Wissen rund ums Bauen

Das Tiny Haus: Varianten, Ausstattung, Kosten

Beginnen Sie jetzt mit der Planung Ihres Traumhauses. Vergleichen Sie über 500 Hauspläne von über 100 Hausanbietern.
Kostenlose Kataloge suchen

Ein Tiny House ist ein kleines, mobiles und hocheffizient gebautes Häuschen. Doch zukünftige Bewohner müssen einige Hürden überwinden – und sich von etwaigen Träumen grenzenloser Freiheit verabschieden.

Was ist ein Tiny House?
Was genau ein Tiny House ist, ist nicht ganz trennscharf. Regina Schleyer vom Tiny House Verband schlägt folgende Definition vor: „Ein Tiny House sollte eine Grundfläche von weniger als 50 Quadratmetern haben, es sollte mobil sein und am Standort sollte keine Bodenversiegelung stattfinden.“ Mehr als 60 Hersteller, in der Mehrzahl kleinere Betriebe mit Wurzeln im Handwerk und Holzbau, bedienen in Deutschland derzeit die Nachfrage nach Tiny Houses. Stilistisch ist dabei alles vertreten: vom minimalistischen Kubus über das Schwedenhaus bis zum umgebauten Zirkuswagen.

Was die Größe und Beweglichkeit der Häuser betrifft, haben sich zwei Varianten durchgesetzt. Beide Varianten unterscheiden sich von normalen Wohnhäusern, insbesondere, was die Versiegelung des Bodens beziehungsweise das Fundament angeht.

Einfach zusammenpacken und woanders hinfahren: Mit einem mobilen Haus ist das grundsätzlich möglich. Foto: Tiny House Diekmann

Tiny House mit Rädern

  • Straßenverkehrsrechtlich einem Wohnanhänger gleichgestellt.
  • Maximalgewicht von 3,5 Tonnen im Straßenverkehr.
  • TÜV-Zulassung und eine eigene Haftpflichtversicherung notwendig.
  • Der Fahrer des Zugfahrzeuges brauch den sogenannten „Anhängerführerschein“ der Klasse BE.
  • Wohnfläche zwischen 12 und 20 Quadratmeter, mit eingezogener Hochebene bis zu 25 Quadratmeter.

Tiny House ohne Räder

  • Diese Häuser können größer gebaut werden als die Variante mit Rädern, bleiben aber dennoch unter 50 Quadratmetern Grundfläche.
  • Zum Bewegen dieser Tiny Houses ist ein separates Transportfahrzeug nötig, in der Regel ein Tieflader Der Fahrer braucht einen entsprechenden LKW-Führerschein.
  • Am Stellplatz wird das Haus auf einem Schraub- oder Punktfundament fixiert, es findet also keine Bodenversiegelung statt.

Grundstücks- und Stellplatzsuche

Die Frage nach dem Standort des mobilen Eigenheims spielt eine größere Rolle, als es jemandem, der eigentlich ortsunabhängig sein möchte, lieb sein kann. Denn anders als es manches Werbebild suggeriert, darf man Tiny Houses in Deutschland nicht auf jede Obstwiese stellen. Selbst wenn Freunde einem bereitwillig ein Stück in ihrem Garten zur Verfügung stellen, heißt das dennoch nicht, dass dieser Stellplatz auch rechtens ist.

„Wo man sein Tiny House in Deutschland abstellen darf, hängt vor allem davon ab, ob man darin ganzjährig wohnen oder sich nur am Wochenende und im Urlaub dort aufhalten möchte,“ erläutert Regina Schleyer vom Tiny House Verband. „In beiden Fällen fällt das Tiny House aber unter das Baurecht der jeweils geltenden Landesbauordnung.“ Das heißt: ein Grundstück muss zur Wohnbebauung vorgesehen sein, damit man dort ein mobiles Haus dauerhaft abstellen und bewohnen darf.

Ein Tiny House fürs Wochenende

Für die Wochenend- und Freizeitnutzung kommen als Stellplatz Grundstücke im Außenbereich der Kommunen in Frage, die als Erholungsgebiete und für die Errichtung von Ferienhäusern ausgewiesen und erschlossen sind. Dort dürfen Häuser mit einer Grundfläche von weniger als 50 Quadratmetern in vielen Fällen verfahrens- und genehmigungsfrei aufgestellt werden. Auch Campingplätze sind eine Möglichkeit, ein Tiny House aufzustellen.

Hauptwohnsitz Tiny House

Wer sein Tiny House ganzjährig bewohnen möchte, hat es schwerer bei der Suche nach einem geeigneten Grundstück. Die Nutzung als fester Wohnsitz macht aus einem Tiny House nämlich ein reguläres Wohngebäude – selbst dann, wenn es sich um einen Wohnwagen handelt. Als solches darf es nur im Innenbereich der Kommunen auf einem Grundstück stehen, welches im Flächennutzungsplan für die Wohnbebauung vorgesehen ist. Außerdem muss das Grundstück an die Wasser- und Stromversorgung angeschlossen sein. Darüber hinaus hat sich auch ein Tiny House in Form und Gestaltung an die geltenden Bebauungsvorschriften zu halten.

Einen Überblick über Stellplätze, die ausdrücklich als Tiny-House-Stellplatz ausgewiesen sind, gibt es bei einigen lokal organisierten Tiny-House-Vereinen sowie beim Tiny-House-Verband, der auf seiner Website deutschlandweit ausgeschriebene Stellplatzprojekte publik macht und Informationsmaterial für Kommunen zum Umgang mit dem Thema bereitstellt.

Braucht ein Tiny House eine Baugenehmigung?

Ein Tiny House muss sich immer an jeweils geltenden Bauvorschriften halten. Sofern es aber auf einem Campingplatz oder einem Freizeitgrundstück steht, sind diese leichter einzuhalten und es wird auch üblicherweise kein Bauantrag benötigt.

In den meisten anderen Fällen sieht das anders aus: Dann muss bei der Baubehörde vor Ort für das Tiny House ein Bauantrag gestellt werden, eingereicht von einem Bauvorlageberechtigten und zusammen mit allen erforderlichen Bauvorlagen. Dabei ist auch nachzuweisen, dass das Tiny House gemäß des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) gebaut wird.

Wie wird ein Tiny House gebaut?

Wie ein Tiny House gebaut wird, bleibt dem jeweiligen Hersteller überlassen. In den meisten Fällen handelt es sich um Häuser in Holzrahmenbauweise, die auf ein Anhängergestell montiert werden. Andere Materialien wären denkbar, genau wie die Herrichtung von alten Bauwagen oder Containern.

Dabei ist eines immer gleich: der Platz ist äußerst knapp. Alles muss möglichst effizient gestaltet sein, insbesondere die Wärmedämmung: Obwohl mobile Häuser praktisch nur aus Außenwänden bestehen, sind die meisten von ihnen so konzipiert, dass sie rund ums Jahr genutzt werden können. Sie sind hocheffizient gedämmt und beheizbar.

Bei der Wahl des Heizungssystems müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden: Die Wärme sollte schnell zur Verfügung stehen, gut zu regulieren sein und auch den Fußboden wärmen. Außerdem sollte das System wenig Platz beanspruchen, ausreichend Luftaustausch ermöglichen und mit den Regularien des jeweiligen Stellplatzes kompatibel sein. Möglich sind beispielsweise Luftwärmepumpen, elektrische Infrarotheizungen, Gasheizungen oder Holz- beziehungsweise Pelletöfen. „Welches Heizungssystem am besten geeignet ist, hängt auch davon ab, wie das Tiny House später genutzt werden soll und wo es stehen wird“, sagt Stefan Diekmann, Inhaber von Tiny House Diekmann, Deutschlands größtem Hersteller. „Am besten wird die Heizung deshalb individuell geplant.“

Große Fenster, Schlafkoje. Der Innenraum einer Igluhut – einer Igluhütte. Foto: iglucamping.com

Die Küche ist gleichzeitig Treppe zum Schlafbereich. Foto: Addictive / iStock.com

So hell und geräumig kann das Innere eines mobile Houses aussehen. Foto: Tiny House Diekmann

Für die Inneneinrichtung gilt das Gleiche: Auf kleinstem Raum müssen alle Wohnfunktionen abgedeckt werden: Kochen und Essen, Wohnen, Schlafen und der Sanitärbereich, inklusive der benötigten Technik und aller Anschlüsse. Da sind multifunktionale und intelligente Lösungen gefragt und ein genauer Zuschnitt auf die Bedürfnisse des Bewohners. Bei Tiny House Diekmann sind deshalb rund 80 Prozent aller verkauften Häuser Individualplanungen. Stefan Diekmann: „Platz ist im Tiny House ein so knappes Gut, dass der Raum die Prioritäten der Bewohner genau abbilden sollte.“

Mobile Häuser sind in der Regel so ausgestattet, dass sie am Stellplatz an das lokale Stromnetz sowie an die Wasserzufuhr und Abwasserentsorgung angeschlossen werden können. „Natürlich ist es auch möglich, so ein Haus komplett autark auszurüsten“, sagt Diekmann. „Bei den meisten Stellplätzen ist der Anschluss ans Abwassernetz allerdings obligatorisch.“ Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach ist bei mobilen Häusern  weit verbreitet.

Was kostet ein Tiny House?

Wer ein Tiny House kaufen möchte, wird bei den Herstellern je nach Ausstattung zu Preisen zwischen 40.000 und 80.000 Euro fündig. Die Preise sind abhängig von der Größe, der Ausstattung und der Ausbaustufe. Bei größeren Tiny Houses ohne Rädern reicht die Preisspanne bis zu 120.000 Euro.

Für den Transport fallen zusätzliche Kosten an. Dasselbe gilt für Serviceleistungen, die vom Hersteller angeboten werden, wie das Stellen einer Bauvoranfrage oder eines Bauantrags.

Wie bei jedem anderen Wohngebäude empfiehlt sich auch für das Tiny House der Abschluss einer Versicherung. Brand, Einbruch, Wetterschäden, Transportschäden beim Stellplatzwechsel sowie eine Haftpflichtversicherung für Haus und Grund: Einige wenige Versicherungsanbieter bieten speziell zugeschnittene Pakete für Tiny Houses an. Für etwa 20 Euro pro Monat gibt es einen umfassenden Schutz.

Förderungen

Für Tiny Houses stehen die gleichen Förderungen zur Verfügung, wie bei jedem anderen Wohnhaus auch – mit den gleichen Bedingungen. Ob die immer höheren Anforderungen an den Wärmeschutz und die Energieeffizienz erfüllt werden können, hängt vom einzelnen Produkt ab.

Vor- und Nachteile von Tiny Houses

Tiny Houses haben eine Reihe von ganz spezifischen Vor- und Nachteilen im Vergleich zu normalen Wohnhäusern:

  • Sie sind kleiner. Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, liegt in den Augen des Betrachters. Wer auf ein Tiny House umsteigen will, legt in den meisten Fällen Wert auf einen gewissen Minimalismus. Es werden weniger Ressourcen verbraucht und keine Bodenfläche versiegelt.
  • Sie sind günstiger, wenn man die Gesamtkosten betrachtet. Ein Tiny House bekommt man für den Bruchteil der Kosten eines normalen Hauses.
  • Sie sind teurer, wenn man die relativen Kosten betrachtet. Die Kosten pro Quadratmeter liegen deutlich über jenen normaler Wohnhäuser.
  • Sie sind mobil. Theoretisch könnte man mitsamt Haus einfach woanders hinziehen.
  • Man kann sie nur eingeschränkt aufstellen. Es gibt kaum Stellplätze abgesehen von Campingplätzen.

Ist ein mobiles Haus das Richtige für mich?

„Wer herausfinden will, ob das Leben im Tiny House zu einem passt, sollte einfach mal im Urlaub oder bei einem der Hersteller probewohnen,“ rät Regina Schleyer vom Tiny House Verband. Im Internet gibt es zahlreiche Erfahrungsberichte und eine aktive Community. Anregung gibt’s auch auf dem Tiny-House-Festival New Housing, das einmal im Jahr in der Messe Karlsruhe stattfindet. Wer dann ernst machen will mit dem eigenen mobilen Tiny House, sollte sich auf jeden Fall verschiedene Hersteller anschauen. „Menschen, die sich für das Leben in einem mobilen Haus interessieren, legen meist viel Wert auf Freiheit und Selbstbestimmung,“ weiß Stefan Diekmann von Tiny House Diekmann. „Sie sollten auf jeden Fall mehrere Möglichkeiten prüfen, bevor sie sich für ein bestimmtes Haus entscheiden.“

So könnte eine Tiny-Siedlung-Aussehen. Abgebildet ist allerdings ein Campingdorf zum Probewohnen im Mobi-le House. Foto: www.iglucamping.com