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Schritt für Schritt: Risse im Estrich sanieren

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Risse im Estrich fallen nicht immer sofort auf. Doch manchmal bekommt der Bodenbelag Schäden oder soll aus Altersgründen entfernt werden – und darunter tauchen dann die Risse im Estrich auf. Wie Hausbesitzer mit solchen Rissen umgehen – und sie reparieren.

Mit dem Trennschleifer den Estrich reparieren. Macht man sogar bei frischem Estrich, um Bewegungen im Boden zu steuern. Foto: iStock.com / Visit Roemvanitch

Der Estrich ist ein fugenloser Fußboden, der üblicherweise mit Teppich, Laminat, Fliesen oder einem anderen Bodenbelag bedeckt wird. Er kann allerdings auch geschliffen oder eingefärbt werden. Terrazzo ist ein bekanntes Beispiel dafür.

Estrich besteht aus Gussasphalt oder Kunstharz, am häufigsten ist jedoch der Zementestrich, weil er preisgünstig und fest ist. In der Regel hat er eine Höhe von 40 bis 80 Millimetern und liegt in Wohngebäuden über der Wärme- oder Trittschalldämmung, räumlich von den Wänden entkoppelt. Man spricht auch von einem schwimmenden Estrich. Verbundestrich dagegen ist fest mit seinem Untergrund, beispielsweise einer Bodenplatte, verbunden. Er wird oft in Garagen verbaut.

Ursachen für Risse im Estrich

Zeigen sich Risse im Estrich, muss man zunächst prüfen, worauf sie zurückzuführen sind.

Im Innenbereich:

  • Das Gewicht eines schwimmenden Estrichs drückt auf die darunterliegende Dämmschicht und presst sie geringfügig zusammen. Bei Verlegefehlern oder nicht geeigneten Dämmstoffen kann der Estrich stellenweise absacken und reißen.
  • Ist der Estrich zu dünn, können ebenfalls Setzungsrisse entstehen.
  • Insbesondere bei großen Räumen muss für Dehnungsfugen gesorgt werden; ansonsten kommt es zu übermäßigen Spannungen und damit zu Spannungsrissen im Estrich.
  • Trotz fachlich exakter Ausführung kann Estrich an verschiedenen Stellen unterschiedlich trocknen. Dabei kann es zu Haarrissen kommen. Sie gehen meist nicht sehr tief und können in der Regel toleriert werden.
  • Zu schnelle Austrocknung bei Heizestrichen kann zu Schrumpf- und Setzungsrissen führen, insbesondere dann, wenn die Fußbodenheizung zu früh eingeschaltet wird.

Haarrisse sind so fein wie ein Haar, können also leicht übersehen und in den meisten Fällen toleriert werden. Foto: Steffen Malyszczyk

Solche Risse und Abplatzungen sollten dagegen repariert werden – zumindest, bevor der Boden gefliest wird. Foto: Steffen Malyszczyk

Im Außenbereich:

Hier wird meistenteils Zementestrich auf Schotter, Kies, Splitt oder einem Unterbeton verwendet, weil er der Witterung am besten widersteht. Leider braucht er Zeit zum Trocknen und noch mehr Zeit zum Aushärten. Nach rund 28 Tage erreicht er die Mindestdruckfestigkeit für die er laut Norm ausgelegt ist; völlig ausgehärtet ist er erst nach Jahren.

  • Wird der Estrich in den ersten 28 Tagen nicht gepflegt, kann er zu schnell trocknen und deswegen reißen. An heißen Tagen muss er deswegen gewässert und gegen Sonneneinstrahlung abgedeckt werden.
  • Wird der Estrich zu früh belastet oder mit Fliesen belegt, können Schwund- und Trocknungsrisse auftreten.
  • Wurde der Estrich zu flüssig aufgebracht, kann er Blasen schlagen, die zu Löchern oder kraterförmigen Vertiefungen führen. Will man anschließend fliesen, dürfen aber weder Hohlräume noch Risse vorhanden sein, weil sich hier gern Wasser sammelt, das bei Frost den Estrich oder den Fliesenkleber absprengen kann.

Risse bei Verlegung durch einen Profi

Wurde der Estrich von professionellen Verlegern ausgeführt, haften sie im Rahmen ihrer Gewährleistung für Mängel in der Ausführung. Nicht jeder Riss im Estrich ist allerdings ein handwerklicher Fehler. Risse bis 0,2 Millimetern können durchaus zu dulden sein. Drei Punkte sind bei der Einschätzung entscheidend:

  • Ist die Tragfähigkeit durch großflächige und tiefe Risse wesentlich beeinträchtigt?
  • Wird der Gebrauch deutlich eingeschränkt, sodass der Estrich seinen Zweck nicht oder nur begrenzt erfüllen kann?
  • Ist die Dauerhaftigkeit des Bauteils gegeben oder muss mit weiteren Schäden gerechnet werden?

Das ist fachlich meist schwer zu beurteilen und im Streitfall letztlich nur von einem Gutachter zu entscheiden. Von dessen Urteil hängt es ab, ob das finanzielle Risiko einer gerichtlichen Auseinandersetzung in einem angemessenen Verhältnis zum Auftragsvolumen steht. Nachbesserung ist in der Regel für alle Beteiligten der beste Weg.

Hat ein Heimwerker jedoch selbst Hand angelegt, sollte er wissen, wie unliebsame Risse, Löcher und Hohlstellen zu beheben sind.

Risse im Estrich selbst ausbessern

Es ist ein Trugschluss zu meinen, es sei ausreichend, Risse mit Fliesen zu überdecken. Ein Estrich verteilt die auf ihm ruhenden Lasten gleichmäßig. Kommt es zu Sprüngen oder Spalten, ist das nicht mehr gewährleistet – später kann dann sogar der Belag reißen.

Schritt für Schritt ausbessern

  1. Riss erweitern. Man verwendet dafür eine Fugenfräse oder einen Trennschleifer. Am leichtesten lässt es sich arbeiten, wenn er über eine diamantbesetzte Schleifscheibe verfügt. Da Risse selten gerade verlaufen, man aber kaum Kurven schleifen kann, taucht man die Scheibe am besten abschnittsweise in den Estrich ein. Am Ende sollte der Spalt in voller Länge auf mindestens 5 mm erweitert sein.
  2. Riss quer einschneiden. Estrichklammern, auch Wellenverbinder genannt, sind kurze, gewellte Bleche aus Edelstahl. Um sie einsetzen zu können, schneidet man im Abstand von etwa 25 Zentimetern quer zum Riss kleine Schlitze. Als Faustregel gilt: nicht tiefer als zwei Drittel der Estrichstärke.
  3. Riss reinigen. Da beim Auftrennen von Estrichen viel Staub entsteht, muss nun zum Staubsauger gegriffen werden, um den Riss und alle Quereinschnitte gründlich zu reinigen. Danach misst man, ob die Rillen für die Estrichverbinder tief genug geschnitten wurden. Diese Bleche, auch Wellenverbinder genannt, müssen vollständig eintauchen, dürfen also keinesfalls über den Estrich ragen. Stecken sie aber erstmal im Riss, bekommt man sie unter Umständen nur schwer wieder heraus.
  4. Riss schließen. Nun werden der Riss und sämtliche Querfugen mit einem 2-Komponenten-Gießharz verfüllt. Die verschiedenen Produkte sind unter den Namen Rissversiegelung, Fugenharz oder auch Epoxidharz erhältlich. Vor der Verarbeitung muss man das Harz und den dazugehörigen Härter ausgiebig mischen, also im Transportgefäß mindestens 30 Sekunden rühren oder auch. Die meisten Behälter verfügen über eine Ausgießtülle, ansonsten kann man behelfsweise einen kleinen Trichter aus dem Haushalt verwenden. Da Harze sehr klebrig sind, empfiehlt es sich dringend, Gummihandschuhe zu tragen.
  5. Estrichklammern einsetzen. Sofort nach dem Verharzen des Risses und aller Querfugen müssen die Estrichverbinder eingesetzt werden. Das geht theoretisch auch schon vorher, allerdings lässt sich das dann nicht mehr so einfach in alle Zwischenräume füllen. Man drückt die Estrichklammern mit der Hand oder einem Spatel kräftig in die Fugen, sodass sie allseitig vom Kunstharz umschlossen werden. Überschüssiges Harz schiebt man mit einem Brettchen oder einem Spachtel ab. Bei dieser Gelegenheit sollte man zur Reinigung des Werkzeuges (Nitro-)Verdünnung zur Hand haben.
  6. Harz besanden. Die sauber abgespachtelte Fläche mit feinem Quarzsand bestreuen. Alternativ gehen auch fein gesiebter Spiel- oder Bausand. Danach gilt es abzuwarten, bis das Gießharz ausgehärtet ist. Das dauert etwa 60 Minuten. Danach kann man den Sand abkehren und den Estrich wie geplant belegen.
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Estrichdicke

Insbesondere bei Heizestrichen darf keinesfalls zu tief geschnitten werden. Trifft man versehentlich eine der Heizschlangen, kann erheblicher Schaden entstehen. Wer nicht weiß, wie dick der Estrich verlegt wurde, kann sich an den Standarddicken von Estrichen orientieren.

  • Calciumsulfatestrich (Kürzel CA), schwimmend: 35 bis 45 mm
  • Gussasphaltestrich (Kürzel AS), schwimmend: 25 mm
  • Zementestrich (Kürzel CT), schwimmend: 40 bis 45 mm

Löcher im Estrich selbst reparieren

Wurde der Estrich zu nass angerührt, können aufsteigende Luftblasen Löcher an der Oberfläche hinterlassen. Zu schnelle Verarbeitung oder ungleichmäßige Setzungen können weitere Ursachen für einzelne schadhafte Stellen sein. Sie werden bei älteren Estrichen vor allem von Auswaschungen und Verwitterungserscheinungen verursacht.

Musste man geklebte Teppich- oder Parkettböden herausreißen, bleiben meist Reste vom Kleber auf dem Estrich zurück. Man kann sie zwar mit einer Estrichfräse beseitigen, doch dabei entstehen schnell Kerben. Auch bei Abrissarbeiten sind Beschädigungen am Estrich oft unvermeidlich.

Schritt für Schritt ausbessern

  1. Schadstellen reinigen. Lockeres Material mit einer Drahtbürste oder einem kleinen Spitzhammer entfernen. Zum Schluss alles gründlich absaugen.
  2. Tiefengrund auftragen. Bevor weitergearbeitet werden kann, muss die behandelte Stelle getrocknet sein. Das kann 20 bis 30 Minuten dauern.
  3. Löcher verschließen. Dafür eignen sich im Wesentlichen folgende Mittel: Reparaturmörtel, Ausgleichsmasse oder Gießharz (siehe: Risse ausbessern).
  4. Oberfläche abziehen.
  5. Material aushärten lassen.

Unebenheiten können mit Ausgleichsmasse ausgebessert werden. Foto: iStock.com / Ruslan Sidorov

Es kann passieren, dass die Oberfläche eines Estrichs so großflächig angegriffen ist, dass eine stellenweise Reparatur zu aufwändig wäre. Es kann auch sein, dass ein alter Estrich unerwünschte Höhenunterschiede aufweist. In diesen Fällen empfiehlt es sich, einen Fließestrich aufzubringen. Eine Fertigmischung aus dem Baumarkt muss nach Herstellerangaben angerührt und ausgeschüttet werden. Das Material muss so flüssig sein, dass es gut verläuft und sich selbst nivelliert.

Hohlstellen beseitigen

Hohlstellen sind Ablösungen eines Verbundestrichs vom Untergrund. Innerhalb des Estrichs kann es zur sogenannten Schalen- oder Schichtbildung kommen. Man erkennt sie mit dem Klopftest: Wie beim Anpochen an einer Tür klopft man mit einem Finger oder mit einem Hammerstiel auf die verdächtige Stelle. Klingt es hohl, haben sich Teile des Estrichs gelöst.

Die betreffende Stelle wird rundum eingeschnitten, also mit vier Schnitten versehen, die ein Rechteck oder Quadrat bilden. Deren Tiefe hängt von der Dicke des Estrichs ab. Anfangs genügen ein bis drei Zentimeter. Nur wenn das nicht reicht, geht man tiefer. Danach wird das Material innerhalb der Schnitte mit einem Meißel aufgestemmt und entfernt. Wie oben bereits beschrieben, muss die Fläche anschließend gründlich grundiert werden. Zum Auffüllen eignet sich Reparaturmörtel oder Gießharz, beziehungsweise Epoxidharz.