Haus bis 100.000 Euro – günstig bauen

Ein Haus bis 100.000 Euro bauen? So günstig zu bauen kann funktionieren – unter ganz bestimmten Voraussetzungen.

Was kostet ein Haus?

Der Neubau eines Wohnhauses kostete im Jahr 2020 laut  Verband Privater Bauherren (VPB) durchschnittlich ungefähr 2.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. „Die Preise steigen bei vielen Baumaterialien allerdings stark an“, betont Bettina Rühm. Für 2022 liegen allerdings noch keine statistischen Daten vor. Bettina Rühm hat ein Architekturstudium abgeschlossen, arbeitet als Fachautorin und schreibt unter anderem für bauen.de. Für die Stiftung Warentest hat sie das Buch „Günstig bauen“ geschrieben. Für 100.000 Euro gibt es einfach gerechnet ein Haus mit 50 Quadratmetern Wohnfläche. Mit dieser Fläche kann ein Haus noch geradeso als Tiny House durchgehen.

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Wie setzen sich die Kosten eines Hauses zusammen?

Rechnet man alle Kosten zusammen, gibt es für 100.000 Euro allerdings kein Haus. „Baukosten bestehen nicht nur aus den reinen Kosten für Grundstück und die Errichtung eines Gebäudes“, sagt Bettina Rühm. Die Kosten eines Hauses lassen sich nach der DIN 276 folgendermaßen aufschlüsseln:

  • Grundstück: Der Quadratmeter Bauland in Deutschland kostet laut BBSR-Wohnungsmarktbeobachtung im Schnitt etwa 200 Euro. In Städten wie Hamburg oder München kann er 1.000 Euro und mehr kosten, auf dem Land in Sachsen-Anhalt ist er auch für deutlich unter 50 Euro zu haben.
  • Vorbereitende Maßnahmen: Dazu gehört die Erschließung eines Grundstücks und die Vorbereitung, etwa wenn Bäume gefällt werden müssen.
  • Baukonstruktion: Dazu gehören der Erdbau, das Fundament, das Haus inklusive Dach, Fenster und Türen. Auch Wand- und Bodengestaltung gehört dazu, ebenso wie feste Einbauten.
  • Technische Anlagen: Die gesamte Gebäudetechnik, also Sanitär-, Heizungs- und Elektrotechnik, außerdem gegebenenfalls Smart Home oder Kommunikationstechnik wie Freisprechanlage oder Videoklingel und Lüftungstechnik.
  • Außenanlagen: Pflasterarbeiten, Terrassenbau, Gartenanlage, Nebenbauwerke.
  • Ausstattung: Dabei geht es um bewegliche Ausstattung wie Möbel oder Kunstwerke. Spielt vor allem bei öffentlichen Bauwerken eine Rolle.
  • Baunebenkosten: Planungskosten, Versicherungen, die Baugenehmigung und weitere.
  • Finanzierung: Das sind in erster Linie Zinsen aber auch weitere Kosten, die bei der Finanzierung entstehen.

Alles in allem werden für ein kleines Haus auf einem günstigen Grundstück deutlich mehr als 100.000 Euro fällig.

11 Tipps für günstiges Bauen

  1. Günstiges Grundstück finden
  2. So klein wie möglich
  3. So einfach wie möglich
  4. Günstige Materialien wählen
  5. Kein Keller
  6. Erdaushub weiterverwenden
  7. Eigenleistung
  8. Arbeiten auf später verschieben
  9. Beim Innenausbau sparen
  10. Bei Küche und Bad sparen
  11. Bei der Ausstattung sparen

1. Das passende Grundstück finden

Wer günstig bauen will, sollte sich mit dem Grundstück beschäftigen. Es sollte möglichst quadratisch und eben sein und nicht größer ausfallen als nötig. Schwierige Formen bedingen unter Umständen komplizierte Baukörper und auch Hanglagen machen bauen teurer. Dafür kann das Grundstück günstiger sein: „Grundstücke mit ungewöhnlichem oder schwierigem Zuschnitt kosten meist deutlich weniger, können sich jedoch durchaus für ein Bauprojekt eignen“, sagt Bettina Rühm. Neben der Grundstücksgröße und -form ist auch die Bodenqualität relevant: Insbesondere felsiger Boden kann bauen sehr teuer machen.

„Eine Möglichkeit, beim Grundstück Kosten zu sparen, besteht in der sogenannten Erbpacht.“ Das Grundstück gehört einem dann nicht, sondern geht je nach Vertrag nach beispielsweise 100 Jahren zurück an den Eigentümer. Ein gebautes Haus kann dann immerhin der nächsten oder gar übernächsten Generation vererbt werden.

2. So klein wie möglich bauen

Groß bauen bedeutet teuer bauen. Bauherren sollten sich Gedanken machen, wie viel Platz sie wirklich brauchen und sich mit Raumsparkonzepten beschäftigen, wie sie beispielsweise in Tiny Houses umgesetzt werden. „Mit einer durchdachten Grundrissplanung lässt sich vermeiden, dass kostbare Wohnfläche an nicht oder kaum genutzte Räume verschwendet wird“, rät Bettina Rühm. Insofern kann mithilfe eines effizienten Grundrisses so klein wie möglich gebaut werden und viel Geld gespart werden. Hilfreich sind annähernd quadratische Räume, Wände mit rechten Winkeln, möglichst wenig Innenwände und möglichst wenig Verkehrsflächen.

3. So einfach wie möglich bauen

„Ein einfacher Baukörper trägt entscheidend zum Kostensparen bei“, sagt Bettina Rühm. Die einfachste Bauform ist der Würfel, das entspricht beispielsweise einem Haus mit zwei Vollgeschossen und quadratischem Grundriss. Nimmt man die gleiche Wohnfläche, baut das Haus aber als rechteckigen Quader, also beispielsweise als Bungalow, fällt etwa 20 Prozent mehr Gebäudehülle an – was das Haus teurer macht.

Einfach bauen bedeutet auch, keine baurechtlichen Sonderwünsche durchboxen zu wollen. Die jeweils vor Ort geltenden Bauvorgaben müssen grundsätzlich eingehalten werden. Bei Sonderwünschen kann ein Architekt aber erst einmal unkompliziert bei der Bauaufsichtsbehörde nachfragen. Das geht dann schneller und ist günstiger, als eine formelle Bauvoranfrage zu stellen.

4. Günstige Materialien wählen

Welche Baumaterialien die günstigsten sind, kann pauschal nicht gesagt werden. Die Preise schwanken, in den vergangenen Jahren sind die wichtigsten Baumaterialien deutlich teurer geworden.

Wer mit einem Typenhausanbieter baut, hat den Vorteil, sich für einen gewissen Zeitraum einen Gesamtpreis sichern zu können – unabhängig von Preisanstiegen. Wer dagegen mit einem Architekten baut, kann diesem die Materialauswahl überlassen. Der Architekt kann dann geeignete und möglichst günstige Materialien wählen, deren Preise sich allerdings ändern könnten.

Zu den günstigsten Materialien können auch Recyclingmaterialien gehören, etwa Reste aus Gebäudeabbrüchen. „Der Vorteil für Bauherren besteht nicht nur in geringeren Anschaffungskosten der wiederverwendeten Materialien, sondern auch in der Chance, unter Umständen ganz besondere Bauteile zu erwerben, die sonst nicht mehr zu finden sein.“ Bauholz lässt sich gut recyceln, genau wie Trockenbauplatten oder Fassadenelemente. Wer so bauen möchte, braucht einen findigen Architekten und unter Umständen etwas Zeit, bis die notwendigen Materialien gesammelt sind.

5. ohne Keller bauen

Im Vergleich zur Bodenplatte kann ein Keller mehrere 10.000 Euro Mehrkosten ausmachen. Auf einen Keller zu verzichtet spart also sehr viel Geld – vor allem, weil ein Keller oftmals in erster Linie als Lagerfläche genutzt wird. „Wenn es sich jedoch um ein Hanggrundstück, um ein besonders kleines Grundstück oder um teuren Baugrund handelt, kann ein Keller sinnvoll sein.“ Beim Bauen am Hang muss das Gefälle ohnehin ausgeglichen werden. Dadurch liegt in den meisten Fällen ein Teil des Gebäudes unter der Erde.

6. Erdaushub nicht deponieren

Erdaushub muss in einer Deponie entsorgt werden. Wie teuer das ist, hängt von der Region ab und davon, wie weit die Fahrstrecke ist. Sind die Deponien voll, müssen die LKW teilweise mehrere hundert Kilometer fahren. „Eine gute Möglichkeit, Kosten zu sparen, ist es, den Erdaushub ganz oder teilweise selbst zu verwenden.“ Das gilt zumindest für Mutterboden, also den obersten 30 Zentimeter des Erdreichs, die auf dem eigenen Grundstück untergebracht werden können oder den Nachbarn angeboten werden können. Lehm- oder Steinhaltige Böden werden von Bauunternehmen gerne zum Verfüllen benutzt – dann fallen nur Transportkosten an. Solche Lösungen finden gut vernetzte Bauunternehmer oder Architekten.

7. Eigenleistungen einbringen

„Laut Bauherrenschutzbund sind durch in der Freizeit erbrachte Eigenleistungen eines Bauherrn Einsparungen in Höhe von maximal 5 bis 10 Prozent der Gesamtbausumme möglich“, sagt Bettina Rühm. Bauherren übernehmen einzelne Aufgaben selbst, streichen die Wände oder Sichtbalken, verputzen, bringen Dämmung an oder verlegen Böden. Welche Arbeiten Bauherren übernehmen können, hängt von der Baufirma ab, beim Bau mit dem Architekten oder Bausatzhäusern kann der Bauherr theoretisch alle Arbeiten selbst machen – und dann deutlich größere Summen sparen. Dabei handelt es sich aber eher um Ausnahmen. „Wer mit Eigenleistungen die Baukosten senken möchte, muss sich vor allen Dingen ehrlich und realistisch einschätzen.“ Ansonsten zieht sich die Bauzeit in die Länge und der Hausbau wird teuer.

8. Arbeiten auf später verschieben

„Nicht alle Bereiche im und am Haus müssen sofort ausgebaut werden“, rät Bettina Rühm. Das heißt, beispielsweise der Dachboden wird weitgehend im Rohzustand belassen und erst später ausgebaut. Auch auf Garage oder Carport können viele Bauherren zunächst verzichten und so einen Teil der Investitionen aufschieben. Allerdings: „Erste Instandsetzungsarbeiten können bereits nach 5 bis 15 Jahren anfallen“, gibt Rühm zu bedenken. „Dazu zählen unter anderem Innenanstriche oder Tapeten, die Dacheindeckung von Flachdächern und der Außenanstrich.“ Es nützt also nichts, den Ausbau einige Zimmer auf später zu verschieben, wenn dann das Geld für Instandhaltungen fehlt.

9. Beim Innenausbau sparen

Auch beim Innenausbau müssen nicht alle Arbeiten sofort ausgeführt werden: „Ein Fußboden etwa kann zunächst aus der geglätteten, imprägnierten Betonbodenplatte bestehen“, sagt Bettina Rühm. Solche Lösungen müssen allerdings richtig geplant werden. Im Fertighaus ist das oftmals nicht vorgesehen, weil Standardbodenhöhen eingeplant werden, die je nach Bodenbelag nur um wenige Millimeter abweichen dürfen.

Natürlich können Bauherren auch viel Geld sparen, indem sie einfach möglichst günstige Ausführungen verwenden. Das kann sich allerdings auf die Haltbarkeit auswirken, die ersten Instandsetzungsmaßnahmen werden dann etwas früher fällig.

10. Bei Küche und Bad sparen

Küche und Bad können sehr teuer werden. Selbst mittelgroße Räume mit ungefähr 10 Quadratmetern Fläche können 20.000 Euro und mehr kosten. Insbesondere in der Küche lässt sich Geld sparen, wenn man auf beispielsweise einen Fliesenspiegel verzichtet und statt einer individuell geplanten Küche fertige Küchenzeilen kauft.

11. Bei der Ausstattung sparen

Auch im restlichen Haus können viele kleine und scheinbar harmlose Entscheidungen die Baukosten in die Höhe treiben. Wer bei Heizung oder Elektrik die Basisausstattung wählt, kann viele tausend Euro sparen. Elektrische Rollläden, zusätzliche Steckdosen, Dimmer, Bewegungsmelder und vieles mehr gibt es meistens nur für einen Aufpreis.

Diese Bauweisen sind besonders günstig

  • Tiny House: wenige Quadratmeter effizient genutzt sorgen für Baukosten von deutlich unter 100.000 Euro. Mehr als zwei Personen finden in einem Tiny House aber üblicherweise keinen Platz. Kosten für das Grundstück und die Erschließung fallen außerdem genauso an, wie bei jedem anderen Haus auch.
  • Doppelhaus oder Reihenhaus: Beide Bauweisen lassen sich auf relativ kleinen Grundstücken realisieren. Sie können allerdings nur dort gebaut werden, wo sich benachbarte Bauherren auf eine entsprechende Bauweise einigen, oder wo sie vorgeschrieben ist. In den meisten Fällen werden Doppel- oder Reihenhäuser von Bauträgern geplant und gebaut.
  • Holzständerbauweise: prinzipiell kann jede Bauweise sehr günstig oder sehr teuer sein. Doch die Holzständerbauweise ermöglicht viel Eigenleistung – auch Laien können Hölzer grundieren oder streichen oder Wände mit Dämmmaterial füllen.
  • Bausatzhaus: Der Hersteller übernimmt die Planung und liefert das Material. Den Rest organisiert der Bauherr selbst. Er braucht viele Helfer und vor allem Helfer mit Fachkenntnis. Wer Profis engagieren muss, spart bei einem Bausatzhaus nicht viel Geld. Wer das meiste alleine und mit Freunden und Bekannten machen kann, kann dagegen sehr viel Geld sparen.
  • Architektenhaus: Zwar stehen Häuser von Architekten nicht unbedingt im Ruf, besonders günstig zu sein. Doch wer einen Architekten damit beauftragt, möglichst günstig zu bauen, kann Lösungen umsetzen, die die meisten anderen Bauprofis nicht anbieten.

Dann ist ein Haus bis 100.000 Euro möglich

Ein Haus bis 100.000 Euro zu bauen, bedeutet für den Bauherrn vor allem eines: Genügsamkeit und Flexibilität. Das Haus muss klein bleiben, Sonderwünsche bei der Raumaufteilung und der Ausstattung sollten vermieden werden. Soll das Haus größer als 50 Quadratmeter werden, muss der Hausherr selbst eine Menge Zeit und Schweiß investieren.

Bauherrn dürfen aber neben den reinen Baukosten auch die Ausgaben nicht vergessen, die einem Hausbau zwangsläufig vorausgehen und folgen, wie: Grundstückskauf, Grunderwerbssteuer, Notarkosten, Bauherrenhaftpflichtversicherung, Abtransport von Erdreich, Kosten für Baustrom und Bautrockner und vieles Weitere. Diese Kosten sind in den 100.000 Euro nicht inbegriffen.

Matthias Dittmann30.06.2022