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Sichtbeton: Verwendung, Pflege, Kosten

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Beton ist ein vielseitiger und individuell formbarer Baustoff, der keineswegs nur grau und langweilig sein muss. Im Gegenteil, er kann sich durchaus auch ohne Verkleidung sehen lassen, da er als Sichtbeton in vielen kreativen Varianten und Farben angeboten wird.

Was ist Sichtbeton?

Als Sichtbeton werden Betonflächen bezeichnet, die weder verputzt noch verkleidet sind. Es gelten hohe Ansprüche an die Qualität seiner Bestandteile, an die Verschalung, an die technische Ausführung der Betonbauteile und an die handwerkliche Oberflächenbearbeitung. Sichtbeton kann je nach Struktur und Farbe repräsentativ, edel dezent oder rustikal dominant wirken, und zum Beispiel in Innenräumen kontrastreiche Akzente setzen. Dies liegt an den individuellen Gestaltungsmöglichkeiten von Sichtbetonoberflächen, zu denen besonders gut warme Bodenbeläge und Möbel aus Holz passen.

Die Bestandteile sind grundsätzlich für alle Betonarten gleich: Kies, Sand und als Bindemittel Zement. Für das Aussehen von Sichtbeton sind dabei, neben der Schalhaut, Körnung und Art der Zuschlagstoffe entscheidend. Zudem sollte die Zusammensetzung des Betons möglichst gleichmäßig sein.

Diese Betonwand wurde einfach abgeschliffen – und dann so belassen. Sichtbeton wirkt immer etwas roh, die Oberfläche kann aber homogener gestaltet werden. Foto: Lindsey Lamont / unsplash.com

Welche Vor- und Nachteile hat Bauen mit Beton?

Vorteile

  • Ein großer Vorteil besteht in derunkomplizierten Herstellung von Bauteilenaller Art: Da Beton in Formen oder in Verschalungen gegossen wird, sind viele, auch geschwungene Formen möglich.
  • Betonbauteile wie Treppen, Decken- und Wandelemente, aber auch Formstücke können industriellin Serie vorgefertigtwerden und sind dann zumindest in der Herstellung relativ günstig. Betonbauteile sind zudem sehr robust.
  • Betonbauteile bieten aufgrund ihrer hohen Rohdichte einen gutenSchallschutz…
  • … sowie einen ausgezeichnetenBrandschutz.

Nachteile

  • Bei der Verwendung für Außenwände wirkt sich nachteilig aus, dass Betonkaum Wärmeschutzbietet. Daher ist normalerweise eine zusätzliche Dämmung nötig.
  • Beton istnur mäßig diffusionsoffen. Das bedeutet, dass Feuchtigkeit nur bedingt durch die Wand abgeleitet wird.

Welche Betonarten und -klassen gibt es?

Man unterscheidet verschiedene Arten von Beton, die sich je nach Eigenschaften unterscheiden, unter anderem Schwerbeton, Leichtbeton, Infraleichtbeton, Stahlbeton, Textilbeton oder Lichtbeton. Bei Sichtbeton bleibt die Oberfläche sichtbar und wird weder verputzt noch verkleidet. Sichtbeton wird je nach Anforderungen in verschiedene Klassen unterteilt, in die sogenannten SB-Klassen.

  • An Sichtbeton der Klasse 1 werden die niedrigsten Ansprüche gestellt. Er eignet sich vor allem für Industrieräume, Lagerhallen oderprivate Keller.
  • Auch Sichtbeton der Klasse 2 verfügt über ein eher raues Erscheinungsbild und wird für Stützpfeiler oder Treppenhäuser eingesetzt.
  • Sichtbeton der Klassen 3 erfüllt höhere optische Ansprüche und wird beispielsweise für Außenfassaden eingesetzt.
  • Sichtbeton der Klasse 4 erfüllt höchste gestalterische Anforderungen und repräsentative Aufgaben und kann zum Beispiel für Wohnräume genutzt werden.

Auch der Boden kann in Betonoptik gestaltet werden – zum Beispiel mit abgeschliffenem Sichtestrich. Foto: denisismagilov / stock.adobe.com

Welche Gestaltungsvarianten bietet Sichtbeton?

Textur und optische Wirkung von Sichtbeton werden neben der Körnung seiner Bestandteile auch durch die Art der Schalhaut, durch Farbbeimischungen oder andere Zuschlagstoffe und durch die nachträgliche Bearbeitung der Oberflächen bestimmt.

Welche Schalung ist für Sichtbeton geeignet?

Für Sichtbeton eignen sich sowohl sehr glatte als auch klar strukturierte Schalungen. Diese haben einen großen Einfluss auf Optik und Haptik der späteren Sichtbetonoberfläche.

  • Ist eine besondersglatte Oberfläche gewünscht, kann die Schalhaut aus Stahlplatten bestehen.
  • Wenn die Schalhaut zum Beispiel aus sägerauen, gebürsteten oder gehobelten Holzbrettern besteht, ergibt sich eine entsprechende Holzoptik der Betonoberflächen.
  • Sogenannte Schalungsmatrizen werden aus Silikonkautschuk oder Kunststoff hergestellt. Sie ermöglichen spezielle optische Effekte: Sichtbeton kann damit zum Beispiel die Optik von Terracottafliesen oder Schieferplatten erhalten, auch Wellen und andere Strukturen oder sogar in den Beton integrierte Schriftzüge sind möglich.
  • Man unterscheidet des Weiteren, ob die Schalung schwach saugend oder nicht saugend ist. Eine schwach saugende Holzschalung mit Textur zieht Luft- und Wasserblasen aus oberflächennahen Bereichen des Betons in das Holz ein, was zu einer dunkleren und raueren Oberfläche führt, auf der sich Farbunterschiede und Poren nur wenig abzeichnen.
  • Eine nichtsaugende, glatte Schalung hingegen lässt die Oberfläche heller wirken, macht mögliche Farbunterschiede und Marmorierungen sichtbarer und begünstigt die Bildung von Poren.
  • Varianten bieten sich durch die Anordnung der Fugen zwischen den Schalbrettern oder durch eine unterschiedliche Breite der Schalbretter an.  

Bei der Wahl der Verschalung sollte man bedenken, dass sich geringe Unregelmäßigkeiten im Erscheinungsbild des Betons grundsätzlich nie ganz vermeiden lassen. Das heißt: selbst eine glatte Betonoberfläche der Klasse SB4, die mit Stahlschalungen hergestellt worden ist, kann gewisse Unregelmäßigkeiten aufweisen.

Farbe und Marmorierung von Sichtbeton

Je nach Auswahl des Zements kann man unterschiedliche Grautöne erzielen. So werden zum Beispiel für nahezu weiße Betonoberflächen weiße Zemente verwendet. Gibt man Farbpigmente hinzu oder wählt bereits farbige Gesteinskörnungen, können im Beton verschiedenste Farbtönungen erreicht werden.

Für einen marmorierten Farbverlauf sind mehrere genau aufeinander abgestimmte Mischprozesse erforderlich. Dabei werden, ergänzend zur Mischung mit dem eigentlichen Pigment, zusätzliche Betonmischungen mit weiteren Pigmenten versetzt. In einer speziellen Gießtechnik werden die einzelnen Mischungen dann so miteinander vermengt, dass die einzelnen Farben noch erkennbar sind, aber ineinander verlaufen und so der Marmoreffekt entsteht.

Nachträgliche Behandlung und Oberflächenfinish

Betonoberflächen lassen sich gut nachträglich bearbeiten, um ihre Optik weiter zu verändern. Die Wahl der Verfahren hängt davon ab, ob der Beton schon vollständig ausgehärtet ist oder nicht. Häufig geht es darum, die jeweiligen Körnungen des Betons mehr oder weniger stark freizulegen. Vor dem vollständigen Aushärten sind drei Verfahren gängig:

  • Das Auswaschen mit einem Wasser-Hochdruckreiniger führt zu einer besonders körnigen, reliefartigen Oberfläche (Waschbeton).
  • Beim Sandstrahlen wird die Oberfläche rau und matt.
  • Beim Behandeln mit verdünnter Säure, dem sogenannten Absäuern, entsteht eine sandsteinartige, eher edel wirkende Oberfläche, da lediglich eine dünne Schicht abgetragen wird.

All diese Verfahren eignen sich am besten bei Betonfertigteilen, da sich in der Fabrik ein gleichmäßigeres und qualitativ hochwertigeres Erscheinungsbild erzielen lässt als vor Ort.

Ist der Beton ausgehärtet, kann er auf verschiedene Weise nachträglich veredelt werden.

  • Beim Flammstrahlen wird mithilfe großer Hitze die oberste Schicht abgetragen und die Betonoberfläche angeraut.
  • Dagegen ergibt sich durch Schleifen und Polieren eine besonders glatte, repräsentative Oberfläche.
  • Im Gegensatz dazu wiederum werden steinmetzartige Verfahren eingesetzt, wenn markante Oberflächen gewünscht werden. Beim sogenannten Stocken, Spitzen oder Scharrieren wird die Betonfläche mit Stockhammer, Spitzeisen oder Scharriereisen bearbeitet, wodurch sich wellenförmige, kantige oder auch tiefe linienartige Strukturen einarbeiten lassen. Durch derartige mechanische Verfahren wirkt die Betonfarbe nach der Bearbeitung intensiver.

Abschließend aufgetragene farbige Lasuren, Lacke, Öle oder Wachse schützen die Oberflächen und verleihen ihnen je nach Art des Auftrags eine noch individuellere Optik. Dabei sollte man bedenken, dass bei der Herstellung von Sichtbeton Färbung und Porenstruktur nie absolut gleichmäßig sind. Daher sollte immer zunächst eine Musterfläche angelegt werden. Ist diese ausreichend groß, kann man die Optik der Sichtbetonoberfläche auch aus einem gewissen Abstand gut beurteilen.

Sichtbetonoptik im Bad. Die Wände sind dadurch fugenfrei. Auf dem Boden liegen Fliesen in Betonoptik. Foto: Michael / stock.adobe.com

Wie wird Sichtbeton geschützt und gepflegt?

Sichtbetonflächen können zum Schutz vor eindringender Feuchtigkeit imprägniert werden. Vor Flecken und Verschmutzungen schützt am besten eine zusätzliche Versiegelung, zum Beispiel auf Epoxidharzbasis. Auch das Ölen oder Wachsen von Betonflächen schützt relativ gut. Kleinere Verschmutzungen sollten mit klarem Wasser und eventuell mit Kernseife beseitigt werden. Bei größeren Verschmutzungen ist es ratsam, anstelle herkömmlicher Reiniger spezielle Steinreiniger zu verwenden, während man hartnäckigen Flecken am besten mit einer Hochdruckreinigung beikommt. Ob man diese selbst durchführt oder einen Profi beauftragt, richtet sich nach der Betonoberfläche und der Art der Verschmutzung – und nach der eigenen Erfahrung mit Betonreinigung und Hochdruckreinigern.

Was kostet Sichtbeton?

Die Kosten für Sichtbeton variieren stark, weil sie von der Betonqualität, der Bauteilgeometrie und der Gestaltung der Oberflächen abhängen. Die reinen Materialkosten liegen für Beton in normaler Qualität derzeit bei rund 150 Euro pro Kubikmeter (Stand Februar 2022), wobei unter anderem regionale Unterschiede und die allgemeine Baukostenentwicklung eine Rolle spielen. Schalung, Bewehrungsstahl und Arbeitsaufwand fürs Betonieren sind in den genannten Kosten nicht enthalten.

Sichtbetonflächen müssen nicht unbedingt besonders teuer sein. Häufig ist ein rohes Erscheinungsbild sogar explizit erwünscht, wodurch sich eine teure Schalhaut oder eine nachträgliche optische Veredelung erübrigen. Je nach Anspruch steigen die Kosten, die von der jeweiligen Sichtbetonklasse, dem Aufwand bei der Schalhaut und der Art der nachträglichen Oberflächenbearbeitung abhängen.

Sparen kann man dennoch: Am günstigsten sind sogenannte Rahmenschalungen, bei denen das Fugenraster und die Stellen für die Anker, welche Schalung und Konterschalung miteinander verbinden, vorgegeben sind. Dadurch ergibt sich ein festgelegtes Ankerbild auf der Betonoberfläche. Sogenannte Trägerschalungen, bei denen die Schalungselemente mithilfe von Trägern aus Holz oder Stahl individuell zusammengesetzt werden, sodass ihre Anordnung und die der Ankerpunkte frei planbar ist, sind dagegen teurer. Dafür ermöglichen sie anspruchsvollere Designs.

Kostentreibend kann sich auch auswirken, dass eine eigens für Sichtbeton hergestellte Schalhaut manchmal zusätzlicher Aussteifungen oder auch Abdichtungen zum Vermeiden von Nahtstellen bedarf.

Bauteile und Flächen aus Sichtbeton zu planen und herzustellen erfordert Erfahrung, professionelles Arbeiten sowie ein hohes Maß an Sorgfalt und Routine. Beispielsweise muss Sichtbeton zügig und ohne Unterbrechung eingegossen werden, um Nahtstellen zu vermeiden. Daher empfiehlt es sich, die Planung von Sichtbeton einem Architekten oder einem Ingenieur zu überlassen und für die Ausführung eine Fachfirma zu beauftragen.

Sichtbetonoptik auch ohne Beton?

Eine günstige Alternative zu Sichtbeton sind Wand- und Bodenbeläge, die optisch wie Sichtbeton wirken. Dazu gehören in erster Linie Spachtelmassen und mineralische Wandputze wie Kalk-, Kalkmarmor- oder Zementputz. Mit diesen fugenlosen Wandbelägen lässt sich eine Betonstruktur inklusive Schalungsfugen sehr gut nachbilden. Der Feinputz „Beton Ciré“ kommt Sichtbeton besonders nahe, da er aus einer Mischung aus echtem Beton und Kunstharz besteht.

Andere Möglichkeiten, Innenräume im Sichtbeton-Look zu gestalten, bieten sich mit Effektfarben und Betontapeten. Wer eine feste Verkleidung bevorzugt, kann Verbundplatten wählen, bei denen Spachtelmasse auf MDF-Trägerplatten aufgebracht ist. Fußbodenbeläge in Betonoptik sind mit Laminaten und Vinylbelägen möglich. Bei Neubauten besteht eine besonders kostengünstige Variante von Sichtbetonböden darin, die Bodenplatte aus Beton oder aber den Estrich einfach nur zu glätten und zu versiegeln und auf einen Fußbodenaufbau zu verzichten. Die Heizschlangen für die Fußbodenheizung werden üblicherweise ohnehin im Estrich verlegt, sie lassen sich aber auch gut in die Bodenplatte integrieren.