Barrierefrei leben: Tipps für einen barrierefreien Garten
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Treppenlifte, Aufstehhilfen, Duschsitze: Um nicht ständig auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, gibt es verschiedene Hilfsmittel. Sie ermöglichen sowohl Rollstuhlfahrern, als auch in ihrer Mobilität eingeschränkten Senioren ein selbständiges, barrierefreies Wohnen. Damit diese Freiheit nicht an der Tür zum Garten endet, empfiehlt es sich, auch diesen barrierefrei zu gestalten.
Nicht nur die Wohnung oder das Haus sollte barrierefrei gestaltet sein. Körperlich eingeschränkte Menschen aber auch Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß sind, benötigen einen Garten, der auf ihre Bedürfnisse angepasst ist. Hierfür gibt es einige Anforderungen die es zu beachten gilt. Wer die nachfolgenden Tipps zur Gestaltung des barrierefreien Gartens berücksichtigt, kann diesen trotz der Einschränkungen in vollen Zügen genießen.
Sicherheit auf dem Gartenweg
Damit sich auch Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Gehhilfen barrierefrei auf dem Gartenweg bewegen können, sollte dieser entsprechend gestaltet sein. Ausreichend Sicherheit bieten Wege, die breit und rutschfest sind.

Um genügend Bewegungsfreiheit mit Rollatoren und Rollstühlen zu gewährleisten, liegt die Mindestbreite der Gehwege bei 1,20 Meter. Kurven und rechtwinklige Abzweigungen schränken die Barrierefreiheit ein. Wo sie sich nicht vermeiden lassen, sollte der Gartenweg 1,60 Meter breit sein, da der Wendekreis eines Rollstuhles bereits 1,50 Meter beträgt.
Der Bodenbelag sollte stets rutschfest sein. Als Belag eignen sich beispielsweise wasserdurchlässige Dränsteine. Ihre raue Oberfläche gibt auch rutschigen Schuhen Halt. Zudem versickert bei Dränsteinen Wasser optimal. Auch Natursteinpflaster und Klinker sind eine Alternative. Sie sind jedoch nicht wasserdurchlässig, weshalb ein zusätzlicher Wasserablauf nötig ist.
Gerade im barrierefreien Garten ist es sehr wichtig, dass die Platten oder Steine sorgfältig verlegt werden. Die Ausgleichsschicht aus Splitt sollte genau abgezogen werden, damit die einzelnen Platten oder Pflastersteine bündig verlegt werden können. Eine Wasserwaage ist bei dieser Arbeit unerlässlich. Jede kleine Unebenheit kann eine Stolperfalle darstellen. Deshalb ist es auch notwendig, die Wege regelmäßig auf abgesunkene Pflastersteine oder glattgelaufene Stellen zu überprüfen und eventuelle Schäden sofort zu beheben. Insbesondere Materialien wie Basalt oder Granit bekommen bei häufigem Befahren oder Begehen eine sehr glatte Oberfläche. Lose Gartenwege aus Split oder Kies eignen sich eher weniger, wer dennoch nicht auf sie verzichten möchte, sollte sie einfassen, damit das Material nicht wegrutscht.
Laub, Moos und Unkraut erhöhen die Rutschgefahr bei Nässe. Besonders Teile des Weges, die häufig im Schatten liegen, neigen dazu schnell Moos anzusetzen. Gartenwege sollten – ebenso wie Pflasterfugen – also regelmäßig gereinigt und von Bewuchs befreit werden. Auch Äste von Bäumen oder Büschen sollten nicht in den Weg hineinragen.
Einer der wichtigsten Aspekte beim Gestalten eines barrierefreien Gartens ist das Vermeiden von Treppen. Besser sind Rampen mit seitlichen Handläufen. Dabei darf die Steigung der Rampen nicht mehr als sechs Prozent betragen, andernfalls wäre es schwer, mit dem Rollstuhl eigenständig nach oben oder nach unten zu fahren. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, hebt die Rampen optisch mit helleren oder dunkleren Pflastersteinen vom restlichen Weg ab.
nach obenBeleuchtung für den barrierefreien Garten
Eine Wegbeleuchtung ist in jedem Garten sinnvoll. Dabei sollten Gartenplaner darauf achten, dass die Beleuchtung im Garten die Wegführung widerspiegelt und tatsächlich den Weg weist. Entlang der Gartenwege sollte das Licht gleichmäßig verteilt sein und ineinander übergehen, ohne Schatten zu werfen. Als Gartenlampen eignen sich abgeschirmte Leuchten, die nicht blenden. Bestenfalls lassen sie sich dimmen; das reduzierte Licht reicht bei Dämmerung und schlechtem Wetter meist aus. Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhr sind sinnvolle Ergänzungen. Die Technik sollte für körperlich eingeschränkte Menschen leicht zu bedienen, Lichtschalter, Dimmer oder Zeitschaltuhr einfach zu erreichen sein. Eine Fernbedienung erleichtert die Handhabung.



Sinnvolle Bewässerungssysteme
Gießkannen zu schleppen oder den prall gefüllten Wasserschlauch über den Rasen zu ziehen, setzt eine gewisse Kraft und Beweglichkeit voraus. Das Bewässern des Gartens stellt für körperlich eingeschränkte Menschen folglich eine Herausforderung dar. Ein barrierefrei gestalteter Garten ist daher im besten Fall mit einem automatischen Bewässerungssystem ausgestattet. Dieses besteht aus einzelnen Sprenklern, die gezielt in Beeten, Blumenkästen und Pflanzkübeln gesteckt werden, sowie aus ausgeklügelten Systemen für große Rasenflächen. Wichtig ist dabei, dass das Bewässerungssystem einfach zu bedienen ist und sich die Bewässerungsintervalle am besten per Zeitschaltuhr regeln lassen. Hobbygärtner sollten darauf achten, dass die Düsen nicht auf die Gartenwege spritzen. Diese können so leicht zur rutschigen Stolperfalle werden.
Rollstuhlgerechte Hochbeete
Hobbygärtner, die aufgrund ihres Rollstuhls oder ihrer Gehhilfe auf eine barrierefreie Gestaltung des Gartens angewiesen sind, können mithilfe von unterfahrbaren Hochbeeten Pflanzen, Kräuter und Gemüse in Sitzhöhe anbauen. Diese Hochbeete aus Holz, Metall oder Stein gibt es als Selbstbausatz oder maßgefertigt von Gartenbauern und Schreinereien. Um das Beet mit einem Standard-Rollstuhl bequem zu erreichen, benötigt es eine Höhe von 65 Zentimetern, bei elektrischen Krankenfahrstühlen oder Sonderanfertigungen sind es etwa 78 Zentimeter. Einige Hochbeete haben Einbuchtungen. So erreichen Hobbygärtner im Rollstuhl oder auf einem Stuhl sitzend leicht alle Ecken des Beetes. Eine Ablage für Gartenwerkzeuge ist ebenso sinnvoll wie eine gut erreichbare Halterung für einen Gartenschlauch.
nach obenPflegeleichte Pflanzen für den barrierefreien Garten
Wie aufwendig die Gartenpflege ist, ist auch abhängig von der Bepflanzung. Aus diesem Grund eignet sich nicht jedes Gewächs für körperlich eingeschränkte Menschen. Besser als einjährige Pflanzen, die man austauschen muss oder Geranien, die regelmäßig Blüten und Blätter abwerfen, sind krankheitsresistente und pflegeleichte Pflanzen.
Statt riesiger Obstbäume lohnt es sich, kleine Säulen- und Zwergobstbäume anzupflanzen. Sie zeichnen sich durch ihren schmalen und niedrigen Wuchs aus, sind winterfest und ertragreich. So können auch körperlich beeinträchtigte Hobbygärtner mit wenig Aufwand in den Genuss von Apfel, Birne, Kirsche oder Pfirsich kommen. Zudem reicht es aus, die Bäumchen einmal im Jahr zu Frühlingsbeginn zu düngen. Weitere geeignete Pflanzen, Sträucher und Bäume sind beispielsweise Folgende:








Tipps vom Experten
Interview mit dem Gartenbau-Ingenieur Ralph Hertle
Ergonomische Gartengeräte
Gartenarbeit ist anstrengend – nicht nur für körperlich eingeschränkte Menschen. Aus diesem Grund sollten Hobbygärtner besonders darauf achten, dass ihre Gartengeräte ergonomisch sind. Mit schwer handhabbaren Schaufeln, Harken und Rechen verkrampfen sich die Muskeln und die Gelenke ermüden. Ergonomische Gartengeräte erleichtern die Arbeit im eigenen Garten dauerhaft. Sie sind geschwungen geformt, leicht und bieten einen komfortablen, häufig sogar verstellbaren, Griff. Viele Werkzeuge sind mit Teleskopstielen ausgestattet, sodass man sie auch sitzend bequem benutzen kann.



Ergonomisch geformte Spaten zeichnen sich durch ihr geringes Gewicht aus. Der Griff des Spatens bietet rund viermal mehr Grifffläche als herkömmliche Gartengeräte, was die Handhabung erleichtert.
Mit einem ergnomischen geformten Umpflanzer wird die Gartenarbeit besonders schonend für das Handgelenk. Er wiegt wenig und sein gerundeter Griff passt sich ideal an die Hand an.
Eine ergonomische Gartenschere ermöglicht es Hobbygärtnern ihre Pflanzen mit wenig Aufwand zu beschneiden. Die Klinge ist aus extrafestem Kohlenstoffstahl, damit das Schneiden auch nach mehrfacher Nutzung leicht von der Hand geht und die Gelenke schont.
Beim Kauf bietet das Gütesiegel der Aktion Gesunder Rücken (AGR) e.V. „geprüft und empfohlen“ eine Orientierung. Geräte mit dieser Kennzeichnung entlasten bei korrekter Anwendung Schulter und Handgelenke optimal und lassen sich individuell einstellen.