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Tapezieren: Tapete aussuchen, Material berechnen und Fehler vermeiden

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Tapezieren gehört zu den Arbeiten, die Heimwerker besonders oft selbst ausführen. Kein Wunder, selbst ohne Übung und Vorkenntnisse lässt sich das relativ leicht erledigen. Wer aber perfekte Ergebnisse wünscht, muss einiges beachten – und in manchen Fällen sollte doch lieber ein Profi ran.

Eine Farbexplosion im ansonsten monochromen Wohnzimmer. Kein Problem mit Motivtapete. Foto: Erfurt-JuicyWalls

Tapete aussuchen, einkleistern, an die Wand kleben. Easy. Ganz so einfach ist es zwar nicht, in vielen Fällen wird’s aber auch nicht viel komplizierter. Dennoch fängt richtiges Tapezieren bereits beim Einkaufen an. Wer nämlich noch nie tapeziert hat, ist mit gemusterten Vliestapeten oder großformatigen Fototapeten möglicherweise überfordert. Damit die tapezierte Wand hinterher gut aussieht, muss auch das richtige Material und Werkzeug vorhanden sein – und der Heimwerker einige Tipps beachten.

Welche Tapetensorten es gibt

Wandbehänge gibt es nicht nur in einer unüberschaubaren Zahl von Mustern, sondern auch in etlichen Materialien. Ihre Auswahl unterliegt einerseits dem persönlichen Empfinden, andererseits wichtigen technischen Anforderungen:

Papiertapete

Sie sind nach wie vor die gebräuchlichste Art. Es gibt sie vornehmlich in glatter oder geprägter Form. Die Qualität steigt mit dem Gewicht. Meist werden sie in zwei Lagen gefertigt: auf einer stabilen Trägerschicht liegt eine zweite bedruckte oder geprägte Schicht. Der Klassiker ist die Raufasertapete, die feine bis grobe Holzspäne enthält.

Vorteil: preiswert und in sehr großer Auswahl erhältlich. Gute Raufasertapeten sind robust und halten selbst mehrere Lagen Wandfarbe aus.

Nachteil: billige Ware mit 90 Gramm pro Quadratmeter oder weniger reißt leicht

Vlies oder Malervlies

Vorteil: Die Bahnen müssen nicht eingeweicht werden, der Kleister kann stattdessen direkt auf die Wand gestrichen werden. Das Material ist formstabil – es dehnt sich im feuchten Zustand nicht aus und schrumpft nicht beim Trocknen. Vliestapeten überdecken kleinere Unebenheiten oder Risse. Solche Tapeten sind gut geeignet für Gipskartonplatten und Leichtbauwände oder Verkleidungen an Dachschrägen. Der Clou: diese Tapeten lassen sich trocken einfach abziehen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.

Nachteil: Es ist empfehlenswert, Tapetengrund zu verwenden. Bei Gipskartonplatten oder Betonwänden ist Spezialkleister erforderlich.

Eine Vliestapete mit Muster. Wer damit tapeziert, muss sorgfältig arbeiten. Foto: Vadim Andrushchenko / fotolia.de

Dekortapete

Papier- oder Vliestapeten, kaschiert oder bedampft mit Kupfer, Gold oder Aluminium.

Vorteil: Es lassen sich außergewöhnliche Effekte erzielen.

Nachteil: meist nur über ausgewählte Lieferanten erhältlich. Je nach Ausführung sind Dekortapeten vergleichsweise teuer.

Vinyltapete

Sie besteht aus einer PVC-Beschichtung auf Papier.

Vorteil: abwaschbar und gut scheuerbeständig, wird deswegen meist in Bädern und Küchen verwendet.

Nachteil: oft teurer als Papiertapeten.

Textiltapete

Sie ist die älteste Form der Wandverkleidung, seit jeher aus Leinen oder gar Seide.

Vorteil: edel.

Nachteil: teuer. Mit Papiertapeten kann man die nahezu gleichen Effekte viel kostengünstiger erzielen.

Diese Tapete bringt bunte Farbe ins Kinderzimmer – natürlich kann man die Wand auch mit weißer Raufasertapete tapezieren und bunt streichen. Foto: Photographee.eu / fotolia.de

Fototapete

Fototapeten sind überdimensionale Wandbilder.

Vorteil: sehr effekt- und stimmungsvolle Motive möglich.

Nachteil: nicht zum Überstreichen geeignet. Beim Renovieren ist kleinteiliges Ablösen angesagt – oft muss dafür Tapetenlöser verwendet werden.

Glasfasertapete

Sie besteht aus feinen, verwebten Glasfasern.

Vorteil: Das Material ist zwar recht schwer, aber hoch strapazierfähig. Die Verarbeitung ist relativ leicht, weil die Wand eingekleistert wird und die trockenen Bahnen an die Wand gebracht werden. Glasfasertapeten sind außerdem wie ein Armierungsgewebe verwendbar, es lassen sich also Stöße kaschieren, Bauwerksbewegungen abfangen und Bauplatten überkleben.

Flüssigtapete

Ein Gemisch aus Naturharzen und Textilfasern wie Baumwolle lässt sich an die Wand sprühen oder streichen. Dort trocknet die Flüssigtapete und erinnert dann an Raufaser.

Vorteil: zügiges Arbeiten durch Einsparen von mehreren Arbeitsgängen.

Nachteil: Absolut nicht wasserfest.

Naturstoff-Tapete

Natürliche Fasern, Partikel oder Stoffe werden auf eine robuste Trägerschicht aus Vlies oder Papier aufgebracht, aber auch verwebte Oberflächen sind möglich. Die gebräuchlichsten Auflagen sind Kork, Grasfasern, Rinden, Holzfurniere und sogar sehr dünn geschnittener Sandstein.

Vorteile: natürlicher Wohnstil, wirken recht individuell, da sich kein Muster wiederholt.

Nachteile: oft ist Spezialkleber erforderlich, der allerdings nicht auf die Oberflächen gelangen darf, denn viele Materialien sind anfällig für Flecken. Tapeten sind teilweise auch stoßempfindlich.

Der Tapetencode: Eigenschaften von Tapeten

An den Enden der Tapetenrolle befinden sich kleine Piktogramme, die Auskunft über die Beschaffenheit und die empfohlene Verarbeitung einer Tapete geben. Möglich sind rund 50 verschiedene Symbole, deren Bedeutung im Internet nachschlagbar ist. Die folgenden Piktogramme zählen zu den wichtigsten:

Sehr beständig gegen Wasser. Verschmutzungen lassen sich mit milder Seifenlösung entfernen.

Der Kleister kann direkt auf die Wand aufgetragen werden, die Tapete selbst muss nicht eingekleistert werden.

Die Tapete ist in hohem Maße lichtbeständig. Das heißt, sie bleicht nicht so schnell aus, wie weniger beständige Tapeten.

Muster mit Ansatz. Eine neue Tapetenbahn muss an der richtigen Stelle angesetzt werden, damit das Muster nicht komisch aussieht.

Kein, beziehungsweise null Ansatz. Beim Aneinandersetzen der einzelnen Bahnen muss kein Muster beachtet werden.

Die Tapete lässt sich im trockenen Zustand von der Wand abziehen. Das erleichtert die Renovierung enorm.

Materialmengen berechnen

Nachdem klar ist, welche Tapete es sein soll, stellt sich die Frage wieviel Tapete und Kleister benötigt werden.

Tapeten

Die Euronorm EN 233 legt die einheitliche Rollenfläche für fertige Wandbekleidungen fest. Das Nennmaß von 10,05 m x 53 cm für eine Eurorolle darf dabei nicht um mehr als 1,5 Prozent über- oder unterschritten werden. Das bedeutet beispielsweise, dass bei einer normalen Deckenhöhe von 2,50 Metern eine Rolle gerade so für vier Bahnen reicht.

Zur Sicherheit sollten allerdings pro Bahn 10 bis 15 Zentimeter Verschnitt veranschlaget werden. Bei Tapeten, die einen bestimmten Ansatz haben, wo sich also ein Symbol oder ein Muster über die Bahngrenzen erstreckt, fällt deutlich mehr Verschnitt an. Bei Tapeten ohne Ansatz muss berücksichtigt werden, dass die Tapeten im Optimalfall seitlich überlappend geklebt werden, sich also um ein paar Millimeter oder gar Zentimeter überdecken. Vier Bahnen ergeben also nur bei Stoß an Stoß geklebten Tapeten eine Breite von zwei Metern, ansonsten fehlen einige Zentimeter.

Wie viele Rollen Tapeten benötigt werden, kann man mithilfe eines Tapetenrechners ausrechnen.

Praxis-Tipp

Insbesondere wer gemusterte Tapeten kauft, sollte im Laden nachfragen, ober er nicht benötigte und nicht angebrochene Ware zurückgeben kann. Bei den großen Baumärkten geht das in der Regel innerhalb von vier Wochen. Man tut also gut daran, Reserverollen zu kaufen.

Kleister

Die Baumärkte halten für nahezu alle Anforderungen, die einem Heimwerker begegnen können, die passende Art von Tapetenleim bereit: Vliestapetenkleister, Kraftkleister für schwere Tapeten, Normalkleister, wie er seit Jahrzehnten für die herkömmlichen Papiertapeten benutzt wird,  Glasgewebekleber, TG-Pulver für Tapeziergeräte, bereits angerührte Fertigkleister für normale Tapeten und Spezialleime für beschichtete Wanddekore.

Wenn man die insgesamt zu beklebende Wandfläche errechnet hat, muss man der jeweiligen Verpackung entnehmen, wie weit man mit der Kleistermenge kommt. Da die Hersteller gern übertreiben, kann man getrost etwa 10 Prozent auf die auf der Packung angegebene Gesamtfläche aufschlagen.

Tapeziertisch, Cuttermesser, Spachtel, Kleister, … diese Werkzeuge brauchen Heimwerker zum Tapezieren. Foto: Dar1930 / fotolia.de

Benötigtes Werkzeug

  • Andrückroller, auch Nahtroller genannt: in den Breiten von etwa 4,5 bis 18 Zentimeter erhältlich
  • Cuttermesser oder Teppichmesser, alternativ auch eine scharfe Schere
  • Bleistift und Zollstock oder Bandmaß. Kein Kugelschreiber! Der hinterlässt bei Nässe Tintenspuren
  • Wasserwaage
  • Treppenleiter
  • Schlagschnur oder Gummischnur. Stattdessen geht auch eine lange, gerade Latte
  • Malerrolle, Kleisterrolle – auch Quast genannt. Alternativ geht eine breite Bürste – auch Flächenstreicher genannt.
  • Tapeziertisch oder Beistelltischchen für eine Tapeziermaschine.
  • Tiefengrundbürste mit feinen, dichten Borsten, falls man die Wand vorbehandeln muss
  • Spachtel samt Spachtelmasse, falls es vor dem Tapezieren Risse oder gar Löcher in der Wand zu füllen gibt.

Richtig Tapezieren: Vorbereitende Arbeiten

Gemäß eines alten Handwerkerspruchs ist gute Vorbereitung die halbe Arbeit. Wer sich entsprechend auf das Tapezieren vorbereiten will, sollte folgendes tun:

  • Sicherungen rausnehmen
  • Die Deckel aller Schalter und Steckdosen im Raum entfernen und am besten samt Schräubchen in einem Kasten deponieren.
  • Die alte Tapete entfernen. Nur dünne, leichte Bahnen, die noch fest sitzen, können überklebt werden.

Wie Sie alte Tapen entfernen, erfahren Sie in diesem Text: Schnell und einfach Tapeten entfernen.

  • Eventuell vorhandene Löcher oder Risse auskratzen und zuspachteln.
  • Besonders saugfähige Wände zum Beispiel im Altbau, bei Gipskartonplatten oder bei baufrischen Neubauten wird eine Grundierung mit Acryl-Tiefengrund benötigt.
  • Ist der Untergrund überhaupt nicht saugfähig, etwa bei Isolierputzen, streicht man mit Makulatur vor.
  • Ist die Wand stellenweise zu rau oder uneben, hilft es meist, diese Stellen mit Spachtelmasse oder Gipshaftputz zu glätten. Wer kein begnadeter Putzer ist und dabei Spuren hinterlässt, muss bis zur Trocknung warten, dann lassen sich Spachtel oder Putz mit Sandpapier abschleifen.
  • Wer allein tapeziert, kann sich die Arbeit sehr erleichtern, wenn er eine Senkrechte markiert. Dafür benötigt man eine Schlagschnur und farbige Kreide. Die Schnur wird in die Kreide getaucht und mit Hilfe von zwei Nägelchen gespannt und dann gegen die Wand geschlagen. Stattdessen lässt sich die Linie auch mittels Wasserwaage und einer langen Latte ziehen.

Tapete aufbringen – Schritt für Schritt

Tapete und Kleister sind in ausreichenden Mengen vorhanden, das Werkzeug liegt bereit und die Wand ist vorbereitet? Dann geht’s jetzt endlich los:

1. Tapete zuschneiden

Am besten geschieht das auf einem Tapeziertisch. Da etliche Tapeten dazu neigen, sich wieder einzurollen, ist ein Brett zur Beschwerung nützlich. Man denke auch daran, die Bahn 10 bis 15 Zentimeter länger zu halten. Abschneiden geht immer, Verlängern nimmer.

Praxis-Tipp

Bei einigen Mustern ist auf den sogenannten Versatz zu achten, denn sie wiederholen sich auf den fortlaufenden Tapetenbahnen in festen Abständen. Das nennt man in der Fachsprache Rapport. Bei manchen Mustern steht man nun vor zwei Möglichkeiten:

  1. Beim geraden Ansatz befinden sich gleiche Muster immer auf gleicher Höhe. Um das zu erkennen, legt man einfach zwei Rollen oder Bahnen nebeneinander. Dann wird so geschnitten, dass sich gleiche Muster immer auf gleicher Höhe befinden.
  2. Beim versetzten Ansatz muss man beim Zuschneiden darauf achten, dass das Muster der ersten Bahn gegenüber der zweiten Bahn versetzt ist  Die Bahn wird um die Länge des auf der Verpackung angegebenen Versatzes gekürzt.

Mit Tapeziertisch und Tapezierwanne geht das Einkleistern relativ leicht von der Hand. Foto: U. J. Alexander / fotolia.de

2. Einkleistern

Und zwar entweder die Tapete oder aber die Wand, was schneller geht und viel einfacher ist. Bisweilen gibt es auch vorgekleisterte Tapeten, deren Rückseite nur noch angefeuchtet werden muss. Anschließend ist bei reinen Papiertapeten noch die Weichzeit zu beachten. Vliestapeten kommen dagegen trocken an die mit Leim eingestrichene Wand.

Um Papiertapeten einzukleistern ist eine Kleistermaschine hilfreich. Der angerührte Kleister kommt in die Wanne, die Rolle wird einhängt und dann langsam durch den Kleister gezogen und schließlich an der Schneidekante abgerissen. Nun wird die Bahn gefaltet, sodass die Leimseiten aufeinander liegen. Nun kann man die Tapete bei Bedarf nochmals mittig umschlagen und zum Einweichen beiseitelegen. Die Weichzeit ist üblicherweise auf der Verpackung oder dem Beipackzettel angegeben. Als Faustformel gelten je nach Dicke 5 bis 10 Minuten.

Ein Laser macht die Arbeit deutlich einfacher. Ansonsten kann man die Tapeten aber auch mit der Wasserwaage ausrichten. Foto: artursfoto / iStock

3. Anbringen

Am besten tapeziert es sich zu zweit, denn es ist nicht ganz einfach, die Bahnen genau auszurichten. Ist man allein, erweist sich jetzt die senkrechte Markierung als dienlich. Findet man eine scharfkantige und genau senkrechte Wandecke vor, kann man die Bahn auch an ihr ausrichten.

Mit einer flachen Tapezierbürste streicht man nun etwa einen halben Meter der Bahn fest an die Wand. Man bürstet dabei im Fischgrätenmuster, nämlich von der Mitte aus nach rechts und links. Dann kann man die Tapete vorsichtig loslassen und von der Leiter steigen. Man fasst die Bahn anschließend möglichst weit unten an, um sie behutsam ein paar Zentimeter von der Wand weg zu ziehen. Dabei muss die Bahn so ausgerichtet werden, dass sie gerade anliegt und keine Falten wirft. Ist alles im Lot, kann die Tapete von oben nach unten angebürstet werden. Ansonsten muss die Bahn runter und neu ausgerichtet werden.

Die Tapetenbahn kann entweder am Deckenansatz oder am Fußbodenansatz gekürzt werden, sobald sie richtig sitzt. Foto: U. J. Alexander / fotolia.de

4. Schnitt

Unten an der Sockelleiste sollte die Bahn nun ein wenig überstehen. Man drückt sie jetzt leicht in die Ecke zwischen Wand und Leiste. Entweder fährt man nun mit einem stumpfen Gegenstand darüber, um den Knick zu markieren und die Bahn dort abzuschneiden, oder man nimmt gleich ein scharfes Messer, um die Bahn zu kürzen.

Im Neubau kann man die Fußleiste auch erst anschließend anbringen, dann fällt das Kürzen weg. Je nachdem, wie die Leiste angebracht ist, lohnt sich der Aufwand, die Leisten vor dem Tapezieren abzunehmen.

Achtung

Bei nassen Papiertapeten versagen gelegentlich selbst scharfe Messer und man muss doch zur Schere greifen.

5. Versatz

Bei Tapeten ohne Versatz ist man fein raus, denn man kann einfach Bahn an Bahn kleben. Wenn richtig zugeschnitten wurde, fügen sich die Bahnen an der Wand zu einem harmonischen Muster zusammen. Bei kleinen Abweichungen lassen sich die Bahnen dank der eingeplanten Schnittreserve an der Wand noch leicht nach oben oder unten korrigieren. Bei Bedarf kürzt man die Bahn dann eben an der Decke und am Sockel.

Außenecken elegant verkleiden

In nahezu allen Zimmern gibt es unliebsame, vorspringende Ecken, sei es an Schornsteinen, Vorsprüngen oder Heizkörpernischen. Wenn es hier Probleme gibt und beispielsweise das Muster nicht passt, helfen Tapeten-Eckleisten aus Hart-PVC, die auch Malerecken genannt werden. Sie sind 2,60 Meter lang, ihre Schenkel messen je 20 Zentimeter, die Ecke selbst steht etwas hervor. Die Leisten werden an die Wand geklebt. Die Tapete wird über die Schenkel gelegt und dann an der hervorstehenden Kante sauber abgetrennt. Andere Lösungen sind aufwendiger und erfordern handwerkliches Geschick:

Innenecken pfiffig kleben

Schiefe oder sehr unregelmäßige Ecken verursachen bisweilen Scherereien, weil sich die Tapete nicht dem Untergrund anpassen kann. Es kommt zu hohlen Stellen oder sogar Einrissen. Man kann das vermeiden, indem man eine Tapetenbahn in vier etwa zwölf Zentimeter breite Streifen schneidet. Dann hat man vier schmale Bahnen für vier Ecken. Solch eine schmale Bahn lässt sich bedeutend leichter andrücken als ihre große Schwester. Beim Tapezieren muss man nur noch darauf achten, dass die letzte Bahn vor der Ecke den Streifen möglichst weit überdeckt – ohne dass man die Tapete um die Ecke kleben muss.

6. Decke tapezieren

Die vorgenannten Arbeitsschritte gelten genauso für Zimmerdecken – mit dem Unterschied, dass man die Schwerkraft gegen sich hat. Markierungsstriche erweisen sich beim Arbeiten über Kopf als genauso unverzichtbar wie eine zweite Person. Sie muss die Bahn halten, solange sie noch nicht fixiert ist. Das klassische Hilfsmittel ist ein sauberer Besen mit feinen Borsten, der 50 bis 60 Zentimter breit sein sollte. Man kann sich auch eine T-förmige Hilfskonstruktion aus zwei Latten basteln, die oben mit Stoff gepolstert wird. Die Arbeitsteilung besteht darin, dass die erste Person die Bahnen zunächst auf einer Länger von etwa 50 Zentimetern fest andrückt und sich dann schrittweise vorarbeitet, während die zweite Person die Tapete in der Schwebe hält.

Mit ein wenig Übung funktioniert auch eine andere Methode: die Bahn wird auf mindestens 50 Zentimeter Länge an der Decke fixiert. Dann wechseln die Aufgaben: Wer bisher geklebt hat, hält nun das herabhängende Ende der Tapetenbahn, damit der Inhaber des Besens zur Klebestelle vorrücken kann. Er drückt nun den Rest der Bahn an die Decke, indem er den Besen wie eine Tapezierbürste verwendet.

Fehler vermeiden und Fehler beheben

Beim Tapezieren möchte manch einer eine Abkürzung nehmen oder arbeitet im Laufe des Tages schlicht nicht mehr sorgfältig. Das ist in vielen Fällen kein Problem. Wer zumindest die wichtigsten Fehler vermeidet, kommt dennoch gut zurecht. Andere Fehler können gut ausgebessert werden.

  • Dünne Papiertapeten kann man mehrfach überkleben – sofern die unterste noch fest an der Wand haftet. In der Regel sollte aber bei der dritten Lage Schluss sein.
  • Erweist sich eine Wand nach dem Kleben der ersten Bahn als zu saugfähig, gilt der Satz: doppelt hält besser. Man streicht dann die Tapete und die Wand mit Kleister ein.
  • Lösen sich beim Andrücken der Bahn wiederholt die Ränder – und eine zusätzliche Portion Kleber hält die Naht auch nicht – hilft man sich mit so genanntem Naht- und Reparaturkleber. Diese gebrauchsfertigen Dispersionsstoffe eignen sich besonders für widerspenstige Vinyltapeten.
  • Wer es versäumt hat, vor dem Tapezieren senkrechte Markierungen zu ziehen, sollte spätestens nach der zweiten Bahn den Abstand zur nächsten Ecke messen. Es ist viel leichter, mal eine Bahn wieder abzuziehen, als feststellen zu müssen, dass man am Ende der Wand völlig schief angekommen ist.
  • Luftblasen lassen sie sich mit einer Bürste oder der flachen Hand heraus massieren, indem man sie zum nächstgelegenen Rand drückt, wo die Luft entweichen kann. Klappt das nicht, ritzt man die Blase mit einem Cuttermesser leicht an und drückt sie aus.
  • Ein leidiges Thema sind Falten in der Tapete. Sie gehen immer auf einen Fehler in der Verarbeitung oder Vorbereitung zurück. Das beste Gegenmittel ist, die betroffene Bahn wieder abzuziehen und erneut auszurichten. Ist es dafür zu spät, schneidet man die Falte mit einem scharfen Messer längs ein und bestreicht sie wandseitig mit Kleister. Mit einem feuchten Lappen oder einer Bürste wird die Falte dann wegmassiert.
  • Besonders ärgerlich sind Risse in der Tapete. Sie gehen bei Papier meist auf eine überschrittene Weichzeit zurück oder sind die Folge unsanften Arbeitens. Ist die Bahn schon an der Wand, wird die Stelle um den Riss mit etwas Kleister bepinselt. Dann kann man wie bei einem Abziehbild verfahren: solange die Tapete noch auf dem nassen Kleber schwimmt, schiebt und drückt man sie in Richtung Riss, bis er optisch verschwunden ist. Geht das nicht mehr, kann man die Stelle überspachteln. Das geht zumindest bei Raufaser- und dicken Papiertapeten, die ohnehin überstrichen werden sollen. Bei Mustern schneidet man mit einem Cuttermesser ein eckiges Stück aus der Tapete heraus und füllt die Lücke mit einem identischen Stück aus einem Tapetenrest.