Fassadenvarianten: Kosten, Eigenschaften und Funktionen der Fassade
Fassade ist nicht gleich Fassade. Bauherren haben viele Materialien und Konstruktionsarten zur Auswahl. Doch am Ende entscheiden sich die meisten für eine verputzte oder für eine hölzerne Fassade. Welche Fassadenvarianten es gibt und warum viele nur in ganz bestimmten Situationen sinnvoll sind.

Die verputzte Fassade ist weit verbreitet in Deutschland. Daneben gibt es andere Fassadenvarianten wie Holz-, Keramik- und Glasfassaden sowie vorgehängte hinterlüftete Fassaden aus Klinker oder Metall. Doch diese Alternativen sind nur unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll. Vor allem beim Eigenheim ist die verputzte Fassade der Allrounder, der die meisten Anforderungen gut erfüllen kann und gleichzeitig relativ günstig ist.

Putzfassade
Putz besteht aus Feststoffen wie zum Beispiel Sand, Kunststoffpartikeln oder Marmorkies, um die Stabilität der Putzmasse zu erhöhen. Die Bindemittel, die bei Putzfassaden aus mineralischem Putz zum Einsatz kommen, sind Baukalk, Zement, Gips oder andere Gemische. Des Weiteren kommen Zusatzstoffe hinzu, die Einfluss auf die Eigenschaften, wie etwa die Trocknungsdauer, die Luftporenbildung und die Fließ- und Haftungseigenschaften, nehmen.
Mineralische Putze nennt man auch Sackware. Der Grund besteht in der Tatsache, dass sie in trockener Form oft in Säcken angeliefert werden und erst durch die Verbindung mit Wasser zur Verarbeitung geeignet sind. Häufig werden für Putzfassaden mineralische Gips- oder Kalkzementputze verwendet.
Kunstharzputz wird sowohl als Putzfassade außen als auch für Innenputz eingesetzt. Dieser Putz aus organischen Bindemitteln wird ausschließlich als Oberputz angewendet. Die Teilchen der Kunstharze verschmelzen miteinander, nachdem das Anmachwasser verdunstet ist. Dadurch entsteht die notwendige Festigkeit. Kunstharzputz wird nicht im Sack angeliefert, sondern verarbeitungsfertig. Vorm Verarbeiten muss er lediglich einmal durchgerührt werden.
Pflege
Viele Fassaden müssen nach 20 bis 30 Jahren neu gestrichen werden, etwa weil sie verschmutzt oder beschädigt sind oder weil Algen darauf wachsen. Wann es so weit ist, hängt von der Qualität des Anstrichs, von Wettereinflüssen und anderen Faktoren ab.
Kosten
Der Fassadenputz inklusive eines Anstrichs kostet 35 bis 65 Euro pro Quadratmeter, je nach Aufwand, Farbqualität und Komplexität des Gebäudes, sowie ob ein Gerüst benötigt wird oder nicht. Wenn später nur neu gestrichen wird, kostet das zwischen 10 und 20 Euro pro Quadratmeter.

Holzfassade
Ob ein Haus eine Holzfassade hat oder nicht, ist unabhängig von der Bauweise. Ein Holzhaus kann eine Holzfassade haben, alle anderen Arten sind aber ebenfalls möglich. Und auch ein Massivhaus keine eine Holzfassade haben. Auch Mischformen sind möglich, sodass beispielsweise ein verputztes Haus einzelne Fassadenelemente aus Holz aufweisen kann.
Man unterscheidet zwischen drei Montagearten:
- Die Stülpschalung, bei der die Bretter horizontal montiert werden, und zwar so, dass das obere Brett jeweils das darunter liegende überlappt, sodass Wasser über die Fassade ablaufen kann. Diese Montageart wird vor allem bei amerikanischen Holzhäusern verwendet.
- Die Bodendeckelschalung wird beispielsweise bei Hütten- und Scheunenbauten im Süddeutschen Raum verwendet, eignet sich aber auch für Wohnhäuser. Die Bretter werden vertikal montiert. Die Bodenbretter liegen dabei nebeneinander, die Deckelbretter werden über die Fugen der darunter liegenden Bodenbretter geschraubt.
- Die Nut-und-Feder-Montage sieht man häufig bei Schwedenhäusern. Die Bretter werden vertikal montiert und mit einem Nut-und-Feder-System ineinandergesteckt.
Daneben gibt es aber noch weitere Möglichkeiten, Holz in die Fassade zu integrieren.
Viele Bauherren befürchten, eine Holzfassade könne eine begrenzte Lebensdauer haben. Doch bei fachgerechter Ausführung und angemessener Pflege können sogar unbehandelte Fassaden aus Holz sehr widerstandsfähig und langlebig sein. Dafür darf Holz nicht dauerhaft Feuchtigkeit ausgesetzt sein. Die oben genannten Konstruktionsweisen sorgen dafür, dass Wasser ablaufen kann. In den meisten Fällen sind Holzfassaden hinterlüftet. Dann kann also Luft hinter die Fassade gelangen und so beim Trocknen der Fassade helfen. Unbehandelte Hölzer grauen mit der Zeit aus, das ist aber lediglich eine optische Veränderung. Wem das nicht gefällt, kann die Holzfassade auch streichen.
Pflege
Unbehandelte Fassaden aus hochwertigem Holz halten sehr lange. Bei fachgerechter Konstruktion mindestens 30 Jahre, normalerweise aber deutlich länger. Einen Anstrich brauchen sie dann nicht, je nach Konstruktion können einzelne beschädigte Stellen leicht ausgetauscht werden. Das Holz altert, verfärbt sich und verformt sich auch leicht – dient aber weiterhin bestens als Fassade.
Bei gestrichenen Fassaden bleibt die Optik gleich – dafür muss der Anstrich erneuert werden. Je nach Farbe und Wettereinflüssen kann das bereits nach fünf oder auch erst nach 20 Jahren der Fall sein.
Kosten
Die Holzpreise variieren stark – und damit auch die Kosten für eine Holzfassade. Zwischen zehn und über 100 Euro pro Quadratmeter ist alles möglich.
Der erste Anstrich ist teurer und aufwendiger, weil möglicherweise erst imprägniert oder grundiert werden muss, außerdem sind zwei Anstriche nötig. Die Kosten belaufen sich auf 10 bis 20 Euro pro Quadratmeter. Wird der Anstrich später erneuert, können die Kosten niedriger sein. Wird ein Gerüst benötigt, wird’s teurer, wer selbst streicht, kann Geld sparen.

Sichtfassade: Beton, Sandstein – und Holz
Steinfassaden sind insbesondere im Neubau in den meisten Fällen entweder vorgehängte Fassaden oder eine Verblendung. Mehr dazu im folgenden Abschnitt zur vorgehängten und hinterlüfteten Fassaden.
Möglich ist es theoretisch auch, die Fassade im Grunde nackt zu lassen. Dann wird also die tragende Wand nach außen nicht verkleidet. In diesem Fall muss das Mauerwerk von sich aus ausreichend vor Feuchtigkeit geschützt sein und Wärmedämmung bieten. Und genau das ist oftmals das Problem, denn beispielsweise Sandstein hat eine sehr schlechte Dämmleistung, ähnliches gilt für Beton. Das ist der Grund, warum bis auf einzelne Kuriositäten niemand im Neubau mit Sandstein arbeitet.
Und so gibt es nur eine moderne Bauweise, die ohne ein zusätzliches Fassadenbauelement auskommt und einen umfassenden Schutz bietet: Das Blockhaus, dessen massiven Stämme zwar möglicherweise behandelt oder gestrichen werden, aber hervorragende Dämmeigenschaften besitzen und mit Feuchtigkeit und Wind kein Problem haben.
Pflege
Keine Pflege notwendig
Kosten
Es fallen keine Kosten an – zumindest keine gesonderten Kosten für die Fassade. Wer allerdings ein Blockhaus baut oder Sichtmauerwerk einsetzt, muss mit entsprechend höheren Baukosten rechnen und spart also höchstwahrscheinlich kein Geld.

Vorgehängte hinterlüftete Fassade und Klinkerfassade
Wer eine Klinkerfassade möchte, realisiert diesen Wunsch in erster Linie mithilfe einer hinterlüfteten Fassade, die entweder durch eine zweischalige Wand oder einer vorgehängten Fassade realisiert wird. Die vorgehängte hinterlüftete Fassade kommt vor allem im Fertighausbau häufig zum Einsatz und ermöglicht es dort, dass Häuser in Holzständerbauweise auch verputzte Fassade oder eben Klinkerfassaden haben können.
Bei einer vorgehängten und hinterlüfteten Fassade sind Gebäudehaut und tragende Wände nicht miteinander verbunden. Stattdessen bleibt eine Luftschicht zwischen den Bauteilen. Gerade bei älteren Häusern wird diese allerdings oftmals mit Dämmmaterial gefüllt. Der Vorteil einer solchen Hinterlüftung ist, dass dadurch eingedrungene Feuchtigkeit abtransportiert wird. So wird die dahinterliegende Wand vor Feuchtigkeit geschützt und Schimmelbildung unterbunden.
Pflege
Der Pflegeaufwand hängt davon ab, aus welchem Material die vorgehängte Fassade besteht. Bei Holz oder Putz entspricht der Aufwand dem, jeder anderen Putz- oder Holzfassade. Klinkerfassaden benötigen nicht unbedingt einer Pflege. Bei starker Verschmutzung kann sie mit dem Dampfreiniger gesäubert werden.
Kosten
Im Fertighausbau kostet eine vorgehängte Klinkerfassade nicht zwangsläufig mehr als andere Fassadenvarianten. Das ist aber letztendlich abhängig vom verendeten Material und der Kalkulation des Fertighausanbieters. Wird sie allerdings vorgemauert, können Bauherren mit 40 bis 75 Euro pro Quadratmeter rechnen.

Grüne Fassade
Die grüne Fassade ist keine Konstruktionsart, sondern eine Möglichkeit der Gestaltung. Wilder Wein oder Efeu ranken sich an den Wänden hoch. Neben optischen Gründen können sich Eigentümer auch aus praktischen Gründen dafür entscheiden. Eine begrünte Fassade schützt besser vor Schall, vor Kälte und besonders auch vor Hitze. Je nach Fassadenart sind allerdings nicht alle Begrünungsarten empfehlenswert. Insbesondere bei Holzfassaden bergen Pflanzen wie Efeu ein gewisses Risiko.
Pflege
Pflanzen benötigen mal mehr, mal weniger Pflege und müssen eventuell gegossen oder gedüngt werden – ganz normale Gartenarbeit also. Sollte sich die Pflanze ungewollte ausbreiten, wird auch ein Schnitt fällig. Selbstklimmer wie Efeu oder Wein halten sich an der Fassade fest, können dabei den Anstrich zerstören. Spätestens, wenn diese Pflanzen zumindest zum Teil wieder entfernt werden, muss der Anstrich erneuert werden.
Kosten
Die Kosten für eine grüne Fassade variieren stark. Es fallen Kosten für Pflanzen, gegebenenfalls die Pflanzung selbst und je nach Begrünung das Befestigungssystem an. Das alles summiert sich auf wenige Euro oder aber zwei- oder dreistellige Summen pro Quadratmeter.
Weitere Arten der Fassadengestaltung
Werden Fliesen oder Platten an die Hauswand angebracht, spricht man von einer angemörtelten oder vorgemauerten Fassade.
Etwas ganz Besonderes sind sogenannte Baguettes: Das sind Keramikelemente, die in einigem Abstand zur Hauswand angebracht werden, sodass sie zwar für Schatten sorgen, aber dennoch Licht hindurchlassen. Solche ausgefalleneren Arten der Fassadengestaltung werden von privaten Bauherren und deren Architekten jedoch selten eingesetzt und finden eher in der Büro- oder öffentlichen Architektur Anwendung.
Diese Fassadenvarianten sind relativ material- und arbeitsaufwendig und damit entsprechend teurer. Wie teuer genau, hängt von der Größe des Hauses und des Materials ab.
Vor- und Nachteile der verschiedenen Fassadenarten
Beton | Putz | Klinker | Holz | Glas | grün | |
Erstkosten | Günstige Fertigteile, ansonsten teurer | niedrig | Gehört je nach Hersteller zu den etwas teureren Fassadenvarianten | Je nach Holzart und Konstruktionsweise niedrige bis hohe Kosten | Sehr hohe Kosten, auch für aufwendige tragende Konstruktionen | Sehr günstig umsetzbar - allerdings handelt es sich um eine zusätzliche Fassadengestaltung. |
Folgekosten | kaum | Neuer Anstrich nach etwa 20 Jahren | kaum | Unter Umständen neuer Anstrich nach 5 bis 20 Jahren | Eventuell für eine professionelle Glasreinigung | kaum |
Pflege | kaum | Neuer Anstrich | kaum | Je nach Verarbeitung. Entweder kaum Pflege notwendig - oder ein neuer Anstrich. | Hoher Putzaufwand | Geringe Pflanzen- und Gartenpflege |
Weitere Vorteile | Sehr modern | keine | Sehr robust | Kann sehr ökologisch hergestellt werden | Sehr modern | Zusätzlicher Wetterschutz |
Weitere Nachteile | Hoher Energie- und CO2-Aufwand bei der Produktion | keine | Neugestaltung eher kompliziert, auch ein neuer Anstrich lässt sich nicht ohne Weiteres realisieren | keine | Eingeschränkte Privatsphäre | Kann die Fassade beschädigen |
Die Fassade gestalten
Zur Fassade gehören auch weitere Elemente, die das Erscheinungsbild des Hauses mitbestimmen. Fenster und Türen beispielsweise sowie Fensterläden. Die Beleuchtung befriedigt zwar in erster Linie eher praktische Bedürfnisse, trägt aber ebenfalls zur Optik bei. Bei Altbauten wurde die Fassade oftmals extra verziert, beispielsweise mit Stuckelementen.
Grenzen der Gestaltungsfreiheit
Bauherren haben bei der Wahl der Fassade an sich freie Hand. Einschränkungen gibt es durch den jeweiligen Bebauungsplan. So kann es beispielsweise einen Zwang zu einer verputzten Fassade, möglicherweise sogar in einem bestimmten Farbton geben.
Matthias Dittmann 02.12.2021