Solarcarport: Kosten, Einschränkungen, Baurecht

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Das Dach eines Carports bietet Fläche, die zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Mit dem Strom kann beispielsweise ein Elektroauto aufgeladen werden. Doch dabei gibt es einiges zu beachten.

Wie funktioniert ein Solarcarport?

Ein Solarcarport ist ein Carport, dessen Dachfläche zur Gewinnung von Sonnenstromgenutzt wird. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Die Photovoltaikanlage ist auf das Dach montiert, so, wie es in vielen Fällen auch bei Hausdächern der Fall ist. In diesem Fall kann die PV-Anlage auch nachträglich auf ein Carportdach montiert werden – sofern dieses für die zusätzliche Belastung ausgelegt ist.
  • Die PV-Module ersetzen das Dach. Dadurch sparen sich Bauherren die Dachkonstruktion. Damit ein solches PV-Dach auch vor Regen und Schnee schützt, müssen die einzelnen Module jedoch gut abgedichtet werden. Am besten eignen sich hierfür Gesamtpakete, bei denen die Solaranlage auf den Carport abgestimmt ist.

Vor- und Nachteile eines Solarcarports

  • Wer in Deutschland ein Haus baut, muss in der Regel Stellplätze zur Verfügung stellen. Wer diese überdacht, kann die Dachflächen sinnvoll nutzen – zum Beispiel, um Sonnenstrom zu erzeugen.
  • Auf flachen Carportdächern können Solarmodule flexibler ausgerichtet und installiert werden als beispielsweise auf einem Satteldach. Störende Elemente, wie Gauben oder ein Schornstein spielen beim Carportbau keine Rolle.
  • Der Nachteil liegt nahe: ein Solarcarport ist teurer als ein Carport ohne Solardach, bietet aber keinen besseren Schutz.
  • Die Installation einer Photovoltaikanlage kann unter Umständen kompliziert werden, weil sie üblicherweise mit dem Stromnetz im Haus und mit dem öffentlichen Stromnetz verbunden sein muss.
  • Der Plan, sich ein Elektroauto anzuschaffen und dieses mit dem Strom vom Dach aufzuladen, geht nicht auf: Üblicherweise kann mit einem Solarcarport nicht ausreichend Strom fürs Auto produziert werden.

Solarcarport: Gesamtpaket oder Carport und Anlage einzeln

Es gibt zwei einfache Wege zum Solarcarport: Einerseits werden Gesamtpakete angeboten. Dann kommen der Carport und die Photovoltaikanlage vom gleichen Händler und sind aufeinander abgestimmt. Andererseits kann beides unabhängig voneinander gekauft werden. Dann gilt es lediglich darauf zu achten, dass die Anlage aufs Dach passt und von der Konstruktion getragen werden kann – inklusive möglicher Schneelast im Winter.

Knackpunkt Statik und Bürokratie

Genau hier liegt der Vorteil von Gesamtpaketen. Die Hersteller sind selbst dafür verantwortlich, dass die Statik richtig berechnet wird. Für den Fall, dass ein Carport so groß ist, dass eine Baugenehmigung erforderlich wird, können Hersteller auch die dafür nötigen Unterlagen bereitstellen, oftmals sind sie sogar im Preis inbegriffen.

Anhand einer statischen Berechnung können Heimwerker den Carport auch selbst bauen. Die PV-Anlage kommt dann vom Elektriker, der auch die Installation übernimmt.

Was kostet ein Solarcarport?

Die kosten eines Solarcarports variieren stark. Sie sind zum einen abhängig vom Carport, dessen Material und Größe, sowie der Ausstattung. Zum anderen auch von der Solaranlage, ihrer Leistung, ob ein Speicher installiert wird oder nicht. Zum Preis des Solarcarports kommen noch die Kosten für den Elektriker, der die Anlage mit der Haustechnik verbindet. Günstiger sind in der Regel Standardmaße.

Einen kleinen Carport mit Stellplatz für ein Auto und einer Photovoltaikanlage ohne Speicher mit einer Spitzenleistung von knapp 3 Kilowatt gibt’s für zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Ein großer Carport mit zwei Stellplätzen, Geräteraum und PV-Anlage mit Spitzenleistung von über 7 Kilowatt kostet dagegen 25.000 bis 35.000 Euro.

Rentiert sich ein Solarcarport?

Eine Solaranlage rentiert sich in vielen Fällen nach 15 bis 20 Jahren. Beim Carport macht eine solche rein finanzielle Betrachtungsweise keinen Sinn, denn es geht ja üblicherweise darum, das Auto vor Wind und Wetter und vor eingefrorenen Scheiben zu schützen.

Ein Rechenbeispiel:

  • Eine PV-Anlage kostet 10.000 Euro
  • Sie produziert 3.500 Kilowattstunden Strom pro Jahr, von denen der Eigentümer 40 Prozent verbraucht. Das sind 1.400 Kilowattstunden, die restlichen 2.100 Kilowattstunden verkauft er.
  • Der Strompreis liegt bei 30 Cent, für die Einspeisung gibt es 8 Cent pro Kilowattstunde.
  • Durch den Eigenverbrauch spart der Betreiber 420 Euro im Jahr, für die Einspeisung erhält er 168 Euro. Insgesamt beträgt sein Erlös durch die PV-Anlage pro Jahr also 588 Euro.
  • Nach 17 Jahren hat er die Kosten wieder erwirtschaftet.

In jedem Einzelfall sieht die Rechnung etwas anders aus. Insbesondere zukünftig ansteigende Strompreise können zu einer schnelleren Amortisierung der Anlage beitragen. Sofern der Carport nur deswegen gebaut wird, damit die Solaranlage Platz hat, müssten die Carportkosten mit in die Rechnung einfließen. Dann dauert es länger, bis sich der Solarcarport finanziell rentiert.

Kostenübersicht und optionale Kosten

  • Carport: Je nach Größe, Material und Eigenleistung zwischen 2.000 und 20.000 Euro.
  • PV-Anlage: Je nach Größe und Installationsaufwand zwischen 5.000 und 15.000 Euro.
  • Wallbox: rund 1.000 Euro
  • Speicher: zwischen 5.000 und 10.000 Euro
  • Elektriker: Kosten sind in den meisten Fällen inbegriffen, denn nur Elektriker können Photovoltaikanlagen installieren. Meistens beziehen die Kunden über den Elektriker auch die jeweiligen Elemente wie Solarmodule, Speicher oder Wallbox. Die reinen Installationskosten betragen zwischen 500 Euro (z.B. Installation einer Wallbox) und mehreren tausend Euro bei der Installation einer ganzen Anlage.

Gibt es Förderungen für Solarcarports?

Für Photovoltaikanlagen oder einzelne Komponenten gibt es derzeit keine bundesweiten Förderungen mehr. Programme für Speicher oder Wallboxen sind ausgelaufen. Durch die Einspeisung von Strom ins öffentliche Netz gibt es ein niedriges Entgelt von wenigen Cent pro Kilowattstunde. Eventuell gibt es regionale Förderungen. Im Zuge eines Neubaus kann eine PV-Anlage ein Baustein sein, um beispielsweise einen KfW-Förderkredit zu erhalten.

Ist ein PV-Speicher sinnvoll?

Eine PV-Anlage rentiert sich dann, wenn möglichst viel Strom selbst verbraucht werden kann und er nicht eingespeist werden muss. Durch einen Speicher kann der tagsüber produzierte Strom auch nachts verbraucht werden, was an sich natürlich sinnvoll ist. Doch kosten Speicher (noch) relativ viel Geld. Fachleute vermuten, dass er sich nach zehn Jahren ausgezahlt hat - dann aber ausgetauscht werden muss. Wer einen Speicher kauft, investiert also einerseits in eine relativ junge Technik und trägt zu deren Weiterentwicklung bei, wettet außerdem, dass sein Speicher lange genug hält, um sich selbst zu amortisieren oder am Ende sogar Gewinn zu erwirtschaften.

Ist eine Wallbox sinnvoll?

Sofern ein Elektroauto betrieben werden soll oder die Anschaffung geplant ist, ist eine Wallbox absolut sinnvoll. Zwar ist der Ladevorgang über eine normale Haushaltssteckdose theoretisch möglich, empfehlenswert ist das aber nicht. Der Ladevorgang dauert sehr lange und überlastet die Steckdose. Es kann zu Überhitzungsschäden und Bränden kommen.

Solarcarport und Elektroauto kombinieren: Lohnt sich das?

Der Gedanke liegt natürlich nahe, sich ein Elektroauto anzuschaffen und es direkt mit dem eigenen Sonnenstrom vom Carportdach aufzuladen. Das ist zwar eine gute Idee – allerdings funktioniert sie nicht vollumfänglich. Selbst eher kleinere Batterien mit einer Speicherleistung von etwa 40 Kilowattstunden brauchen mehr, als die meisten PV-Anlagen in akzeptabler Zeit produzieren können. Ein großer Solarcarport mit einer Maximalleistung von vier Kilowatt müsste zehn Stunden durchgehend den vollen Ertrag liefern, um die Batterie aufzuladen. Doch selbst an einem wolkenlosen Sommertag schafft die PV-Anlage das nicht. Zu niedrig ist die Leistung in den Morgen- und Abendstunden. Außerdem werden Autos in den meisten Fällen tagsüber gefahren und nachts aufgeladen – wenn überhaupt kein Sonnenstrom produziert wird. Das heißt, dass in den meisten Fällen Strom fürs Elektroauto dazugekauft werden muss.

Auto als Speicher nutzen

Sollte das Auto tagsüber geladen werden können, sieht es anders aus. Zwar reicht auch dann ein sonniger Tag nicht unbedingt aus, den Speicher vollständig zu laden. Doch immerhin wird der selbst produzierte Strom gespeichert und verbraucht. Wer sein Auto selten nutzt, kann es sogar als Speicher für den Haushalt nutzen. Dann lädt die PV-Anlage tagsüber das Auto auf – und nachts versorgt das Auto das Haus mit Strom. Gefahren wird das Auto dann nur zwischendurch für kleine Strecken, etwa zum Supermarkt und zurück.

Autostromtarife

Wenn Strom dazugekauft werden muss, können günstigere Autostromtarife abgeschlossen werden. Weil dabei allerdings Installationskosten anfallen, lohnen sich solche Tarife erst ab einer bestimmten jährlichen Fahrstrecke von beispielsweise 10.000 Kilometern. Doch Vorsicht: Wer bei der Anschaffung eines Solarcarports mit dem Stromverbrauch des Autos kalkuliert, muss bei der Rechnung aufpassen – und darf den Stromverbrauch des Autos nicht sowohl bei den Carportkosten als auch dem Stromtarif gegenrechnen.

Brauchen Bauherren eine Baugenehmigung für ihr Solarcarport?

Carports können in den meisten Fällen auch ohne Baugenehmigung aufgestellt werden. In der Musterbauordnung sind Carports mit einer Grundfläche von bis zu 30 Quadratmetern und einer durchschnittlichen Wandhöhe von maximal drei Metern genehmigungsfrei. In einzelnen Bundesländern gelten abweichende Regeln – die allerdings noch größere Carports zulassen. Carports dürfen üblicherweise auch in den Abstandsflächen von Gebäuden gebaut werden. Allerdings muss der Nachbar unter Umständen seine Erlaubnis erteilen, wenn ein Solarcarport zu nah an oder sogar auf der gemeinsamen Grundstücksgrenze stehen soll.

Matthias Dittmann26.11.2021

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5 Kommentare

Dennis am 24.07.2017 10:10

Wenn es so weitergeht in der Automobilindustrie, sollte jedes Carport zum Energieproduzent werden! Der E-Carport von der J. Lindemann GmbH & Co. KG ist für mich eins der schönsten E-Carports die es auf dem Markt gibt. Aber ein Zwischenspeicher fehlt auch hier. Gibt es Lösungen inkl. Zwischenspeicher? So das ich unabhängig werde?

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Redaktion bauen.de am 24.07.2017 11:21

Hallo Dennis und vielen Dank für Ihren Kommentar,

in der Regel lassen sich die Solar-Einheiten eines jeden Carports mit einem Speicher ergänzen. Dieser sollte sich idealerweise aber in einem abschließbaren Raum befinden, beispielsweise im Keller. Ansonsten könnte er für Diebe eine leichte Beute sein.

Mit freundlichen Grüßen

die Redaktion von bauen.de

bauen.de-Redaktion am 16.10.2015 10:51

Lieber Solarenthusiast,

vielen Dank für Ihren Kommentar. Elektroautos haben derzeit meist keine Wechselbatterie. Zudem wäre eine dafür geeignete Batterie wohl so teuer, dass sie kaum wirtschaftlich wäre.

Mit freundlichen Grüßen

die Immowelt-Redaktion

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solarenthusiast am 15.10.2015 16:35

wäre es nicht möglich bei einem Solarcarport eine "Wechselbatterie" für ein e-mobil aufzuladen, so dass man diese einerseits für nachts als Pufferbatterie nutzen kann bzw. zum Schnellwechseln des leer gefahrenen Akkus des e-Mobils

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bauen.de-Redaktion am 17.09.2014 08:39

Sehr geehrter Fragesteller,

der Strom, den Sie tagsüber produzieren, wenn Sie mit Ihrem Auto unterwegs sind, können Sie entweder ins Netz einspeisen bzw. in Ihrem Haus verbrauchen oder in einem Speicher zwischenspeichern – ebenso wie das auch bei normalen Dachanlagen üblich ist. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass solche Speicher, insbesondere solche mit Lithium-Technologie, immer noch sehr teuer sind. Sinnvolle Speichergrößen kosten höhere vier- bzw. schon fünfstellige Beträge. Das, was unter Umweltgesichtspunkten sinnvoll erscheint, ist unter ökonomischen Aspekten heute teilweise noch schwer vertretbar.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass – abhängig vom Modultyp – rund acht Quadratmeter Photovoltaikfläche eine Nennleistung von 1 kWp ergeben, hochgerechnet auf einen Einzelcarport sind das also rund 2 bis 3 kWp. Wie viel Strom damit tatsächlich produziert wird, hängt aber von Lage, Ausrichtung, Verschattungen und weiteren Faktoren ab. Im Schnitt dürfte die jährlich produzierte gesamte Strommenge aber ausreichen, um – wie im Beitrag dargestellt – ein E-Auto 10.000 bis 15.000 Kilometer zu bewegen.

Ihre bauen.de-Redaktion

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Reinhard Schüll am 03.03.2017 16:31

Die durch die durch die Sonne gelieferte Energie eines mit Solarmodulen bestückten Carports reicht vielleicht mal in den Sommermonaten für den Betrieb aus. Also ein halbes Jahr lang. Die Speicherung des überschüssigen Stromen in Batterien für sonnenarme Tage ist wirtschaftlich nicht vertretbar. Schon ein Wolkentag bringt das Konzept ins Wanken. In den Wintermonaten ist man voll vom Netzstrom abhängig. Da kann man gleich auf die Batterien komplett verzichten. Der "Speicher" für die Verbrennungsmotoren ist der Kraftstoff Benzin, bzw. Diesel oder Gas. Wasserstoff lässt sich mit Strom herstellen und lagern. Mit Brennstoffzellen dann diese chemische Energie auch wieder zurück in Strom umgewandelt werden. Diese Technik ist längst bekannt. Die Automobilindustrie schweigt dazu. Die Regierung unterstützt den Absatz von unausgereiften Elektromobilen. Mit Umweltbewusstsein hat das nichts zu tun.

Karlchen am 16.09.2014 12:25

Solarcarport, toll. Habe aber noch Fragen dazu:

Was passiert mit dem Strom am Tag, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin?

Was enthält eine Elektroauto-Ladestation? Ist ein Speicher darin? Wird mit Gleichstrom geladen?

Welche Batterie-Kapazität ist sinnvoll?

Ist bei einem Carport mit doch recht geringer Fläche der KWp hoch genug, um ein Elektroauto zu speisen??

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