Waschbär im Haus – Tipps und Tricks zum Umgang mit dem pelzigen Gesellen
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Gelangt ein Waschbär ins Haus, richtet er oft teure Schäden an: Er zerfetzt die Dachdämmung und verunreinigt den Dachboden mit Kot und Urin. Hier einige Tipps, wie sich Hausbesitzer vor den Eindringlingen schützen können und was beim Umgang mit dem Waschbär zu beachten ist.

Wenn es nachts auf dem Dachboden rumpelt und poltert, ist oft ein Waschbär am Werk. Der dämmerungs- und nachtaktive Kleinbär ist ein hervorragender Kletterer und schläft in freier Wildbahn gerne auf Bäumen. In der Stadt sucht er dagegen oft im Speicher Unterschlupf. Ab und an bezieht er auch in Kellern und Schuppen Quartier.
Meist steigt er über Schornsteine und Dachfenster ins Haus, um sich ein ruhiges Plätzchen zum Überwintern oder für die Aufzucht seiner Jungen zu suchen. Mitunter bleibt er auch nur für einen Tag. Richtet sich der pelzige Untermieter für einen längeren Zeitraum im Haus ein, kann das für den Hausbesitzer unangenehme Folgen haben: Eine zerrupfte Dachdämmung, übelriechende Hinterlassenschaften und mit Urin vollgesogene Stellen am Boden.



Vorsicht beim Umgang mit Waschbärkot
Waschbärhinterlassenschaften liegen immer an der gleichen Stelle. Im Fachjargon nennt man diese „Latrinen“. Wer eine Waschbärlatrine auf Dachboden und Co. reinigen will, sollte dabei unbedingt Handschuhe tragen, die Hinterlassenschaft in eine Plastiktüte packen und in den Hausmüll werfen. Von Waschbären geht zwar keine große Infektionsgefahr aus, aber wie bei allen Wildtieren, können sie mit Krankheiten und Parasiten befallen sein, sodass grundsätzlich Vorsicht geboten ist. Nähere Informationen zur Rolle des Waschbären als Krankheitsüberträger gibt die Biologin und Waschbär-Expertin Berit Michler im Interview weiter unten.

Wenn der kleine Kerl durch Straßen und Gärten trappelt, hat er es meist auf Müllsäcke, Abfalltonnen und Obstgärten abgesehen. Als geschickter Kletterer kommt er fast überall hin und wühlt mit seinen sensiblen Pfoten nach Essbarem. Durchpflügte Komposthaufen, verstreuter Müll und verwüstete Rasenflächen sind typisch für den ungebetenen Gast.
Im Kontakt mit Menschen und Haustieren ist der Waschbär sehr scheu. Er meidet Begegnungen und versteckt sich, so lange jemand in seiner Nähe ist. Erst wenn die Luft rein ist, traut sich der graue Geselle aus seinem Versteck.
Geschichte und Verbreitung
Ursprünglich stammt der Waschbär aus Nordamerika. In den 1930er Jahren entließ das Forstamt im hessischen Edersee mit einer feierlichen Zeremonie zwei Waschbärenpaare in die Freiheit – zur „Bereicherung der heimischen Tierwelt“ wie es damals hieß.
Zu ihnen gesellten sich außerdem einige Exemplare, die 1945 aus einer Pelzfarm bei Berlin entlaufen waren.
Die Tiere vermehrten sich schlagartig und wurden schnell zur Plage.
Heute leben zwischen 600.000 und 800.000 Tiere in Deutschland. Der Waschbär gilt inzwischen als heimische Art. Besonders verbreitet ist er in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen. Kassel gilt als Europas Waschbärenhauptstadt.
Typisch Waschbär: So erkennt man den tierischen Untermieter

Anhand seines Aussehens lässt sich der Waschbär ganz einfach erkennen: Die typische schwarz-weiße Zeichnung im Gesicht, der grau-schwarz geringelte Schwanz und die pummelige, katzengroße Figur. Wer den scheuen Gast selbst nicht zu sehen bekommt, kann ihn anhand seiner Hinterlassenschaften und seiner Kletterspuren von anderen Tieren unterscheiden, die ebenfalls gelegentlich auf Dachböden ihr Unwesen treiben:
Kot: Er hat etwa die Größe der Hinterlassenschaften eines kleinen Hundes. Außerdem enthält Waschbärkot Haare, da sich die Tiere, ähnlich wie Katzen, häufig und gründlich putzen.
Nahrungsreste: Ein Waschbär hält seinen Schlafplatz sauber, Nahrungsreste finden sich folglich keine. Liegen Federn oder Reste toter Mäuse herum, handelt es sich wahrscheinlich um einen Marder.
Kletterspuren: Der Waschbär klettert oft über die Dachrinne auf das Dach. Krallenspuren, Pfotenabdrücke und Haare am Fallrohr sind eindeutige Hinweise. Für Marder ist das Rohr zu glatt, er kommt auf anderen Wegen ins Haus. Auch Kratzspuren an den Einstiegsstellen weisen auf den Kletterbären hin.
Auf nimmer Wiedersehen: Tipps zur Waschbärenabwehr
Wer verhindern will, dass der Waschbär den Komposthaufen im Garten durchwühlt, das Haus mit seinen stinkenden Hinterlassenschaften verunreinigt oder sogar die Dachdämmung beschädigt, kann Gebäude und Grunstück mit etwas handwerklichem Geschick dauerhaft absichern. Denn die Tiere zu fangen und an einem anderen Ort wieder auszusetzen, ist nach dem Bundesjagdgesetz nicht erlaubt. Auch Jäger können dem Waschbär nur schwer zu Leibe rücken, in Wohngebieten ist jagen verboten. Anders, als solch drastische Maßnahmen, hält ein gut gesichertes Haus, den Waschbär dauerhaft ab. „Das ist das Einzige, was gegen den Waschbären hilft“, bestätigt Frank Becker von der Firma Waschbärschutz.
Mit den folgenden fünf Tipps halten Hausherren den Eindringling erfolgreich fern:
Tipp 1
Waschbären klettern gerne und meistens gelangen sie über den Schornstein oder lose Dachziegel auf den Dachboden. Herabhängende Äste von Bäumen dienen den Tieren oft als Überweg. Deshalb: Benachbarte Bäume neben dem Haus gut zurückschneiden!
Tipp 2
Auch über die Dachrinne kommt das Tier mit den geschickten Pfoten ins Haus. Ummanteln Sie das Fallrohr mit einem einen Meter breiten Blechstreifen oder einer Acrylmanschette. Daran findet der Waschbär keinen Halt.
Tipp 3
Werfen Sie keine Essensreste auf den Kompost. Fleischreste, Brot oder Gekochtes sind für den Waschbär ein Festmahl. Auch Obst liebt der Feinschmecker sehr. Weniger reichhaltige Abfälle wie Kartoffelschalen oder Rasenschnitt sind dagegen unproblematisch.
Wer sich mechanisch absichern will: Schnellkomposter aus Plastik schützen den Inhalt dank ihrer glatten Wände. Sorgen Sie außerdem dafür, dass die Tiere nicht über benachbarte Zäune auf den Komposter klettern können. Das gleiche gilt übrigens auch für den Hausmüll. Hier hat es sich außerdem bewährt, die Tonnen mit Ketten oder Gurten zu sichern.
Tipp 4
Für Waschbären ist die Katzenklappe ein praktischer Zugang zum Haus. Sie öffnen manchmal sogar per Chip gesicherte Modelle. Besser ist es, die Klappe so anzubringen, dass sie nur springend, nicht kletternd erreicht werden kann, beispielsweise in einem höher gelegenen Fenster.
Lassen Sie außerdem kein Futter im Garten stehen, besonders nachts nicht.
Tipp 5
Wenn alle Tipps und Tricks nichts nutzen, muss ein Fachmann her. Er kann beispielsweise eine elektronische Sicherung installieren. Ähnlich wie bei einem Elektrozaun verteilt eine solche Anlage bei Berührung leichte Stromschläge.
Zusätzlich hilft der Fachmann, Kletterwege zu finden und Schornsteine sachgerecht zu verschließen.
Die Tipps stehen hier als Infografik in der Größe 600x900px (jpg) zum Download bereit.
Wer sich die Tipps ausdrucken möchte, kann sie hier als pdf herunterladen.
Achtung: Den Waschbär nicht einsperren
Bevor Hausbesitzer Eingänge für den Waschbär verschließen, sollten sie sicherstellen, dass kein Waschbär mehr im Haus ist. Hierfür in der Nacht vor der geplanten Aktion, das Licht auf dem Dachboden brennen und ein Radio laufen lassen. Schon ein leiser Geräuschpegel und Helligkeit genügen meist, um das Tier davon abzuhalten, sich dort einen Schlafplatz für den nächsten Tag zu suchen. Wer sich unsicher ist, kann auch hierfür einen Fachmann zu Rate ziehen.
Die Waschbär-Forscherin Berit Michler im Interview
Woher hat der Waschbär seinen Namen?

Die wichtigsten Sinnesorgane des Waschbären sind seine Pfoten. Er benutzt sie, um Nahrung zu ertasten. In freier Natur lebt der Kleinbär häufig an Flüssen und Seen. Mit seinen sensiblen „Händen“ wühlt er im Schlamm nach Essbarem. In Gefangenschaft imitieren die pelzigen Kerle dieses Verhalten und tragen ihr Futter an Wasserstellen, um es zu waschen – so dachten jedenfalls frühe Beobachter und tauften die Tiere „Waschbären“. Der englische Name „Racoon“ leitet sich übrigens von ihrem indianischen Namen ab: Er lautet „ahrah-koon-em“ – der mit den Händen kratzt.
Video: Waschbär im Haus
Wer die kleinen Halunken in Aktion sehen möchte, findet im Netz Unmengen Waschbär Videos. Oft wird das putzige Tierchen gefüttert – was man besser nicht machen sollte. Das macht die Nähe zu Menschen nur zusätzlich attraktiv und es wird umso schwieriger, das Wildtier wieder loszuwerden.