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Bauen am Hang: Tipps und Beispiele

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Die Beschaffenheit des Baugrundstücks spielt am Hang eine deutlich größere Rolle als in der Ebene. Bei schlechten Bedingungen wird das Bauen teuer oder gar unmöglich. Was Bauherren über das Bauen in Hanglage wissen müssen.

Ein modernes Haus am Hang. Das Dach der Garage kann auch als Terrasse genutzt werden. Foto: Sawall Architektur

Je nach Region sind Baugrundstücke am Hang nicht die Ausnahme sondern die Regel. Dass Bauherren speziell nach einem Grundstück am Hang suchen, kann bei sonnenreichen Lagen mit toller Aussicht durchaus vorkommen. Doch meistens läuft es mit dem Hanggrundstück wie so oft im Leben: Es hat sich am Schluss einfach so ergeben, machen wir also das Beste daraus!

Die Lage des Grundstücks

Volker Sawall, Architekt. Foto: Sawall Architektur

Schon vor dem Kauf sollte man sich ausführlich mit der Lage des Grundstücks am Hang auseinandersetzen, am besten zusammen mit einem erfahrenen Planer. Volker Sawall, Architekt und Inhaber von Sawall Architektur in Geislingen an der Steige am Rand der schwäbischen Alb weiß, auf welche Aspekte dabei besonders zu achten ist:

„Der Bebauungsplan sollte frühzeitig analysiert werden. Aus ihm geht hervor, welche Vorschriften für die Bebauung vor Ort gelten.“ Wichtig ist auch, ob das Grundstück von der Hang- oder von der Talseite aus erschlossen werden muss. „Das ist nicht nur für die Planung der Baustellenlogistik entscheidend, sondern auch für die Überlegung, wo später der Haupteingang des Hauses liegen soll.“

Wichtiger ist auch die bestehende und zukünftige Bebauung in der Nachbarschaft: Wo liegen gute Blickachsen? Wie steht es mit der Verschattung des Geländes? Liegt das Grundstück zum Beispiel an einem Nordhang, können oberhalb stehende Gebäude das Grundstück beschatten.

Auch die Ausrichtung des Hanges spielt eine wichtige Rolle. Viele Stunden Sonnenlicht verspricht der Südhang – Traum der meisten Bauherren. „Auch unter energetischen Gesichtspunkten ist der Südhang vorteilhaft“, sagt Sawall, „er ist für die Nutzung von solarer Energie über die Fensterflächen und durch Photovoltaik viel besser geeignet als ein Nordhang.“

Die Aussage des Bodengutachtens

Ebenfalls im Frühstadium des Vorhabens sollte ein detailliertes Baugrundgutachten eingeholt werden. Der Geologe untersucht dabei die einzelnen Schichten des Bodens hinsichtlich Tragfähigkeit, Wasservorkommen oder eventueller ökologischer Belastungen. „Fürs Hanghaus muss zusätzlich geklärt werden, ob Erdschichten durch das Gefälle abgleiten können und welche Mengen an Sicker- und Schichtenwasser sich auf ihrem Weg ins Tal später voraussichtlich am Fundament des Hauses stauen“, erläutert Sawall.

Gerade zur Beurteilung der Wasservorkommen im Untergrund reicht manchmal das bei Baugrunduntersuchungen übliche Verfahren der Rammsondierung nicht aus. Dann muss ein punktueller Einschnitt in den Hang vorgenommen und eine sogenannte Schürfgrube angelegt werden, die detaillierte Erkenntnisse zu jeder einzelnen Schicht liefert.

Erst wenn die Ergebnisse des Bodengutachtens vorliegen, kann der Planer entscheiden, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, um das Bauen am Hang zu ermöglichen.

Welche Bauweise kommt in Frage?

Bei diesem Haus wurde der Hang aufgeschüttet und das Haus dann darauf gebaut. Foto: Josh Hild / unsplash.com

Egal wie steil der Hang ist: das Haus braucht ein tragfähiges Fundament. Je nach Bodenbeschaffenheit bieten sich dafür unterschiedliche Bauweisen an.

In den Hang bauen

In den meisten Fällen wird das Haus in den Hang hinein gebaut – vorausgesetzt, der Boden ist nicht zu felsig. Die unterste Etage befindet sich dann auf der Hangseite unter der Erde, auf der Talseite ist sie mit Fenstern und oft auch mit einem Eingang ausgestattet.

Vorteil eines tief in den Hang gebauten Hauses: die im Erdreich liegenden Außenwände profitieren dämmtechnisch von der weitgehend konstanten Bodentemperatur von etwa acht Grad. Der Nachteil: Das Haus ist viel Feuchtigkeit ausgesetzt. Ein gutes Drainagesystem im Erdreich muss Hangwasser vom Haus wegführen. Alle erdberührenden Bauteile müssen gut abgedichtet werden. „Das reizvolle Ergebnis ist jedoch ein Haus, das sich zurückhaltend in die Landschaft einfügt und über ein bewohnbares Hanggeschoss mit Blick ins Tal verfügt.“

Wenn sich auf der Talseite eine Zufahrt einrichten lässt, kann die Hangetage auch als Garage genutzt werden, über die man trockenen Fußes ins Haus gelangt.

Auf Stelzen bauen

Ist das Gefälle sehr groß, der Boden felsig und ein Aushub nur schwer möglich, kann das Haus auf der Talseite aufgeständert werden. Die Bodenplatte liegt dann oben im Hang und lagert unten auf Stelzen. Die dazu benötigten Stelzen müssen per Punktfundament im Hang verankert werden. „Wenn der Zuschnitt des Grundstücks es zulässt, kann man die Ständerkonstruktion auf der Talseite für einen Carport und als überdachten Eingang nutzen“, sagt Sawall Ein Nachteil dieser Bauweise: das Haus ist in Teilen auch von unten der Außentemperatur ausgesetzt und muss deshalb auf der Unterseite intensiver gedämmt werden, als wenn es im Erdreich läge.

Terrassenbauweise

Bei dieser Bauweise entwickelt sich das Haus terrassenartig ins Tal hinunter. Das ist optisch sehr reizvoll, konstruktionstechnisch jedoch sehr aufwändig: „Die Zahl der Außenwände, die ja beim Hausbau die meisten Kosten verursachen, ist bei dieser Bauweise maximiert. Dazu kommen die Übergänge und Anschlüsse der verschiedenen Ebenen untereinander“, skizziert Sawall die wichtigsten Herausforderungen. Ob bei der Terrassenbauweise um ganze oder um halbe Split-level-Geschosse versetzt gebaut wird, hängt auch von der Größe des Gefälles ab. Auf jeden Fall sollte man gut zu Fuß sein: Treppen spielen im Innen- und Außenbereich zur Überwindung der Höhenunterschiede eine wichtige Rolle.

Hang aufschütten

Ganz ohne einzelne Bereiche des Grundstücks durch aufgeschüttetes Material auszugleichen, geht es meist auch bei den oben genannten Bauweisen nicht. Doch natürlich kann auf der Talseite auch umfangreicher aufgeschüttet werden, sodass eine künstliche Ebene entsteht. Das ist aber nur bei wenig ausgeprägten Hängen möglich und sinnvoll. Optisch ragt ein solches Haus dann deutlich aus dem Hang heraus. Ob das Ausmaß der Aufschüttung genehmigt wird, hängt in erster Linie von den Vorgaben im Bebauungsplan ab.

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Die Baustelle am Hang

Dieser Hang ist besonders steil, doch auch flachere Hänge beeinflussen den Hausbau stark. Foto: Hermann / stock.adobe.com

Die Baustelle am Hang bietet im Vergleich zur Ebene zusätzliche Herausforderungen. Möglicherweise müssen Teile des Hangs erst gesichert werden, bevor mit dem Aushub begonnen werden kann. Auch starke Regenfälle dürfen die Baustelle nicht gefährden. „Extrem wichtig ist die optimierte Reihenfolge der einzelnen Bauschritte im unteren und oberen Bereich des Grundstücks“, sagt Sawall. „Denn wird der Baukörper im unteren Bereich früh zu groß, kann der Zugang zum oberen Teil des Hangs für das notwendige Baugerät eingeschränkt sein.“

Die Hanglage kann auch die Größe der Baugeräte einschränken und damit den Hausbau teurer machen. „Als Faustregel gilt: je kleiner die Geräte sind, mit denen auf der Baustelle am Hang gearbeitet werden kann, desto teurer wird das Projekt“, erklärt Sawall. Ein kleiner Bagger kann beispielsweise viel weniger Erdreich pro Stunde bewegen als ein größerer.

Außerdem ist es am Hang noch wichtiger als in der Ebene, die Gestaltung des Außengeländes von Anfang an mitzudenken. „Denn steht das Haus erst einmal, erreicht man später vielleicht manche Teile des Geländes gar nicht mehr mit den erforderlichen Geräten“, weiß Sawall.

Die wichtigsten Kostenfaktoren

Wer sich für ein Bauvorhaben am Hang entscheidet, muss im Vergleich zur Ebene mit höheren Baukosten rechnen. Abhängig vom Gefälle und der Beschaffenheit des Baugrunds schlagen sich vor allem folgende Punkte im Budget nieder:

  • der höhere Planungsaufwand
  • die Baustellenlogistik
  • komplizierte Erdarbeiten
  • eine mitunter komplizierte Gründung des Gebäudefundaments
  • die Gestaltung und Befestigung des Außengeländes

Bauherren sollten die hohe Abhängigkeit der Kosten von der Beschaffenheit des Hanggrundstücks unbedingt im Hinterkopf behalten, wenn sie Angebote verschiedener Fertig- und Massivhaushersteller miteinander vergleichen. Es lohnt sich, dafür den Rat eines erfahrenen Planers oder Architekten einzuholen: „Was finanziell auf den Bauherrn zukommt, kann nur nach einer genauen Analyse des Baugrundstücks eingeschätzt werden“, so Sawall.

Die Vor- und Nachteile

Traumhafter Blick über die Dächer hinein ins Tal. Das gibt’s nur beim Haus am Hang. Foto: Sawall Architektur

Ein Hanggrundstück bringt einige Vor- und auch einige Nachteile mit sich. Was überwiegt, liegt letztendlich auch an Geschmack und Geldbeutel des Bauherrn – und daran, welche Mehrkosten er bereit ist, für den möglicherweise tollen Blick auf sich zu nehmen.

Die Vorteile

  • Tolles Aussichtspotenzial. Häuser am Hang können je nach Lage und Bebauungsplan wunderbare Aussichten erschließen. Dadurch gewinnen sie etwas, was in der Ebene nicht zu erreichen wäre.
  • Terrassiertes Außengelände. Die Hanglage ermöglicht eine reizvolle Gestaltung des Außengeländes, zum Beispiel mit mehreren Ebenen und Übergängen.
  • Attraktive Nutzungsoptionen für den Keller. Beim Haus am Hang kann aus dem Keller eine ins Haus integrierte Garage oder gar ein bewohnbares Hanggeschoss mit Fenstern werden. Das unterste Geschoss kann auch zum Teil als Nutzfläche, zum Teil als Wohnfläche genutzt werden. Hang- und Talseite können über eigenständige Eingänge verfügen.

Die Nachteile

  • Höhere Kosten. Aufgrund des komplexeren Baus fällt ein Bauvorhaben am Hang meistens deutlich teurer aus als in der Ebene.
  • Weniger Eigenleistung möglich. Aufgrund der Befestigungsthematik und Baustellenlogistik sollten Haus und Außengelände weitgehend gleichzeitig gestaltet werden. Viele der Arbeiten, die im Außenbereich fällig werden, können nicht in Eigenleistung erbracht werden.
  • Viele Treppen. Kein Haus am Hang kommt ohne Treppen im Innen- oder Außenbereich aus. Das hält fit, kann aber im Alter auch schwierig werden. Barrierefreiheit ist beim Haus am Hang nur eingeschränkt umsetzbar.
  • Zusätzliche Versicherungskosten in Risikogebieten. Liegt das Hanghaus in einem Risikogebiet, kann zusätzlich zur regulären Wohngebäudeversicherung eine Elementarschadenversicherung sinnvoll sein. Diese versichert Schäden, die durch Naturgefahren entstehen, wie durch Lawinen, Erdrutsche oder Starkregen.