforderliche Verbrauch an Fläche, Ressourcen und Energie, zu der neben der benötigten Heizenergie auch die graue Energie zählt
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Unter grauer Energie versteht man die Energie, die aufgewendet werden muss, um die benötigten Baustoffe herzustellen oder vorzubereiten, an die Baustelle zu transportieren und zu verbauen.

Nachhaltig bauen bedeutet also:

  • Auf die Produktionskette von Baustoffen und somit auf ihre weitgehend klimaneutrale Herstellung zu achten.
  • Den Lebenszyklus eines Hauses in die Planung miteinzubeziehen. Das Haus also so zu planen, dass es möglichst lange genutzt werden kann.
  • Das Haus so zu bauen, dass es möglichst energieeffizient genutzt werden kann.

Was zeichnet ein nachhaltiges Haus aus?

Energieeffizient und klimaschonend bauen

Nachhaltige Gebäude haben eine hochgedämmte Gebäudehülle, die Wärmeverluste minimiert, und sie nutzen regenerative Energiequellen für die Heizung. Dies ist in gewissem Umfang auch gesetzlich vorgeschrieben: Beim Neubau muss der Anteil regenerativer Energiequellen beim Heizen und bei der Warmwasserbereitung mindestens 15 Prozent betragen. Erdwärme und Sonnenergie bieten ideale Möglichkeiten, klimaneutral zu heizen. Mittels Solarthermie lässt sich zum Beispiel Trinkwasser fürs Duschen erzeugen oder auch eine umweltfreundliche Eisspeicherheizung betreiben. Wenn dann noch Photovoltaik zur Stromerzeugung genutzt wird, hat man viel getan, um die Sonnenenergie optimal zu nutzen.

Kurz zusammengefasst:

  • Fassaden- und Dachflächen gut dämmen
  • Sonnenenergie und Umgebungswärme nutzen

Das Grundstück: Die Kraft der Sonne nutzen

Für das Energiekonzept eines Gebäudes spielt das lokale Klima einschließlich Wind, Niederschlägen und Sonnenscheindauer eine wichtige Rolle. Deswegen muss auch das Grundstück bestimmten Kriterien entsprechen: Es sollte nicht komplett verschattet sein. Idealerweise liegt das Gebäude windgeschützt und wird von Süden besonnt, sodass die nach Süden orientierten Wohnräume über größere Glasflächen von der Sonneneinstrahlung profitieren, während nach Norden orientierte Nebenräume mit ihren kleinen Fenstern als Pufferzone dienen und so unnötige Energieverluste verringern.

Nicht jedes Grundstück entspricht diesen Idealbedingungen. Nachhaltig bauen kann man trotzdem, indem die Begebenheiten berücksichtig und in die Planung mit einbezogen werden. Häufig kann man beispielsweise den Grundriss anpassen: Wenn die Südseite zur Straße weist, kann das Haus möglicherweise etwas von der Straße abgerückt werden, sodass dann außer dem Hauseingang auch der Garten zur Straße hin orientiert werden kann und sich die Süd- und Sonnenseiten des Gebäudes optimal nutzen lassen.

Kurz zusammengefasst:

  • Ein geeignetes Grundstück finden, auf dem die Kraft der Sonne möglichst gut genutzt werden kann.

Klein und einfach bauen

Je kleiner ein Haus, desto geringer sind die für den Bau nötigen Eingriffe ins Erdreich, sowie der Bedarf an Baumaterialien und der Aufwand an Energie. Jeder Bauwillige sollte die eigenen Ansprüche kritisch hinterfragen – sich auf das Wesentliche zu beschränken ist der erste Schritt zu umweltschonendem Bauen. Dazu gehört zum Beispiel die Überlegung, ob ein Keller wirklich notwendig ist: Als Lagerraum kann ein ebenerdiger, unbeheizter Anbau an Garage oder Carport häufig dieselben Funktionen erfüllen.

Eine einfache, klare Gebäudeform ohne Vor- und Rücksprünge trägt dazu bei, den baulichen Aufwand und zugleich Energieverluste zu minimieren. Denn je kompakter ein Gebäude ist, umso geringer ist das Verhältnis von Außenwandflächen zu Raumvolumen und desto weniger Wärme geht über die Gebäudehülle verloren. Da selbst bei einem Fenster mit moderner Dreischeibenverglasung mehr Wärme verloren geht als bei einer geschlossenen Wand vergleichbarer Fläche, sollte der Fensterflächenanteil sorgfältig geplant werden: Um auf der Südseite Sonnenenergie zum passiven Heizen zu gewinnen, sind dort zwar große Fensterflächen, aber nicht unbedingt vollflächige Verglasungen nötig. An der Gebäudenordseite lassen sich dagegen durch Wandflächen mit geringem Fensterflächenanteil unnötige Energieverluste vermeiden.

Kurz zusammengefasst:

  • Möglichst klein bauen
  • Möglichst einfach bauen

Was ist ein nachhaltiger Grundriss?

Um den Flächenbedarf eines Gebäudes zu verringern, hilft es, die Verkehrsflächen im Haus entweder zu minimieren oder sie zum Wohnen zu nutzen. Im letzteren Fall können dann andere Räume kleiner ausfallen oder werden vielleicht gar nicht mehr benötigt: Ein etwas breiterer Flur kann beispielsweise als Spielflur dienen oder Platz für einen Arbeitstisch bieten.

Damit ein Haus möglichst lange genutzt werden kann, sollte es sich ohne größeren Aufwand an veränderte Bedürfnisse anpassen lassen. Zum Beispiel kann man mit einer Treppe im Eingangsbereich ein Einfamilienhaus später relativ leicht in zwei getrennte Wohnungen aufteilen. Offene Grundrisse beinhalten ebenfalls ein hohes Maß an Flexibilität, weil sie es bei entsprechender Fensteranordnung ermöglichen, einen großen Wohnraum durch das Einziehen leichter Trennwände in mehrere Einzelzimmer zu verwandeln. Und wer von vornherein ein Haus barrierefrei baut, hat gute Chancen, auch im Alter ohne aufwändige Umbauten weiter im eigenen Heim wohnen zu können.

Kurz zusammengefasst:

  • Verkehrsflächen minimieren oder zum Wohnen nutzen
  • Zukünftige Nutzungen mitbedenken

Vorplatz und Garten nachhaltig gestalten

Zum nachhaltigen Bauen gehört auch, im Außenbereich auf versiegelte Flächen zu verzichten, damit Regenwasser versickern kann. Dies fördert den natürlichen Wasserkreislauf und trägt dazu bei, dass bei Starkregen die Kanalisation nicht überlastet wird. Versickerungsfähige Beläge, wie Rasenschotter oder Fugenpflaster, bieten sich für Zufahrt und Stellplatz an, für Terrassen eignen sich auch Porenpflastersteine. Auch ein Gründach, zum Beispiel auf der Garage, trägt zur Regulierung des Wasserkreislaufs bei, denn die Vegetationsschicht speichert das Regenwasser zunächst und gibt es zeitversetzt an die Regenrinne ab. Wer Regenwasser in einer Zisterne sammelt und für die Gartenbewässerung oder für WC und Waschmaschine nutzt, verringert den Verbrauch an Trinkwasser.

Kurz zusammengefasst:

  • Flächenversiegelung minimieren
  • Regenwasser nutzen

Geeignete Materialien und Wärmedämmungen

Gebäudehüllen müssen gut gedämmt und möglichst dicht sein, um den aktuell gültigen Anforderungen des GEG (Gebäudeenergiegesetz) zu genügen. Dazu ist nicht unbedingt eine Wärmedämmschicht auf den Außenwänden erforderlich. Gebäude aus einschaligem Mauerwerk können ohne zusätzliche Wärmedämmung auskommen, wenn sie aus Hochlochziegeln, Porenbeton- oder Leichtbetonsteinen bestehen und mindestens 36,5 cm dick sind. Zusätzlich bieten derartige Gebäude eine hohe Speichermasse, wodurch die Raumtemperatur auch bei schwankenden Außentemperaturen konstant bleibt. Zudem gilt: Je weniger Schichten eine Außenwand aufweist, desto weniger anfällig ist sie für Schäden.

Holzleichtbauten benötigen eine zusätzliche Wärmedämmung, ebenso Dächer, wenn der Dachraum zum Wohnen genutzt wird, anderenfalls muss die oberste Geschossdecke gedämmt werden.

Für alle nicht-erdberührten Bereiche eignen sich natürliche Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen sehr gut. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an ökologischen Dämmstoffen, wie Schafwolle, Seegras, Schilfrohr, Stroh, Zellulose oder Holzweichfasern, von denen die meisten in ihrer Dämmwirkung konventionellen Dämmstoffen in nichts nachstehen, wenn sie an geeigneter Stelle verwendet werden. Im Gegenteil: Holzweichfaserplatten zum Beispiel bieten nicht nur einen sehr guten Wärmeschutz, sondern zusätzlich im Sommer auch einen hervorragenden Hitzeschutz – gerade bei Holzleichtbauten und bei zum Wohnen ausgebauten Dächern ein wichtiger Aspekt.

Für Fassaden sind hinterlüftete Verkleidungen aus unbehandeltem Nadelholz, zum Beispiel Lärchenholz, ideal: Wenn Holz immer wieder trocknen kann, ist es nahezu unverwüstlich.

Zu einer nachhaltigen Bauweise gehört außerdem, möglichst nur regionale Baustoffe zu verwenden, um den Transportaufwand zu reduzieren. So ist beispielsweise auch ein Holzhaus nicht sehr nachhaltig, wenn das Holz dafür aus Kanada und Sibirien importiert wurde.

Kurz zusammengefasst:

  • Ökologische Dämmstoffe verwenden
  • Regionale Baustoffe verwenden

Welche ökologischen Baustoffe gibt es?

  • Selbstdämmende Mauersteine
  • Ziegel und Klinker aus regionalen Werken
  • Holz, insbesondere mit FSC-Siegel aus heimischen Wäldern
  • Lehmputz
  • Regionale Natursteine wie Schiefer
  • Reet als Dachbelag oder begrünte Dächer
  • Dämmstoffe wie Schafwolle, Zellulose oder Holzfaser

Nachhaltig wohnen = gesund wohnen

Zu einem gesunden Raumklima gehört eine angenehme Raumtemperatur und eine Raumluft, die weder zu feucht noch zu trocken und weitgehend frei von Schadstoffen, Staub und Allergenen ist. Die relative Raumluftfeuchte liegt idealerweise zwischen 40 und 60 Prozent.

Für wohngesunde Innenräume muss die zusätzliche Feuchtigkeit, die täglich unter anderem durch Duschen und Kochen entsteht, effektiv abgeführt werden, entweder durch Fensterlüftung oder über eine mechanische Lüftungsanlage. Dadurch lässt sich Schimmelbildung vermeiden, die für Bauschäden und Gesundheitsprobleme verantwortlich ist.

Naturbelassene Materialien tragen zu einer hohen Raumluftqualität bei, da sie in der Regel keine Schadstoffe enthalten und die Raumluftfeuchte auf natürliche Art regulieren, wie es zum Beispiel bei offenporigem Holz und diffusionsoffenen Putze und Farben der Fall ist. Lehmputz zum Beispiel ist besonders gut in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. Zusätzlich absorbiert Lehmputz Schadstoffe und Gerüche. Kalkputz wiederum hat einen hohen PH-Wert, weshalb er gut gegen Schimmel wirkt. Bodenbeläge aus Holz, Linoleum oder Naturteppichen, um nur einige zu nennen, tragen ebenfalls zu einem gesunden Raumklima bei, sind umweltfreundlich und können problemlos entsorgt, wiederaufbereitet oder wiederverwendet werden.

Kurz zusammengefasst:

  • Luftfeuchtigkeit durch natürliche Baustoffe regulieren
  • Für ausreichende Lüftung sorgen
  • Automatische Lüftungsanlagen nur mit Wärmerückgewinnung installieren

Was kostet nachhaltiges Bauen?

Pauschal kann nicht gesagt werden, was ein nachhaltiges Haus kostet. Es gibt zu viele Faktoren, die die Kosten beeinflussen und zu viele Möglichkeiten, zwischen denen sich Bauherren, die nachhaltig bauen wollen, entscheiden können. Ein nachhaltiges Haus kann im Vergleich zu einem Haus, bei dem Bauherren keinen Wert darauf legen, sowohl teurer als auch günstiger sein.

Folgende Aspekte machen nachhaltiges Bauen teurer:

  • Hochwertige regionale Baustoffe.
  • Heizsysteme auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Im Betrieb sind solche Heizungen aber oft günstiger.
  • Technik wie Photovoltaik- oder Lüftungsanlagen. Sie machen den Unterhalt des Hauses allerdings günstiger.
  • Versicherungen für Holzhäuser oder Häuser mit Reetdach sind manchmal etwas teurer.

Folgende Aspekte machen nachhaltiges Bauen günstiger:

  • Möglichst klein und einfach zu bauen kann sehr viel Geld einsparen.
  • Wer viel Energie spart und die Kraft der Sonne nutzt, hat niedrige Unterhaltskosten.
  • Geringe Flächenversiegelung spart Abwassergebühren.

Fördermöglichkeiten beim nachhaltigen Bauen

Für Neubauten, die in einem der KfW-Effizienzstandards ausgeführt sind, bietet die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Förderungen in Form von Zuschüssen und günstigen Krediten an. Seit Juli 2021 kommt dabei die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) zur Anwendung: Bauherren können zwischen Kredit, Tilgungszuschuss und direktem Zuschuss wählen, wobei sich die jeweilige Höhe nach dem gewählten KfW-Effizienzstandard richtet. Die Förderbeträge werden für jede abgeschlossene Wohneinheit innerhalb eines Hauses gewährt, also auch für Einliegerwohnungen.

Die KfW-Bank beschränkt sich auf die Förderung möglichst energieeffizienten Bauens unter Verwendung von regenerativen Energien. Dies stellt allerdings nur einen, wenn auch wichtigen Teilaspekt nachhaltigen Bauens dar.