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Was Bauherren beim Ökohaus-Bau beachten müssen

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CO2-Neutralität, Ressourcen schonen, Nachhaltigkeit: Auch beim Hausbau ist der Klimaschutz mittlerweile ein großes Thema. Wer schon bei der Planung auf Öko setzt, muss keine Nachteile befürchten.

Ein Sonnenenergiehaus im Holzrahmenbau. Foto: a2l/adobe stock

Der Begriff „Ökohaus“ ist nicht geschützt. Es gibt also nicht „das“ Ökohaus aus der Schublade, vielmehr kann der Bauherr aus einer Vielzahl verschiedener Materialien und Komponenten wählen, um sich sein Öko-Traumhaus zu verwirklichen. Im Vordergrund sollten aber die Themen CO2-Neutralität, Klimaschutz und Ressourcen schonender Einsatz von Material stehen.

Erste Gedanken

Verschattungen führen dazu, dass Sonnenlicht zur Wärme und Energiegewinnung nicht optimal genutzt werden kann. Foto: reimax16/ adobe stock

Zunächst ist bei der Planung des neuen Ökohauses der richtige Standort zu ergründen. Da natürliche Ressourcen den Energieverbrauch senken sollen, ist der Faktor Sonnenlicht bei der Suche des Grundstücks unbedingt einzubeziehen. Standorte, an denen Berge, Wälder oder Gebäude enorm viel Schatten auf das Haus werfen würden, sind nicht optimal. Denn durch den Schatten würde die Leistung einer Photovoltaik- oder Solarthermieanlage eingeschränkt. Beide sind ja auf möglichst viele Sonnenstrahlen angewiesen. Bei einer PV-Anlage gilt deswegen auch der Dachtypus zu bedenken. Bei einem Flachdach ist die perfekte Ausrichtung der Module weitgehend unproblematisch, Spitz- Sattel- oder Pultdächer sollten möglichst gen Süden ausgerichtet werden. Umso mehr Fläche die Südseite bietet, desto mehr Photovoltaik-Module können dort angebracht werden. 

Danach folgt die Frage nach der Raumverteilung. „Die meistgenutzten Räume wie Wohnzimmer und Esszimmer sollten so eingeplant werden, dass sie eine hohe Tageslichtverfügbarkeit haben“, empfiehlt Felix Jansen von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Das spart Strom, weil nicht übermäßig beleuchtet werden muss. Zudem werden die Sonnenstrahlen als kostengünstige Wärmequelle maximal ausgenutzt. Bei der Planung des Hauses können aber auch zukünftige Veränderungen in der Nutzung berücksichtig werden. Beispielsweise, dass das Haus auch als barrierefreier Alterswohnsitz genutzt werden soll oder dass die Kinder im Erwachsenenalter ausziehen. Die Nachnutzung, beispielsweise eine Vermietung der Zimmer, kann schon bei der Planung in Betracht gezogen und die Räume entsprechend verteilt werden. „Damit umgeht man vorsorglich, dass später unnötig große Umbaumaßnahmen anfallen“, sagt Jansen.

Baubiologisches Material

Nadelholz gilt als besonders klimafreundliches Baumaterial. Foto: lexkich/ adobe stock

Dieses Holz ist perfekt für ein Ökohaus eignet. Foto: rdonar/adobe stock

Beim Baumaterial ist die Auswahl groß. Beim Fundament kommt man zwar um Beton nicht herum, für Wände und Dächer bieten sich aus ökologischer Sicht aber viele Alternativen. Naturstein wie beispielsweise Kalkstein oder auch Lehm als Grundmaterial weisen für das mitunter kühle mitteleuropäische Klima aber schlicht zu geringe Dämmeigenschaften auf. „In der Gesamtbilanz ist Nadelholz das beste Material“, weiß Dipl.-Ing. Thomas Schilling. Der Architekt ist spezialisiert auf ökologischen Holzsystembau und Baubiologie. „Holz bindet CO2, ist nachhaltig, hat hervorragende Dämmeigenschaften und ist im Vergleich zu Ziegeln leicht, was den Transport vereinfacht“, fasst Schilling zusammen.

Hinzu kommt, das Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, der mit einem vergleichsweise geringen Energieaufwand verarbeitet werden kann. Solange der Forstbetrieb oder das Sägewerk nicht in großer Entfernung liegt, und das Bauholz deswegen einen längeren Transportweg zum Bauplatz hat, habe es die mit Abstand beste CO2-Bilanz, so Schilling. Auch Sicherheitsbedenken wie Stabilität oder mangelnder Brandschutz seien bei Holz fehl am Platz. „Ein Beispiel ist Kanada, wo mittlerweile sogar ein 18-stöckiges Wohnhaus in Holzbauweise errichtet wurde. In Wien wurde Anfang letzten Jahres ein 24-stöckiges Holzhaus bezogen“, erläutert Schilling.

Stroh als Dämmung, Lehm als Putz

Ein Beispiel für die Dämmung eines Hauses mit Stroh. Foto: Herbert Gruber/Baubiologie

Vollholzwände benötigen keine zusätzliche Dämmung, ein solches Blockhaus ist aber nicht jedermanns Geschmack. Um die Wärme auch bei anderen Bauweisen im Haus zu behalten, bieten sich unterschiedliche Naturstoffe an, die sich in der Wärmeleitfähigkeit, dem Kälte- und Hitzeschutz und letztlich bei den Kosten erheblich unterscheiden können. Allen voran ist Stroh als Erntenebenprodukt eine besonders ökologische Variante – die für viele Bauherren allerdings nicht realisierbar sein dürfte. Zwar ist Stroh günstig und regional verfügbar, doch nicht jede Baufirma kann oder will Stroh einsetzen, außerdem müsste das Material als Baustoff zugelassen werden.

Die verschiedenen Möglichkeiten, das Ökohaus mit Stroh zu dämmen sind die „lasttragende Bauweise“ eines Strohballenhauses, die bislang in Deutschland keine Bauaufsichtlichen Zulassung hat und von Fall für Fall geprüft werden muss, und die Dämmung der Zwischenräume eines tragenden Holzständersystems. Diese sogenannten wandbildende Strohdämmung bildet dann den Raumabschluss als Ausfachung zwischen den Ständern.

Weitere Dämmstoffe auf natürlicher Basis

Die Liste der natürlichen Alternativen ist lang. Dazu gehören beispielsweise Flachs, Holzfaser oder Seegras. Kostspielige Varianten sind Kork, Schilf oder Holzwolle. Jedes Material hat verschiedene Vor- und Nachteile. Welches Material in welcher Form eingesetzt werden kann und sollte, hängt immer von den örtlichen Gegebenheiten und den gewünschten Eigenschaften ab. Außerdem bietet nicht jede Hausbaufirma jeden Baustoff an. „Wer Nachhaltigkeit bei der Wahl der Bauprodukte ernst nimmt, sollte auch die Ökobilanz genauer prüfen und Alternativen miteinander vergleichen“, sagt Jansen. 
 

Verputzen der Wände

Verputzt werden die Wände anschließend beispielsweise mit Lehmputz, eine Alternative ist Kalk. Lehm gehört wie Stroh und Holz zu den ältesten Baustoffen der Welt. Weil das Naturprodukt schadstofffrei ist, erfreut er sich auch bei Allergikern immer größerer Beliebtheit. Lehm kann Luftfeuchtigkeit aufnehmen und dient auch als Wärmespeicher. So hilft er dabei, das Raumklima zu regulieren. Für einen ökologischen Anstrich sorgen Naturfarben. Dabei handelt es sich um mineralische, atmungsoffene Produkte auf der Basis von Lehm, Kalk oder Silikat.

Damit die Wärme auch in der kalten Jahreszeit letztlich nicht über die Fensterflächen entweicht, sollte über eine Dreischeibenverglasung nachgedacht werden. Auch hier sind Produkte aus Holz grundsätzlich ökologischer als Aluminium- oder Kunststofffenster.

Elektrik und Warmwasser

Wer über den Bau eines Ökohauses nachdenkt, der muss sich auch die Frage über die Stromversorgung stellen. Vielen ist es wichtig, nicht vom öffentlichen Stromnetz abhängig zu sein, selbst wenn grüner Strom aus der Steckdose kommt. Denn auch der wird teurer. Der durchschnittliche Strompreis für Privathaushalte ist seit der Jahrtausendwende von 13,94 auf 31,47 Cent pro Kilowattstunde in 2020 gestiegen.

Einspeise- und Bezugszähler regeln den Strombezug und Einspeisung nicht benötigter Energie ins öffentliche Netz. Grafik: bauen.de

Erster Gedanke beim Ökohaus ist da oft die Photovoltaikanlage, die beispielsweise auf dem Flachdach des Hauses optimal ausgerichtet Energie produziert. Die Kritik, dass Photovoltaik nicht die Energie produziert, wie einst für die Herstellung investiert wurde, ist mittlerweile überholt. Um die beste Effizienz zu erzielen, sollte eine Anlage auf dem Dach möglichst südlich installiert werden, so kann von Sonnenaufgang bis Untergang Strom gewonnen werden. Kleinwindanlagen oder kleine Wasserkraftwerke sind nur in sehr seltenen Fällen ernstzunehmende Alternativen für die private Stromversorgung. In Verbindung mit einer Eigenstromspeicherung, also mit einer großen Batterie, kann das Ökohaus auch in den Abend- und Nachtstunden mit Strom versorgt werden. „Wer ein klimaneutrales Haus haben will, das autark funktioniert, muss selbst Energie produzieren, etwa über eine Photovoltaikanlage“ , sagt Jansen. Am effizientesten wird die Photovoltaikanlage mit einem Energiemanagementsystem genutzt, das Beispielsweile Spül- oder Waschmaschinen automatisch nur in den Sonnenstunden anschaltet - wenn also ohnehin genügend Energie vorhanden ist. Überschüssiger Strom wird gegen eine Vergütung in das öffentliche Netz eingespeist.

Ökohäuser können zusätzlich mit einer Thermischen Solaranlage ausgestattet werden, die für die Warmwassererzeugung und damit für den Betrieb der Heizung zuständig ist. Dabei erhitzen Sonnenstrahlen Kollektoren, in denen sich je nach Bauweise Wasser oder ein Wasser-Kältemittel-Gemisch befindet.

Heizung 

Die Solarthermie ist in den Wintermonaten aber auch keine zuverlässige Heizmethode. Es stehen als Alternativen Pelletheizung, Wärmepumpen sowie ein zentral platzierter Kachelofen zur Auswahl. Aber auch die Brennstoffzelle erfreut sich wachsender Beliebtheit. Bei einer Brennstoffzellenheizung wird als Nebenprodukt der Wärme auch Strom produziert. In den Wintermonaten kann die Brennstoffzelle somit zum Teil den Part der Photovoltaik-Anlage übernehmen und Stromengpässe kompensieren.

Zisterne, um Regenwasser zu nutzen

Eine Möglichkeit, das Ökohaus in seiner Funktion als solches weiter zu optimieren, bieten Zisternen, die Regenwasser auffangen. Das kann für die Spülung der Toilette oder den Betrieb der Waschmaschine genutzt werden. Zwar können dadurch zusätzliche Abwassergebühren entstehen, wer mit Regenwasser aber auch seinen Garten bewässert, kann aber wiederum mehrere hundert Euro Trinkwasser aufs Jahr einsparen.

Automatische Lüftungsanlagen

Oft belächelt, aber gerade in gut gedämmten Häusern wie in einem Ökohaus oft verbaut, ist eine automatische Lüftungsanlage. Hier gibt es vollautomatische Produkte, die sich erst bei schlechter Raumluft einschalten. Durch das optimale Lüften kann zusätzlich bis zu einem Drittel der Heizenergie gespart werden. Aber: „Jeder muss für sich entscheiden, ob wirklich jedes technische Gerät in einem Ökohaus sein muss. Oft hilft beispielsweise beim Lüften auch der gesunde Menschenverstand“, sagt Jansen. Vor allem in Holzhäusern mit Strohdämmung und Lehmputz kann man auf diese Anlagen meist gut und gerne verzichten.

Förderungen

Die KfW-Bank fördert den Ökohausbau genau wie jedes andere Bauprojekt, das bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Bauherren können beispielsweise einen Kredit beantragen. Je nach Energieeffizienz des Hauses gibt es einen Tilgungszuschuss von bis zu 25 Prozent bei einem Kredit von maximal 150.000 Euro. Für bestimmte Einzelmaßnahmen, wie etwa den Einbau einer Wärmepumpe gibt es Zuschüsse vom Bundesmat für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).