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Den Marder auf dem Dachboden wieder loswerden

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Marder im Haus sind echte Plagegeister: Sie rauben den menschlichen Bewohnern den Schlaf, verschmutzen den Dachboden und zerstören teilweise die Dämmung so sehr, dass Wärmebrücken entstehen und sich Schimmel bildet. Es gibt jedoch Tipps, die dabei helfen, die kleinen Raubtiere wieder loszuwerden – langfristig.

Nicht nur im Wald treibt sich der Steinmarder herum. Besonders auf Dachböden fühlt sich das Tier wohl. Foto: Deutscher Jagdverband Foto: Deutscher Jagdverband

Wenn nachts vom Dachboden plötzlich Geräusche zu hören sind, wenn es unangenehm riecht und wenn wie von Geisterhand plötzlich die Dämmwolle in Fetzen von der Decke hängt, treibt mitnichten ein Gespenst sein Unwesen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich stattdessen um einen Marder, genauer gesagt um einen Steinmarder. Ein possierlich aussehendes, hundeartiges Raubtier, das gerne klettert und so manchen Hausbesitzer schier in den Wahnsinn treibt.

Das Problem: Marder sind nachtaktive und scheue Tiere. Vor allem der Steinmarder hält sich gern in menschlichen Behausungen auf, meidet jedoch die Menschen selbst und ist äußerst vorsichtig. Kaum einem Hausbesitzer wird es gelingen, einen Marder wirklich zu Gesicht zu bekommen. Es kommt also darauf an, die Geräusche und Spuren der Tiere richtig zu deuten – und das rechtzeitig. Denn wer einen Marder über längere Zeit nicht bemerkt oder ignoriert, riskiert, dass die angerichteten Schäden nur größer werden.

Daran erkennen Hausbesitzer, dass ein Marder unter ihrem Dach lebt

Damit es gar nicht erst zu ernsthaften Schäden am Haus kommt, ist es wichtig, einen Marder so früh wie möglich zu bemerken und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten. Diese Zeichen sollten bei Hausbesitzern die Alarmglocken läuten lassen:

Auf frischer Tat ertappt: Dieser Steinmarder treibt sich nachts auf dem Dachboden herum. Rechts im Bild der Abruck der Pfote – auch an den Fußspuren können Hausbesitzer den Eindringling erkennen. Foto: marderexperte.de und taxidermy.ch (Pfotenabruck) Foto: marderexperte.de und taxidermy.ch (Pfotenabruck)

  • Marder machen Geräusche. Erstes Zeichen eines Marderbefalls sind daher stets Krabbelgeräusche vom Dachboden. Sie sind meistens morgens und abends zu hören, denn Marder sind keine Dauergäste. Sie kommen immer wieder für einen Tag oder eine Nacht um in ihrem Rückzugsort zu schlafen oder zu fressen. Besonders aktiv sind Marder übrigens zwischen April und September – dann sollten Hausbesitzer ganz besonders aufmerksam sein und ihren Dachboden in regelmäßigen Abständen kontrollieren.
  • Auch wenn es unappetitlich ist: Marderbefall lässt sich mit am besten durch Kotspuren entdecken. Marderkot erkennen Hausbesitzer an seiner länglichen Form. Er ist circa acht bis zehn Zentimeter lang und ein bis zwei Zentimeter dick. Zudem sind häufig unverdauliche Teile der Nahrung noch sichtbar, etwa Obstkerne oder Federn.
  • Im Gegensatz zu anderen Tieren, die sich gern in Dachböden aufhalten, hinterlassen Marder häufig auch Teile ihrer Nahrung. Die Tiere sind Allesfresser, die es häufig auf kleine Vögel abgesehen haben. Finden sich auf dem Speicher also Knochen- oder Federreste ist das beinahe ein untrügliches Zeichen für einen Marder.
  • Auch wenn es lästig ist, sollte die Dachisolierung regelmäßig auf Spuren untersucht werden. Hat ein Marder gerade erst ein Loch durch den Dämmstoff gegraben, kann dieser noch ausgetauscht werden, bevor etwa durch Schimmel weitere Schäden entstehen.

In der Dachisolierung können Marder beträchtliche Schäden anrichten. In diesem Dachboden hat anscheinend schon länger ein Tier gewütet. Foto: marderexperte.de Foto: marderexperte.de

Marder hinterlassen sehr häufig auf dem Dachboden ihre Exkremente. Stoßen Hausbesitzer auf Kot, der acht bis zehn Zentimeter lang misst, dann ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Marder am Werk. Foto: marderexperte.de Foto: marderexperte.de

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So lassen sich Marder vertreiben

Marder unterliegen dem Jagdrecht. Sie zu fangen oder gar einen Marder zu töten ist daher nur Inhabern einen Jagdscheins erlaubt. Damit ein Marder dauerhaft vom Dachboden fernbleibt und sich dort auch kein Nachfolger einnistet, empfiehlt sich eine Taktik in zwei Schritten:

1. Marder Vergrämen

Zunächst muss der Marder aus seinem Quartier verscheucht werden. Dazu bieten sich vor allem laute Geräusche an. Es kann bereits helfen, regelmäßig auf den Dachboden zu gehen, wer sicher gehen will, schließt aber ein Radio an und lässt es einen Tag über laufen. Immer wenn der Marder zu hören ist, kann man zusätzliche Geräusche machen und beispielsweise an die Decke klopfen.

Im Internet kursieren zudem zahlreiche Hausmittel, die angeblich gegen den Marderbefall helfen sollen – dazu zählen etwa gemahlener Pfeffer oder Hundehaare. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass diese Mittel nur eine kurzfristige Wirkung haben. Sie mögen den Marder zwar zunächst vertreiben, die Tiere sind allerdings sehr anpassungsfähig und gewöhnen sich auch an solche Gerüche.

2. Marder aussperren

Ist der Marder vertrieben, geht es daran, die Stellen abzudichten, an denen er ins Haus eindringt – der deutlich schwierigere Teil, denn einem Steinmarder genügt ein Loch mit etwa fünf Zentimetern Durchmesser als Einstieg. Gerade bei Altbauten sind die Dächer häufig nicht isoliert, Marder finden zwischen losen Ziegeln leichter Zugang. Einzelne Marder sollen sogar in der Lage sein, gut sitzende Dachziegel hochzudrücken. Wichtig ist es, das Schlupfloch des Marders zu finden und abzudichten.

Dazu ist teilweise ein wenig Detektivarbeit nötig. Hausbesitzer sollten die Außenwände nach möglichen Spuren untersuchen – vielleicht benutzt der Marder ja eine Dachrinne oder einen benachbarten Baum zum Hochklettern? Hilfreich ist es, um das Haus herum geharkte Sandflächen anzulegen und diese dann nach Spuren abzusuchen. Wichtig: Wenn ein Marder-Schlupfloch verschlossen wird, sollte das Tier nicht im Haus sein. Es könnte bei seinem Ausbruchsversuch sonst große Schäden verursachen und wäre dann, falls dieser nicht gelingt, dazu verdammt, qualvoll zu sterben. Zudem haben Marder vornehmlich von März bis Juli Junge. In dieser Zeit dürfen die erwachsenen Tiere nicht ausgesperrt werden. Die Jungen würden sonst verhungern.

Nicht nur auf Dachböden fühlen sich Marder wohl. Auch im Außenbereich, in der Garage oder am Auto können die Tiere Schaden anrichten. Grafik: gardigo.de Grafik: gardigo.de

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Wenn alles nichts hilft – Kammerjäger oder Jäger

Nur Jäger dürfen die Eindringlinge einfangen. Foto: Wunderlich/Deutscher Jagdverband Foto: Wunderlich/Deutscher Jagdverband

Schaffen Hausbesitzer es nicht, den Marder zu vertreiben und auszusperren, bleibt nur die Möglichkeit, einen Experten zu beauftragen.

Einige Schädlingsbekämpfungsunternehmen haben sich auf die Vergrämung und das Aussperren von Mardern spezialisiert. Solche Experten haben Erfahrung damit, Schlupflöcher aufzuspüren und wirkungsvoll zu verschließen. Fallen stellen dürfen hingegen grundsätzlich nur Jäger mit entsprechender Fangberechtigung, töten dürfen selbst sie die Tiere nur außerhalb der Schonzeiten. Haben Stadt oder Gemeinde einen eigenen Stadtjäger, darf für gewöhnlich nur er Maßnahmen gegen Wildtiere auf städtischem Gebiet einleiten.

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Sieben Fragen an den Experten

Foto: Indra Enterlein Foto: Indra Enterlein

Tipps zum Umgang mit Mardern hat Julian Heiermann, Zoologe beim Naturschutzbund Deutschland (NABU).

bauen.de: Was raten Sie Hausbesitzern, die einen Marder auf dem Dachboden haben? Die meisten würden vermutlich eine Falle aufstellen oder gar Giftköder auslegen.

Julian Heiermann: Auf keinen Fall sollten Hausbesitzer Gift auslegen, das ist generell verboten. Auch anderweitig töten oder einfangen dürfen Hausbesitzer ohne Jagdschein die Tiere nicht. Das verbietet das Tierschutzgesetz und das Jagdrecht. Nur ein Jäger dürfte dem Marder nachstellen. Wer ohne Jagdschein eigenständig auf diese Weise gegen den tierischen Störenfried vorgeht, handelt rechtswidrig. Nach unserer Erfahrung hat das Wegfangen der Tiere eh keinen langanhaltenden Erfolg. Es würde dadurch lediglich ein Marderrevier frei und es wird sofort wieder von einem anderen Marder besetzt – Marder sind sehr territoriale Tiere.

Was können Hausbesitzer denn gegen den ungebetenen Gast unternehmen?

Es empfiehlt sich, Marder zu vergrämen, das klappt am besten mit einem lauten Radio. Hat man den Marder erfolgreich vertrieben muss verhindert werden, dass er zurückkommt oder ein Artgenosse wieder einen Zugang zum Gebäude findet. Also: Einstiegslöcher finden und versperren, außerdem überlegen, ob die Tiere über beispielsweise über das Fallrohr der Regenrinne oder einen Baum nach oben klettern und dann auf das Haus springen können. Im Fachhandel gibt es zudem Vorrichtungen, die verhindern sollen, dass Marder an Fallrohren hochklettern können.

Ausgewachsene Marder lassen sich vielleicht vertreiben. Was aber können Hausbesitzer unternehmen, wenn ein Marder Jungtiere hat?

Häufig ist das gar kein Problem – Marder nehmen ihre Jungen normalerweise mit, wenn ein Unterschlupf zu unsicher wird. Falls aber bekannt ist, dass die Jungen noch auf dem Dachboden sind (meistens geschieht das zwischen März und Juli, Anm. d. Red.), sollte man den Marder auf keinen Fall aussperren, denn die Jungen würden dann verhungern. Hausbesitzer sollten sich in so einem Fall auch überlegen, ob sie den Mardern nicht noch zwei bis drei Wochen Unterschlupf gewähren wollen bis die Jungen selbstständiger sind.

Können Marder dem Menschen nicht auch gefährlich werden?

Marder sind relativ groß und könnte kräftig zubeißen, aber so lange man sie nicht in die Enge treibt und sie mit bloßen Händen fangen möchte, passiert da normalerweise nichts.

Wie sieht es bei Haustieren aus?

Es ist unwahrscheinlich, dass einem Hund oder einer Katze etwas geschieht. Der Marder hat vor solchen Haustieren meistens mehr Angst als umgekehrt und ergreift die Flucht. Die gelingt ihm dann auch erfahrungsgemäß, denn Marder sind sehr gewandt.

Übertragen Marder Krankheiten?

Mir sind keine Fälle bekannt, das ist anders als beispielsweise bei Füchsen, über deren Kot sich der Fuchsbandwurm übertragen kann. Früher bestand theoretisch höchstens noch die Gefahr, dass sie Tollwut übertragen könnten – aber inzwischen gilt Deutschland offiziell als tollwutfrei.

Gibt es bestimmte Mittel oder Gerüche, die Marder zuverlässig abschrecken?

Viele Menschen schwören da auf WC-Steine, die haben einen starken Geruch, den Marder nicht mögen. Auch High-Tech-Geräte gibt es zu kaufen, die senden dann beispielsweise Ultraschall aus, der die Tiere stört, aber für Menschen nicht bemerkbar ist. Ein Marder wählt normalerweise den Weg des geringsten Widerstandes, er würde also einen Dachboden ohne störende Gerüche immer einem Speicher vorziehen, in dem er es mit störenden Gerüchen oder Geräuschen zu tun hat. Eine wirkliche Garantie, dass diese Mittel funktionieren, gibt es allerdings nicht.

Bildergalerie: Steinmarder

Wenn junge Steinmarder von ihrem Muttertier verlassen werden, kümmern sich Organisationen wie das Marderhilfsnetzwerk um die verwaisten Jungtiere. Foto: marderhilfsnetz.de Foto: marderhilfsnetz.de

Dieses Baby ist eine Besonderheit: Die weiße Punktzeichnung im Gesicht ist bei Steinmardern sehr selten. Foto: marderhilfsnetz.de Foto: marderhilfsnetz.de

Steinmarder ernähren sich von Früchten, Nüssen und kleineren Beutetieren. Foto: Deutscher Jagdverband Foto: Deutscher Jagdverband

Marder finden nahezu immer einen Weg ins Haus. Einige Tiere können auch Dachziegel hochdrücken. Foto: Deutscher Jagdverband Foto: Deutscher Jagdverband

Sie sehen zwar putzig aus, sind aber immer noch Wildtiere. Mit ihren scharfen Zähnen können sie kräftig zubeißen. Foto: marderhilfsnetz.de Foto: marderhilfsnetz.de

Neugeborene Marder sind Nesthocker, sie kommen blind zur Welt. Foto: marderhilfsnetz.de Foto: marderhilfsnetz.de

Steinmarder sind gute Kletterer. In den Baumwipfeln fühlen sie sich wohl. Foto: marderhilfsnetz.de Foto: marderhilfsnetz.de

Steinmarder lassen sich an ihrer typischen weißen Fellzeichnung am Hals erkennen. Foto: marderhilfsnetz.de Foto: marderhilfsnetz.de

Exkurs: Marder im Auto

Foto: ufotopixl10/Fotolia.com Foto: ufotopixl10/Fotolia.com

Immer wieder lassen sich Marder auch in Motorhauben von Autos nieder. Hier beißen sie in Schläuche und andere Kunststoffelemente und verursachen teilweise beträchtlichen Schaden. Die gute Nachricht: Der ADAC gibt an, dass ihm bislang keine Fälle von Schäden an Bremsschläuchen, Kraftstoffleitungen, Keilriemen oder Reifen vorliegen. Lebensgefahr besteht also nicht. Dennoch können angebissene Zündkabel dazu führen, dass der Motor nicht mehr rund läuft oder abstirbt, perforierte Kühlwasserschläuche führen ihrerseits zu einer Überhitzung des Motors.

Auch hier gilt: Abwehrsprays oder Duftstoffe zeigen meist nur eine kurzfristige Wirkung. Besser ist es, die Kabel vorsorglich zu ummanteln. Im Kfz-Zubehörhandel gibt es hierfür spezielle Vorrichtungen. Zudem können an den Einstiegsstellen im Motorraum kleine Metallplättchen montiert werden, die unter Strom gesetzt werden – etwa auf dem Niveau eines Weidezauns. Bekommt der Marder einen Stromschlag, erschrickt er und flieht.

Hatte sich ein Marder einmal in einem Motorraum breit gemacht, empfiehlt sich auf jeden Fall eine gründliche Motorwäsche. Denn Marder-Männchen reagieren auf die Duftstoffe von Artgenossen häufig mit einer besonderen Beiß-Wut.

Marder sind auch immer wieder unter Motorhauben am Werk. Dort zerbeißen sie Schläuche und Kabel. Foto: Horst Schmidt/fotolia.com Foto: Horst Schmidt/fotolia.com

Starke Schäden wie diese an der Motorhaube sind ein Zeichen für einen Marderbefall. Foto: bluedesign/Fotolia.com Foto: bluedesign/Fotolia.com

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